Das Menü bestand aus einer Tüte Paprikachips, weißen und rosafarbenen Schaumgummis, einer halben Packung Schokowaffeln, einigen Riegeln gefüllter Erdbeerjoghurtschokolade, Sahnepudding, zwei Portionen von meinem selbstgemachten Tiramisu, zwei Stücken Zwetschgendatsche, die die Nachbarin vorbeigebracht hatte, und Cola. Der Abend begann zaghaft, unentschlossen. Der Radiosender spielte die aktuellen Charts. Das Leben, an dem ich nicht teilnehmen konnte, war draußen. Mit Freunden, die ich nicht hatte. Ich riss die Chipstüte auf, öffnete das Papier der Schokoriegel, zögernd. Die Erdbeerfüllung schmeckte. Ich aß zwei Riegel, dann hörte der Genuss auf. Ich aß weiter, auf süß folgte sauer, dann salzig. Meine Scham wuchs mit jedem Bissen. Ich fraß mich in Rage. Die Scham wich der Entschlossenheit, das durchzuziehen. Ich fühlte Kraft in mir hochschießen. Mein Bauch spannte. Ich wollte pausieren, doch dafür war es zu spät. Das Maß war überschritten, der Weg zurück der einzig gangbare. Gemeinsam mit der Flasche Cola schritt ich ins Bad, hob die Klobrille an, und goss mir einen großen Schluck von dem zischenden Sirup in die Kehle. Danach steckte ich mir die zwei Finger in den Rachen und hielt sie dort, bis es aus mir herausbrach. Dann wieder Cola, wieder die Finger, um weiter zu kotzen. In Gedanken kotzte ich auf all das, was mir stellvertretend für ein glückliches Leben serviert worden war. Der gutsituierte, biedere, sichere Scheiß, eine Zukunft in Vorfreude auf den nächsten teuren Urlaub, Menschen, die mir nichts zu sagen hatten und denen ich nie etwas bedeuten würde. Meine Tränen waren verzweifelt. Ich kotzte ihnen alles vor die Füße, so lange, bis ich leer war. Am Ende schmerzte nur mein Rachen. Doch ich war frei.
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