Buchrückentexte

Hallo zusammen,

leider war ich jetzt schon länger nicht mehr hier, weil ich ein neues Projekt zu Ende bringe.
Allerdings steht mir jetzt das Schlimmste bevor: Der Buchrückentext!

Habt ihr auch immer das Problem einen vernünftigen, spannenden Buchrückentext auf die Beine zu stellen?
Ich persönlich tu mich da echt schwer.
(Ich habe schon immer Zusammenfassungen gehasst …)

Die Frage ist immer:
Was bringe ich rein? Was ist wichtig und was kann weg? Man will ja nicht zu viel verraten, es aber spannend machen.
Wie geht ihr das an? Habt ihr da Ideen?
Wie lang darf er sein? 5 Sätze?

ICH HASSE DIESE DINGER!:rage:

Am liebsten würde ich schreiben: Lasst euch überraschen. Viel Spaß beim Lesen.
Aber nöööö …

Bitte sagt mir, dass ihr einen Tipp für mich habt. Ich verzweifle. :frowning:

LG Tessley

Ich würde die W-Fragen beantworten, die der eine oder andere vielleicht noch aus dem Deutschunterricht kennt.
Wer, wo, wann, was und warum.

Helfen kann auch die erste Stufe der Schneeflockenmethode von Randy Ingermanson. Da soll man den Roman in einem Satz zusammenfassen.
Ingermanson gibt ein Beispiel für den Roman “The Day of the Jackal” von Frederick Forsyth:

“It’s a thriller about a professional assassin hired by French terrorists to kill Charles de Gaulle.” (Von Ingermans Buch gibt es noch keine deutsche Übersetzung, soweit ich weiß.)

Dieser eine Satz ist für einen Klappentext natürlich zu knapp und zu trocken. Aber Du kannst ihn jetzt mit W-Fragen bzw. deren Antworten füllen.

Daraus könnte man sowas machen (mit Unterstützung von amazon …):
1963 wird ein anonymer Engländer von der O.A.S (Organisation armée secrète) angeworben, um den französischen Präsidenten Charles de Gaulle zu ermorden. Aufgrund eines fehlgeschlagenen Attentats im vorhergehenden Jahr wird der französische Staatsmann streng bewacht, sodass es beinahe unmöglich ist, sich ihm zu nähern.
Der Attentäter, der nur unter dem Pseudonym “Der Schakal” bekannt ist, muss um jeden Preis gestoppt werden, bevor er seinen mörderischen Plan in die Tat umsetzen kann. Doch wie spürt man einen Mann auf, von dem nicht mehr bekannt ist als ein Name?

Die Jahreszahl ordnet den Roman für den Leser zeitlich ein. Hier kann der Leser, der sich ein bisschen in Geschichte und Politik auskennt, schon Vorwissen mobilisieren.
Die Frage nach dem “Wer” wird bewusst nicht vollständig beantwortet. Man erfährt nur, dass es sich um einen professionellen Killer handelt, der unter seinem Decknamen bekannt ist.
Dann wird natürlich das Ziel genannt. Das ist wichtig, denn ohne Ziel kann es auch keinen Konflikt geben. Außerdem wäre ein Roman ohne Ziel nicht sehr spannend. Man würde sich mal hierhin und mal dorthin treiben lassen, und könnte nie sagen, ob man “angekommen” ist.
Ich würde auch nennen, was auf dem Spiel steht, bzw. den Konflikt deutlich machen. Was auf dem Spiel steht, muss hier eigentlich nicht so genau genannt werden, denn es ist jedem Menschen unserer Gesellschaft klar: Für den Präsidenten steht sein Leben auf dem Spiel, für den Killer ebenfalls - falls er geschnappt wird. (Die Todesstrafe wurde in Frankreich erst 1981 unter Mitterrand abgeschafft.)
Der Konflikt wird dadurch betont, dass das fehlgeschlagene Attentat und die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen erwähnt werden. So zeigt sich, dass der Killer es richtig schwer hat, seine Aufgabe zu erfüllen, was natürlich die Spannung erhöht.

Im Grund eignen sich die wesentlichen Informationen aus dem 1. Akt des Romans für den Klappentext. Sie sind die Grundvoraussetzungen dafür, dass die Geschichte losgehen kann. So richtig startet die nämlich erst mit dem Beginn des 2. Aktes. Alles, was vorher passiert, dient dazu, das Setting aufzubauen und die wichtigsten Charaktere einzuführen. Damit dürfte der Leser neugierig genug geworden sein, um den Roman lesen zu wollen.

Übrigens: Wenn Du das Schreiben eines Klappentextes hasst, solltest Du mal versuchen, ihn zu schreiben, bevor Du Deinen Roman beginnst. Am Klappentext kann man nämlich sehr schön sehen, ob der Roman funktioniert. Und falls das nicht der Fall ist, kann man das viel leichter ändern, als wenn man schon 300 Seiten geschrieben hat. Und wenn der richtige Roman dann doch etwas anders wird, ist es kein Problem mehr, den Klappentext leicht abzuändern. Ich finde es auch viel leichter, einen Klappentext zuerst zu schreiben, solange noch nicht viel vom Roman da ist, als ein 300- oder 400-Seiten-Werk auf wenige Zeilen “einzudampfen”.
Natürlich braucht es auch für diese Sache immer wieder Übung. Es ist nicht leicht, das Wesentliche aus einem Text herauszufiltern. (Das erlebe ich täglich in der Schule …) Du könntest für bekannte Bücher, oder Bücher, die Du gelesen hast, Klappentexte schreiben und sie später mit denen bei Amazon oder auf den Buchrücken vergleichen. Meistens hasst man Dinge, die man nicht so gut kann …

Mit der Schneeflockenmethode legt man jedenfalls schon eine gute Grundlage, um später leichter einen Klappentext schreiben zu können.
Am Ende eines Klappentextes schreiben viele eine Frage, die den Leser noch mehr dazu bewegen soll, den Roman zu lesen.

LG
Pamina

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Hallo Pamina22,

das wird bei mir nicht funktionieren, weil ich meistens selbst vorher nicht weiß, was bei meinen Romanen herauskommt.
Ich schreibe nicht strukturiert, sondern lass es fließen, wie es kommt.
Ich erstelle einen Charakter und eine grobe Story und das wars.
Der Rest kommt und geht mit den Entscheidungen meiner Charaktere. Meistens jedenfalls.
Wobei es da auch irgendwann schwierig wird, das Ganze wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, wo man am Ende hin will.
Aber genau das ist ja das, was mir am Schreiben so gut gefällt. Meistens werde ich selbst noch überrascht.

LG Tessley

Na, ob Du das im Großen (also beim Schreiben des Romans) oder im Kleinen (beim Schreiben eines Klappentextes oder einer Zusammenfassung) herausfindest, ist doch Jacke wie Büx! Nur hast Du im zweiten Fall viel weniger Arbeit, falls es schiefgeht. Und anpassen kann man es immer noch …

Viel Spaß beim Schreiben.

LG
Pamina

Dito! Noch schlimmer sind nur noch die Exposes, die, - egal, ob Dein Roman 300 Seiten oder 3000 Seiten umfasst - auf drei Seiten alles sagen sollen. Sagt der Verlag.

Toller Gedanke! Letztendlich steht ja oft erst der Plot, und dann kommt die Story. In diesem Fall wohl nicht.
Wenn es beim Klappentext hapert, hilft auch viel die Umschlaggestaltung, die kann einige Unklarheiten beseitigen. Mit einem guten, aussagekräftigem Bild/Foto zum Thema unterstützt man den Klappentext.
Ansonsten: Versuche den Klappentext zu mögen, verbinde Dich mit ihm. Was fühlst Du bei Deiner Story, welche Empfindungen werden ausgelöst oder willst Du auslösen? Stelle Dir ein Gegenüber vor, dem Du in der Kürze der Zeit - die Bahn kommt gleich, oder so - den Inhalt nahebringen willst. Wenn Du das Ende Deines Romans nicht kennst, würde ich den Klappentext eher nach hinten verschieben, bis die story fertig ist.
Was Du nicht weißt, kannst Du auch nicht andeuten/mitteilen.

Ich glaube, niemand schreibt die Dinger wirklich gerne.
Die Schneeflockenmethode, die Pamina hier vorschlägt, nämlich den Roman zuerst mal auf einen Satz (mit möglichst nicht mehr als 15 Wörtern) herunterzubrechen, ist dafür aber echt ne gute Übung, damit erkennt man nämlich sofort den Kern der Sache (bzw. eben auch, wenn keiner vorhanden ist).

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Hallo zusammen,
ich hole mal ein altes Thema wieder hervor.
Die ach so verhassten Buchrückentexte… grml…

Nun hab ich den Salat.
In meinem nächsten Band geht es um ein Geschwisterpaar.

Eigentlich sollte sie die Hauptperson sein, da es hauptsächlich um sie geht und sie einen Mann findet.
Allerdings wird sie die halbe Zeit manipuliert, so dass sie einen Großteil nicht von dem mitbekommt, was mit ihr gemacht wird und der Bruder und ihr Zukünftiger eher ins Bild rücken.
Ihr Zukünftiger spielt daher auch eine große Rolle, genau wie der Bruder, der immer auf sie aufpasst.
Sozusagen Dreiecksstory mal anders. Ziemlich kompliziert.

Nun zu meinem Problem:
Ich habe KEINE AHNUNG wie ich den Buchrückentext gestalten soll.
Aus Sicht von ihr? Über sie? Dem Bruder? Über ihn? Oder dem Zukünftigen? Über ihn und die Geschwister?
Oder nur die Geschwister?

Habt ihr einen Tipp? Hattet ihr so etwas schon mal?
Ich hab echt keine Ahnung… :confused:

LG Tessley

Hi Tessely,
eine Buchklappe soll neugierig machen, nicht mehr und nicht weniger.
Ich würde die Schwester wählen. Um sie geht es. Zu viele Personen zu benennen sorgt nur für Verwirrung. Schau auf deine Lese-Bücher. Was hat Dich veranlasst, genau diese zur Kasse zu tragen?
Schreibst du einen Entwicklungsroman?
Ist jetzt nur ein Beispiel und passt vermutlich überhaupt nicht auf deine Story.
Ausgang:
Lesley ist hat vieles von dem andere nur träumen können.
Toller Job, nette Freunde und den besten Bruder der Welt.
Und dann braucht ein Klappentext einen Angelhaken.
… wenn da nur nicht dieses vage Unbehagen wäre, welches Lesley begleitet, seit sie (den geheimnisvollen) Mr. Sowieso kennenlernte.
Sie beschließt, ihm nachzuspüren. Je näher sie ihm kommt, um so mehr begreift sie, dass sie längst die Kontrolle über ihr Leben verloren hat.
Das klingt jetzt eher nach Thriller als Liebesgeschichte.
Wichtig ist: Welches Genre hat dein Roman und wer ist Deine Zielgruppe?
LG
Dagmar

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Schwierig, ohne nähere Kenntnisse zum Inhalt oder der vorherigen Bände.
Spielen deine Figuren auch in den anderen Bänden eine prominente Rolle? Wenn der erste Band über den Bruder ging, der zweite über den Zukünftigen, wäre es evtl. stimmig, im dritten dann die Schwester in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn du schon zwei Bände über die Schwester geschrieben hast, macht es natürlich Sinn, sich auch im dritten auf sie zu fokussieren.
Welche Erzählperspektive nutzt du denn? Bei Ich- oder personaler Perspektive wäre die Lösung eindeutig. Bei wechselnder oder auktorialer Perspektive würde ich vielleicht mal grob überschlagen, welchen Anteil jeder deiner Protagonisten am Gesamtbuch ausmacht und da nach entscheiden.
Ein anderer Punkt, du schreibst oben, dass die Schwester die meiste Zeit manipuliert wird. Das klingt danach, dass sie sehr passiv ist und nur als Schachfigur gespielt wird, aber nicht selber spielt. Dann würde ich sie nicht in den Mittelpunkt setzen, im allgemeinen erwartet man einen Protagonisten, der auch aktiv Dinge angeht, passiv wird dann vom Leser gern als langweilig verstanden.

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Aktiv zu sein ist noch kein Beweis, dass man nicht manipuliert wird. :wink:

Ansonsten gebe ich Ralf aber recht. Wer treibt in jeder Szene die Haupthandlung?
Und aus wessen Sicht wird die Geschichte erzählt?
Falls das nicht die gleiche Person ist, hast Du noch zwei Kandidaten. Alle anderen sind raus.

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Ich musste erst einmal ein bisschen überlegen, was Du da auf den schmalen Buchrücken so alles schreiben willst. Ich kam aber schnell darauf, dass Du eigentlich den Klappentext meintest, also die Rückseite des Covers, nicht die Schmalseite, den Rücken, den Du im Bücherregal siehst.
Ja, das ist tatsächlich ein Problem! Selbst gestandene Autoren haben Respekt davor! Ist der Text oder die Handlung umfangreich, möchte man viel davon unterbringen. Das ist bei Romanen nicht anders, wie bei Sachbüchern. Um bei dem sehr begrenzten Platz auf der Rückseite viel unterzubringen, böte sich eine kleine Schrift an …
Andererseits: Viele potenzielle Käufer mögen in der Buchhandlung keine langen Texte lesen (außer sie vertiefen sich in den physischen Inhalt), und außerdem merken einige plötzlich, dass sie ihre Lesebrille im Auto oder zu Hause vergessen haben, sodass sie mit “langen Armen” lesen müssen.
Ich denke, das ist ein schlagendes Argument dafür, diese Texte kurzzuhalten und in einer gut lesbaren Schrift bei ausreichender Größe (12 bis 16 Punkt Arial, Times oder ähnlich) dem zukünftigen Leser zu präsentieren. Lege jedes Wort des Klappentextes auf die Goldwaage. Jedes Wort muss seine Funktion haben und lass den Leser mit Fragen zurück, die ihn interessieren. - Das sind Deine Verkaufsargumente.

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Als Leser ist es mir am wichtigsten, dass ich anhand des Klappentextes erkennen kann, welches Genre und was für ein Leseerlebnis ich zu erwarten habe. Ist es eine romantische Liebesgeschichte á la Dornröschen, oder ist es ein harter Psychothriller? Das will ich wissen. Ob in dem Buch irgendein Bruder eine Haupt- oder eine Nebenrolle spielt, ist mir für die Kaufentscheidung total egal.

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Hallo zusammen,

Das ist nicht das Problem, das bekomme ich mit jedem Charakter hin. Mit dem kurz halten finde ich immer am schwierigsten, denn sie sollten max. 4-5 Sätze lang sein. Dass muss reichen.

Ja, tun sie, aber meist dann nur noch als Nebendarsteller. Wobei der Bruder seinen eigenen Band bekommen wird.

Ich nutze auktoriale Erzählperspektive.

Genau da sehe ich auch das Problem, ehrlich gesagt.
Ab ca. der Hälfte des Bandes wird sie zwar nicht mehr so passiv, aber es ist schwierig, sie wirklich in den Mittelpunkt zu stellen, auch wenn es in dem Buch überwiegend um sie geht.

Vielleicht sollte ich es mal mit den Geschwistern selber versuchen, denn sie bestreitet den Hauptstrang, da es um sie geht und ihr Bruder bestreitet den Nebenstrang der Gesamtstory.
Vielleicht macht das mehr Sinn, als sich auf einen der beiden zu versteifen.
Ihr Zukünftiger ist nicht in allen Szenen drin, also würde er am wenigsten Sinn machen.

Ich setze mich mal dran und werde berichten, ob das funktioniert.
Danke euch schon mal :slight_smile: Von allein wäre ich nicht drauf gekommen.
Brett vorm Kopf!:laughing:

LG Tessley

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Dann mal gutes Gelingen! :slight_smile: