Business as usual (erster Entwurf)

Ich möchte mal einen Versuch wagen. Ich weiß noch nicht, ob es einen Namen dafür gibt, ob es überhaupt schonmal jemand gemacht hat. Der Grundgedanke ist, Wissen in Geschichtenform zu vermitteln, so ähnlich wie man in den Donald-Duck-Comics ja auch einiges an nützlichen Infos finden kann. Ein „narratives Fachbuch“ vielleicht.

Technisch geht es um die Frage, für eine Access-Applikation ein Setup zu bauen. Romantechnisch soll eine typische Situation in einem Büro aus der Sicht eines Admins, Supporters und Entwicklers in Personalunion geschildert werden, die die Rahmenhandlung darstellt.

Also gewissermaßen …

Business as usual

Also dann, fröhliches Meckern :slight_smile:


»Herr Johoost, bei mir geht ja ma widder gor nix!« Die Stimme am Telefon klingt drängend. Als ob die ganze Firma still stünde, weil Frau Kieber mal wieder eine falsche Taste gedrückt hat. Und natürlich ist sie nie schuld daran. Das weiß man doch, dass die Tasten einem immer in den Weg springen! Ständig sind sie woanders, wie soll man (Frau) da denn noch den Überblick behalten?
»Was geht denn nicht?«, frage ich.
»Na, nix!«, schrillt es zurück.
Ich verzichte darauf, ihr die Unlogik zu erläutern, das führt erfahrungsgemäß zu nichts. Da frage ich lieber nochmal nach. »Ist es das Access wieder?«
»Was für ein Exzess? Es ist dieses neue Ah-pe-pe«, sagt sie langsam.
Ja, es ist Access. Mal wieder. »Warten Sie, ich komme schnell mal rüber.«

Während ich auf dem Weg bin, will ich mich kurz vorstellen. Ich bin Bastian Jost und »Mädchen für alles« in der Firma, jedenfalls was die IT betrifft. Wenn man in einem so kleinen Laden weiß, wie Computer, Excel und Access geschrieben und ausgesprochen wird, ergibt sich das automatisch. Die Firma ist recht klein, nur 20 Leute auf 2 Gebäude verteilt, die etwa 100 Meter auseinander stehen. Kein Wunder, dass mein Schrittzähler immer um die Mittagszeit schon »Tagesziel erreicht« jubelt.
Neben der IT-Administration (»Das machen Sie doch mit links, so ein Netzwerk braucht doch keine Betreuung!«) supporte ich die Anwender, wenn sie mal wieder ein Problem haben.
Und da ich irgendwann nebenher erwähnt hatte, dass ich auch programmieren kann, mache ich auch das noch (»Programmieren? Das sind doch eh nur ein paar Mausklicks!«). Gott sei Dank, möchte ich sagen, denn die Arbeit macht mir Spaß. Mehr jedenfalls als der Vertrieb, weswegen ich ursprünglich eingestellt wurde.

Eigentlich müsste ich nicht immer persönlich zu den Anwendern gehen. Fernwartungssoftware ist schließlich nicht erst gestern erfunden worden. Ob es nun TeamViewer, AnyDesk oder Microsofts eigenes Remotedesktop ist, egal. Alles ist besser als latschen. Aber die Firma genehmigt so etwas nicht (»Seien Sie nicht so faul, die paar Schritte können sie schon mal laufen.«). Und außerdem, wurde argumentiert, sei das ja furchtbar gefährlich, wenn da jeder an jedem anderen PC etwas manipulieren könnte. Oh ja, sowas von gefährlich, vor allem weil kaum jemand seinen Rechner sperrt, wenn er oder sie mal den Arbeitsplatz verlässt. Aber das ist ja was anderes.
Na gut, etwas Bewegung hat noch niemandem geschadet, denke ich mir. Unnötig zu erwähnen, dass ich in so einem Supportfall nicht gerade renne.

Die »A-pe-pe« ist eine kleine Access-Applikation von mir. Diese hatte ich ursprünglich nur geschrieben, um einem Sachbearbeiter das Leben zu erleichtern. Anstatt wie vorher die Daten monatlich in ein Excel-Sheet einzugeben, hatte ich ihm ein Eingabeformular gestaltet, das zugleich auch die Eingaben auf Plausibilität prüfte. Wenn alles stimmig ist, werden die Daten automatisch in eine Tabelle einer Access-Datenbank im Netzwerk gespeichert. Keiner außer mir weiß, wo die Datei liegt, daher kommt auch keiner auf die Idee, die Daten zu manipulieren – die Access-Applikation lässt dies zehn Minuten nach der Eingabe nämlich nicht mehr zu. Und nebenher speichert sie auch, wer den Datensatz eingegeben hat.
Warum ich eine »aufwändige« Access-Applikation geschrieben habe, wo Excel doch so viel einfacher ist? Das stimmt, einfacher ist Excel sicher. Aber es lässt auch wesentlich mehr Freiheiten, was die Struktur der Tabellen betrifft. Das nutzen die Anwender gerne mal aus, und dann scheitert die weitere automatische Auswertung mit anderen Programmen. Da ist es besser, wenn von vornherein nur das eingegeben werden kann, was man haben will, und das lässt sich bei Access viel besser sicherstellen. Denn für die meisten Anwender gilt: Was ich nicht sehe, das existiert nicht.

Als kleinen Nachteil kann man bei einer Access-Applikation betrachten, dass die Datei (der Typ ist im Standardfall .accdb) nicht nur auf den PC des Users kopiert werden muss. Es sollte auch wenigstens ein Icon auf dem Desktop dafür angelegt werden. Zwingend ist das natürlich nicht, aber um den Anschein der »Applikation« zu erwecken, ist es sinnvoll. Das muss ich dann manuell machen, und da es keine Fernwartung gibt, leider persönlich vor Ort.

»Hallo Frau Kieber. Wo drückt denn der Schuh?«
»Ach Herr Jost, da sind Sie ja endlich«, begrüßt sie mich.
»Zeigen Sie mir doch am besten mal, was das für ein Fehler ist«, sage ich. Sie dreht sich zu ihrem PC um und greift nach der Maus. »Sehen Sie, hier …«, sie wedelt hektisch mit dem Mauszeiger. »Hier war früher immer das Bildchen mit dem Schlüssel. Das muss ich anticken, damit das Ah-pe-pe aufgeht. Aber da ist nichts mehr!«
Sie hat recht, das Icon ist verschwunden. Da es auch sonst nirgendwo zu finden ist, lege ich einfach ein neues an, was mittels Kopieren und Verknüpfung einfügen nicht schwer ist.
»So, das war’s«, sage ich. »Nun ist das Icon – Verzeihung, das Bildchen – wieder da.«
»Ach, danke schön, Herr Jost. Sie sind so ein Schatz!« Nun ist sie voll des Lobes, was mich natürlich freut. Frustrierend dabei ist nur, dass dies alle paar Tage vorkommt. Auf die Dauer werden solche trivialen Aktionen ziemlich nervig. Aber Schulungen für Anwender mag mein Chef ebenso wenig wie Fernwartungsprogramme. Sein Argument ist immer: »Wofür haben wir Sie denn?«

So geht es tagein, tagaus. Immer kommt jemand mit einer Kleinigkeit. Mal ist es ein Icon, das wundersamerweise verschwunden ist, mal die ganze App. Dann hat Access einen Hänger und wird per Taskmanager abgeschossen. Oft genug geht dann der nächste Start schief. Sowas können sie, die User, da sind sie flott dabei. Geduld, sage ich immer, lassen Sie dem Programm doch ein wenig Zeit. Aber nein, alles muss hopp-hopp gehen. Und ich darf dann durch die Flure hetzen, damit die Herren und Damen endlich wieder arbeiten können. Die stehen doch sowieso den ganzen Tag in der Küche oder der Raucherecke!
Aber mich fragt ja keiner.

Wie heißt es so schön? Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Dann muss ich mir jetzt eben selbst helfen. Ich baue mir jetzt ein Setup.

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Sehr gerne gelesen. Nichts zu meckern. Alles verständlich und kurzweilig obendrein.
Daumen hoch von mir!
Gruß gui

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Gut geschrieben. Wie „im richtigen Leben“. Genau so läuft das in den von Ihnen beschriebenen Betrieben ab und auch ich habe mich wieder erkannt, da ich hier und da auch zu solchen Unterstützungen herangezogen wurde. Wenn man als Supporter schnell hilft, dann ist man für 3 Minuten der Held, aber bereits 3 Minuten später ist man schon wieder „unnützer Ballast“. Weiterhin viel Erfolg!

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Ich finde den Text echt spitze. Besonders der Einstieg hat mir großen Spaß zu lesen gemacht. Wenn man auch nur entfernt ähnliche Geschichten von Leuten gehört hat, die auch den IT-Support für andere machen, dann erkennt man die beschriebenen Phänomene („Es geht nix mehr!“) wieder. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass man, wenn man noch nie gehört hat, wie ein IT-Supporter die Aussage „Es geht nichts mehr“ als Unsinn abgetan hat (weil ja offenbar mindestens das Telefon/E-Mail/Computer geht, je nachdem, über welchen Kanal die Problemmeldung gekommen ist), etwas verwirrt von solchen nicht weiter erklärten Aussagen ist wie

In Absätzen vier und fünf finde ich den Text etwas schwieriger zu lesen als in den Absätzen davor und danach, weil es da in die technischen „Details“ geht. Besonders den Teil ab

musste ich mehrfach lesen, um ihn zu verstehen. Es fängt an bei „Das stimmt, einfacher ist Excel sicher“, wo die beiden Wörter „einfacher“ und „sicher“ einander so ähnlich aussehen, dass ich abbremsen musste, um herauszufinden, dass die Satzstruktur hier sozusagen verdreht worden ist (Subjekt steht nicht vorne, sondern erst nach dem Prädikat) und dass sich „sicher“ auch nicht auf die Datensicherheit bezieht, die im Abschnitt davor behandelt worden ist. Auch, was für „Freiheiten“ das sind, die Excel bei der Tabellengestaltung sind und inwiefern die Anwender das ausnutzen, was zu Problemen führt, habe ich nur deshalb halbwegs zuordnen können, weil ich erst im letzten Semester Datenbanken als Modul im Studium hatte.

Übrigens: Wenn die User ihre Anwendungen bei Hängern selbst über den Taskmanager abschießen können, dann laufen sie ja schon fast unter fortgeschritten, oder? Mir musste das erst ein paar Mal von einem „Profi“ gezeigt werden, bevor ich mich das selbst getraut habe :laughing:

Und was mich noch ganz dringend interessieren würde: Warum ist denn das Icon jetzt verschwunden? Wurde es von der Dame Nutzerin aus Versehen gelöscht? :face_with_peeking_eye:
Auf jeden Fall bin ich ganz neugierig auf das fertige Werk, das verspricht, sowohl kurzweilig als auch lehrreich zu werden!

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Also, ChrisJ…
Fachlich bin ich raus. IT war noch nie meine Sache. Ich durfte mich beruflich mit der habituellen Intercuspidation (maximaler Vielpunktkontakt oder auch gewöhnliche Schlußbißlage) beschäftigen (Zahntechniker).
Trotzdem habe ich den Beitrag sehr gerne gelesen, weil ich mich schon auf der „Aaahh-nichts-geht-mehr-Seite“ erkannt habe. :grimacing: :face_with_symbols_over_mouth:
Also, Daumen hoch! :+1:
Gruß, Udo

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Ich habe nichts zu meckern und kenne ähnliche Geschichten aus meinem ehemaligen Büroalltag - auf Anwenderseite.

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Danke @CO2 für die ausführliche Besprechung. Ich denke, da werde ich an einigen Stellen noch etwas mehr erklären müssen.

Wie wäre es an dieser Stelle mit einer kurzen Erklärung, und in einem späteren Kapitel auf die Unterschiede zwischen Tabellenkalkulation und Datenbank näher einzugehen? Vielleicht im Zuge eines Seminars, das die Geschäftsleitung dann doch noch genehmigt hat, und das der Admin/Entwickler/Supporter/Seelsorger schließlich auch noch leicht „nebenher“ machen kann :slight_smile:

Man kann (sollte) die User nicht so einfach in Schubladen stecken. Manches punktuelle Fachwissen mag aus der Computerbild o.ä. stammen und wurde vielleicht gar nicht vollumfänglich verstanden. Aber schnelle Lösungen sind bei vielen Leuten durchaus willkommen (auch wenn sie aus technischer Sicht nicht angebracht sind).

Und das Icon? Tja, das wüsste Bastian sicher auch gern. Leider kommt man mit der Ursachenforschung in solchen Situationen oft nicht weiter, weil der User ja „nichts gemacht“ hat. Insofern würde ich das gern ungelöst lassen.

Bei dem Thema müsste ich die Segel streichen :slight_smile:

Ich möchte natürlich versuchen, die Fachthemen so verständlich wie möglich zu halten, notfalls halt – wie @co2 empfahl – mit ausführlichen Erklärungen. Wenn es dann allerdings wirklich zum Setup kommt, sollte am Ende auch etwas Verwertbares herauskommen. Im Idealfall wäre das Büchlein für Fachleser ebenso wie Laien nützlich. Mal sehen.

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Wenn dem Leser an der Stelle im Text kurz erklärt wird, was gemeint ist mit den Gestaltungsfreiheiten im Kontrast zur Auswertbarkeit durch andere Programme, reicht das meiner Ansicht nach schon, zumindest für diesen Kontext. Allerdings ist das kein Ausschlusskriterium dafür, das mit der Tabellenkalkulation-vs-Datenbank in einem anderen Kapitel näher zu erläutern.

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Anschlussfrage: Was meint ihr, kann ich den Slogan „ich setuppe jetzt“ da irgendwie einbauen? Oder kann es sein, dass Parship auf das Muster irgendwelche Rechte hat?

+++keine Rechtsberatung, nur Meinung+++
Kann mir nicht vorstellen, dass man auf einen Satz der Form Personalpronomen-Prädikat-Zeitangabe irgendwelche Rechte anmelden kann. Zur Not beim Patent- und Markenamt ins Register schauen oder so.
+++ +++ +++
Falls du allerdings vorhast, den letzten Satz aus deinem Text von oben auszutauschen, würde ich davon abraten, ich finde den, wie er da steht, verständlicher als „Ich setuppe jetzt.“

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