Momentan wüsste ich nicht, wie das möglich sein sollte. Von dem, was wir bisher wissen, scheint die Geschichte auf einen Suche-Plot oder einen Rettungs-Plot (falls die Prinzessin von dem Kammerdiener mit Versprechungen weggelockt oder gar gezwungen wurde zu gehen) hinauszulaufen.
Falls es ein Suche-Plot ist, wäre Daerb die Hauptfigur, die mithilfe der Gnomlinge (schräge Art von Kumpeln, evtl. Kumpel wider Willen) die Prinzessin (entweder Antagonistin, wenn sie nicht gefunden werden will oder Opfer, wenn sie verschleppt wurde) wiederfinden muss.
Wenn es jetzt eine Szene aus der Sicht der Prinzessin gäbe, würde diese kaum Sinn ergeben, falls die Prinzessin freiwillig mit dem Kammerdiener mitgegangen ist. Und die Aussage des Königs deutet darauf hin. Was sollte in einer solchen Szene passieren? Die Prinzessin hat ihr Ziel doch erreicht. Sie ist mit ihrem Liebsten durchgebrannt und versteckt sich jetzt irgendwo, vielleicht sogar im Ausland. Ihr einziges Ziel könnte momentan nur noch darin bestehen, einen Priester zu finden, der sie und den Kammerdiener traut. Und da hätte sie von Daerb (ihrem Antagonisten) gerade auch nicht viel zu befürchten, weil er viel zu weit weg ist, um eingreifen und sie an ihrer Zielerreichung hindern zu können.
Dann käme es auf die Gesetze des Landes an: Wäre eine Heirat endgültig? Würden die Gesetze ihrem Ehemann die Möglichkeit geben, sich an ihrer Macht zu beteiligen, wie es eigentlich der Sinn einer Ehe ist? Oder könnte sie sich scheiden lassen? Aber wenn die Ehe in der Geschichte nicht endgültig ist, hat sie auch nicht das Potenzial eines Schmelztiegels, der für die notwendige Spannung sorgt. Wenn man den Schritt der Eheschließung rückgängig machen könnte, bräuchte man sie gar nicht heiraten zu lassen.
So, wie ich den Hauptkonflikt bisher verstanden habe, hat die Prinzessin momentan kein Ziel und auch keinen Antagonisten, denn Daerb hat ja gerade erst von dem Auftrag erfahren.
Was hat Daerb überhaupt für Anhaltspunkte bekommen, um die Prinzessin wiederzufinden? Ich meine, wenn für sie so viel auf dem Spiel steht (Sie soll eigentlich einen anderen heiraten), dürfte sie alles daransetzen, sich nicht finden zu lassen. Wenn sie schlau ist, geht sie ins Ausland und Daerb findet sie nie. Eigentlich hätte Daerb in der Szene mal nach ein paar Anhaltspunkten fragen sollen, wo sie sein könnte, sonst sucht er sich tot. Er kann ja nicht die ganze Welt absuchen, oder?
Also, wenn es ein Suche-Plot wird, ist Daerb die Hauptfigur.
Falls es sich um eine Entführung handelt, wäre die Prinzessin das Opfer. Dann hat sie in der Geschichte gar keine Funktion. Der Leser wird sie erst am Ende kennen lernen, wenn sie gerettet wird.
Und falls sie freiwillig geflohen ist, wird sie die Antagonistin zu Daerb, die sich nicht finden lassen will. Allerdings wird sie erst ins Handeln kommen, wenn Daerb ihr nahe genug auf die Pelle gerückt ist, um ihr das Leben schwerzumachen, kurz bevor er sie zu finden droht. Das könnte noch eine Weile dauern. Da sehe ich im Moment nicht, wie man zwei Erzählperspektiven unterbringen sollte.