Buch über Storytelling

Hallo zusammen,
ich plane ein Buch über Storytelling zu schreiben. Allerdings gibt es ja schon viele Bücher zu dem Thema. Daher meine Fragen:

  • welches Thema macht euch am meisten zu schaffen?
  • was würdet ihr gerne intensiver behandelt wissen?
  • welche Themen wären euch zusätzlich noch interessant?
  • was wollt ihr auf keinen Fall lesen (z.B. Zeitverschwendung)?
  • eher ein Anfänger oder ein Fortgeschrittenen Niveau?

Ich freue mich auf eure Ideen / Anregungen :slight_smile:

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Ich schicke vorweg: Wahnsinnig viele Bücher über Storytelling habe ich nicht gelesen, weil ich schon nach den ersten den Eindruck hatte, daß sie sich ziemlich wiederholen. Was ich außerdem schwierig finde, ist die Balance zwischen “So sind die Regeln” und der eigenen Freiheit. Denn das, was entsteht, wenn man sich zu 100 Prozent an die Regeln hält, kann man in genau den Filmen beobachten, die ich ausschalte, und in den Büchern lesen, von deren Autoren ich kein zweites anfasse.

Woraus ich bei Büchern, die mich in etwas anleiten wollen, den meisten Nutzen ziehe, sind Beispiele, gern auch kombiniert mit Writing Prompts. Also nicht: Hier, die 3-Akt-Struktur, sie funktioniert, denk mal an Buch / Film XY. Sondern darüber hinaus: Das würde passieren, wenn wir die Struktur brechen. Und: Hier hast Du ein Anfangsszenario; entwirf selber ein grobes 3-Akt-Schema. Berücksichtige dabei diese Faktoren. Und als Kontrast: Nimm die Struktur und brich sie an einer Stelle - aber so, daß Dein Plot davon profitiert.

Du sagtest es ja selber: Es gibt schon sehr, sehr viele Bücher zum Thema. Und die wiederholen sich. Also: Finde etwas, das noch nicht tausendmal abgedeckt wurde. Nicht schon wieder 3, 5 oder 7 Akte (das oben war nur ein Beispiel) oder die Heldenreise. Es sei denn, Du kannst genau die so erklären, wie es noch niemand vor Dir getan hat. Ich finde, Du hast Dir da ganz schön was vorgenommen, wenn es etwas Neues werden soll!

Plot Twists: Wie komme ich auf die zündende Idee, wie verankere ich sie in meinem Buch, wo fange ich an, Fährten zu legen, ohne zu viel zu verraten, wie führe ich all die Fäden am Ende sinnvoll zusammen? Plot Twists wirken schnell konstruiert. Wie bekomme ich sie so hin, daß der Leser im Nachhinein sagt: Geniale Idee - ich bin nicht drauf gekommen, aber jetzt, wo ich es weiß, sehe ich, wie Du sie angelegt hast!

Puh. Einerseits - wenige Storytelling-Bücher gelesen - würde ich mich als Anfänger einstufen. Andererseits haben sich wohl alle, die an einem Buch arbeiten, schon mit dem Thema befaßt und sind daher in gewissem Sinne fortgeschritten. Und wenn ich mal nach Storytelling-Büchern google: Anfängerbücher scheint es schon genug zu geben; daher vielleicht auch zumindest ein Teil der von mir empfundenen Wiederholung. Ich wäre für eine gute Portion Anspruch. Das würde für Dich aber wahrscheinlich bedeuten, daß Du keinen Überblick über Storytelling schreibst, sondern Dir einen Aspekt nimmst und ihn vertiefst. Ob Du das willst, weißt nur Du.

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@Buchling hat ja schon wichtige Punkte aufgeführt, hier noch ein paar Dinge, die mir so durch den Kopf gegangen sind.

  • Wie schafft man es, zu seinem Text eine gewisse Distanz aufzubauen und ihn mit den Augen eines Lesers zu sehen, der die Figuren, den Plot, Erzählstrukturen, etc. nicht kennt?
    Dies soll keine Testleser ersetzen, aber eine qualitativ höherwertige erste Version ergeben. Ein gewisses Maß an Betriebsblindheit wird sich nicht vermeiden lassen, aber es gibt bestimmt Tricks und Tipps, wie man so etwas angehen könnte. Für den Autor sind Motivation und Handlungen seiner Figuren völlig klar und man geht davon aus, dass „die Welt“ es auf jeden Fall auch versteht und genauso sieht.
  • Das rechte Maß an Hintergrundinformationen
    Background verleiht einer Figur Hintergrund und Tiefe oder treibt die Story voran - im besten Fall beides. Die beiden Extremen, die mir in Geschichten dazu begegnet sind, schwanken von einem achselzuckenden „Ist halt so“ bis hin zu geschwätzigem Infodump voller Geschwafel, dass Urgroßtante Liselotte bei einem Blumenkohlessen von ihrem Verehrer verlassen wurde, über die große Blumenkohlkrise 1838 und ihre Folgen für die Weltwirtschaft, um dann nach 23 Seiten in der Erkenntnis zu gipfeln: „Und darum mochte Esmeralda Mutschelknaus keinen Blumenkohl.“ - was dann vorzugsweise für den Rest der Geschichte keinerlei Relevanz hat.
  • Geeignete Methoden für die unterschiedlichen Schreibtypen
    Meine naive Vorstellung wäre dabei ein Test, wo verschiedene Kriterien abgefragt werden und dann je nach Ergebnis gezielt auf Methoden und Tipps eingegangen wird, also bspw. „Du bist ein Plotter, neigst zur Prokrastination und möchtest High Fantasy schreiben. Dann solltest du dich mit der Methode xy vertraut machen, die deinen individuellen Stärken entgegen kommt.“

Da bietet ja unter anderem dieses Forum gute Anregungen, wenn man mal so die diskutierten Themen anschaut.

  • Juristisches
    Was ist bei der Verwendung von Zitaten, Liedtexten, Markennamen, historischen oder gegenwärtigen Personen zu beachten?
  • Möglichkeiten und Vorgehen bei der Veröffentlichung, mögliche Stolperfallen, auf die man achten sollte
  • Wann ist eine Story fertig erzählt und wie lässt man los?
  • Die 3786. Darstellung der diversen Erzählstrukturen und ihre jeweilige krampfhaft zurechtgebogene Anwendung am Beispiel von Star Wars oder Harry Potter. Dazu kann man genug im Internet finden.
  • eine selbstverliebtes Elaborat mit dem reißerischen Titel „Wenn du mein Kochrezept befolgst, wirst du den nächsten Bestseller schreiben“, wo auf jeder Seite deutlich die Geisteshaltung „Alles Deppen, außer mich“ durchschimmert. Gibt schon zu viele davon.

Davon abgesehen gibt es ja schon genug mehr oder minder gute Ratgeber, die freundlich-belehrend geschrieben sind. Du könntest ja das Pferd von hinten aufzäumen und ironische Tipps geben, wie man einen grottenschlechten Roman schreibt und es dem Leser überlassen, seine Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Ich stelle mir das ungefähr so vor:
„Um einen wirklich schlechten Roman zu schreiben, kommen Sie um die Verwendung von Klischees und Stereotypen wie der dummen Blondine oder dem gefühlvollen Bad Boy nicht herum. Führen Sie ihre Leser in die Irre durch geschicktes Mäandern durch sämtliche Genres. Ein kompliziertes coming of age Drama, dass den Mord an einem Elfen, die zarte Romanze zwischen einer Trollin und einem Vampir an Bord eines interstellaren Raumschiffs geschickt mit zusammenhangloser Gegenwartskritik verbindet, wird immer wieder gern genommen. Achten Sie bei Sexszenen darauf, dass ihre männlichen Protagonisten immer Boxershorts eines bekannten Unterwäscheherstellers tragen. Verwenden Sie großzügig Blähwörter, um ihre belanglose Kurzgeschichte auf Umfang und Spannungsebene eines Telefonbuchs einer beliebigen bundesdeutschen Großstadt zu heben. Überraschen Sie ihre Leser mit einem Ende, dass absolut nichts mit dem Storyverlauf zu tun hat und auch mit fortgeschrittenen Kenntnissen in Rätselraten nicht vorhersehbar oder derartig trivial ist, dass der Leser nicht umhin kommt, ihre Chuzpe zu bewundern.“
So was in der Art. Ich würde so ein Buch gerne lesen, aber mir wurde auch schon von vielen Seiten ein etwas schräger Humor bescheinigt. :kissing:

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Hallo @Unbefleckte,
du belehrst den Threadersteller und was das über dich dann aussagt, hast du ja mit deinem genannten Zitat schön belegt.

Zu deinem Postscriptum:
Ich glaube nicht, dass du missverstanden wirst, du bist erfrischend klar und deutlich in deinem Beitrag. Ich empfinde deinen Beitrag auch nicht als beleidigend, eher als arrogant und Ausdruck einer elitären Geisteshaltung, die sich selbst für das Maß aller Dinge hält. Damit will ich dich in keinster Weise beleidigen, sondern nur mitteilen, was ich beim Lesen deines Beitrages empfinde.

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Das ist doch schon mal was. Damit kann ich leben und an mir arbeiten. Ich bin arrogant und elitär oder werde so empfunden. Das finde ich als Aussage über meinen Text besser als indifferentes Geschimpfe à la ich sei ein Provokateur. Du würdest also ein Buch von ihm lesen wollen? Das wundert mich zwar, aber ich ziehe meine Einwände zurück.
Deutschland schafft sich anscheinend wirklich ab. Zugunsten von Amerika. Wir waren einmal ein Volk von Leuten, die dachten, was sie sagten. Aber nach siebzigjähriger Indoktrination aus dem Angesächsischen ist es damit nicht mehr weit her. Heute ist es auch bei uns verpönt, jemandem zu sagen, er macht Mist. Denn (lt. USA) kann aus dem Mist immer noch was Tolles werden. Eine Blume kann auf ihm wachsen z.B.
Ich finde das ein wenig schade. Unter dem Deckmantel der absoluten Rücksichtnahme wird großzügig über Fehler hinweggesehen, die ein Autor und jemand, der Autoren lehren und belehren will, besser nicht machen sollte, will er erstgenommen werden. Aber ich scheine alleine auf weiter Flur zu sein, deswegen hab ich dann auch kapituliert.

@RalfG Bin auch gar nicht beleidigt. Im Gegenteil, eher froh, mal etwas anderes als Unterstellungen zu lesen. Wie soll ich an mir arbeiten, wenn ich nicht weiß, woran?

Ich muss gestehen, dass ich es ein wenig so sehe wie @Unbefleckte. Es gibt schon eine Menge Schreibratgeber auf dem Markt. Da muss man schon etwas Besonderes bieten, damit es aus der Masse heraussticht und sich verkauft. Menschen, von denen ich gern einen Schreibratgeber lesen würde, schreiben wohl keine. Rebecca Gablé, zum Beispiel.
Die Idee von @RalfG, einen Anti-Ratgeber zu schreiben, habe ich so ähnlich auch schon gelesen, ich glaube, in L.C. Frey “Story Turbo. Der Ratgeber mit System. Schreiben Sie Ihr bestes Buch in vier Wochen oder weniger.” Abgesehen davon, dass ich es utopisch finde, in vier Wochen einen Roman zu schreiben, stimmen seine Ratschläge kaum mit dem überein, was er in seinen Büchern realisiert hat. In seinem Ratgeber gibt es einen Auszug aus seinem Roman “So kalt dein Herz”, den er als Rohfassung bezeichnet. Um die endgültige Version zu lesen, solle man den Roman kaufen. Das habe ich getan - als Kindle E-Book. Ich habe kaum einen Unterschied zwischen der Rohfassung und der Endfassung dieses Textauszuges feststellen können. Es war vielleicht eine Handvoll Wörter verändert - aber nichts Grundsätzliches. In der Szene dieses ersten Kapitels (nach dem Prolog) steht der Protagonist mindestens 2 Seiten lang vor einem Haus, das er gekauft hat, einer Bruchbude, die er renovieren will, und denkt über sein Leben nach. Über die Trennung von seiner Lebensgefährtin, die sich geweigert hat, in diese Baustelle einzuziehen. Eine Rückblende, bevor die Handlung überhaupt begonnen hat. Für mich geht das gar nicht. Ich hätte die Freundin noch in dieser ersten Szene auftreten und die beiden sich streiten lassen, dass die Fetzen fliegen. Dann hätte der Leser diese Freundin auch mal kennen gelernt und sich selbst ein Bild von ihr machen können. Aber leider gibt es mehr oder weniger einen Infodump über das Leben des Protagonisten.
Danach konnte ich den Schreibratgeber nicht mehr sehr ernst nehmen. Empfehlen würde ich ihn nicht. Und den Roman auch nicht - obwohl ich mich bis zum Ende durchgekämpft habe. Am Ende hatte ich mir eine lange Liste von Anmerkungen notiert, was ich bei dem Roman anders gemacht hätte. Vielleicht habe ich mir so beim Lesen einen eigenen Ratgeber gebastelt.
Vielleicht bin ich auch schon über die Grundlagen hinaus. Ich lese jetzt keine Schreibratgeber mehr. Na ja, neulich habe ich mit einem auf Französisch geliebäugelt. Ich habe so den Eindruck, dass es da auch ein paar kulturelle Unterschiede geben könnte, und die meisten Ratgeber sind ja im Orginal englisch. Ich würde den französischen Ratgeber allerdings nicht so sehr lesen, um etwas über das Schreiben zu lernen, sondern eher, um zu sehen, ob die Franzosen irgendwas anders machen oder andere Dinge in den Vordergrund stellen. (Oder weil ich gerne mal wieder was auf Französisch lesen würde.)
Ich halte mich nicht mehr für einen Anfänger. Ich lese vielleicht hier und da noch mal eine Stelle über ein bestimmtes Thema nach. Aber ansonsten arbeite ich mit einem Coach, den ich für diese Arbeit auch bezahle. 100 Euro pro Stunde sind nicht wenig, aber ich denke, dass es die geleistete Arbeit wert ist. Das würde ich auch jedem Fortgeschrittenen raten: Sucht euch einen guten Coach und bezahlt ihn vernünftig. Dann könnt ihr gezielt die Themen diskutieren, die sich auf eure Geschichte beziehen, anstatt im allgemeinen Nebel des Grundlagenhandwerks stecken zu bleiben.
Das wäre vielleicht auch für @CaptGregSparrow eine Option, der ja in einem anderen Thread gefragt hat, ob und wann sein Roman fertig ist. Ein professionelles Lektorat (und nicht nur Korrektorat), vielleicht der ersten 100 Seiten, könnte sich da lohnen.

Das mag in etlichen Bereichen (z.B. dem der Anglizismen) zutreffen, aber gerade was das Schreibhandwerk angeht, sollten wir Amerika dankbar sein. Wir sind/ waren (?) nämlich auch ein Volk (der Dichter und Denker), das glaubt(e), schriftstellerisches Können sei ein angeborenes Talent, das man unmöglich erlernen könne. Wer damit gesegnet sei, habe einfach Glück gehabt. Und das finde ich sehr schade. Kreatives Schreiben, das man in Amerika an so ziemlich jeder High School und Uni lernen kann, wird in Deutschland erst seit Kurzem gelehrt - und nur an sehr wenigen Stellen. Das führt sicher auch dazu, dass Verleger lieber eine Übersetzung aus Amerika kaufen und in Deutschland veröffentlichen, als einem deutschen Neuling eine Chance zu geben.
Ob der Trend der “mangelnden Ehrlichkeit” nur aus Amerika kommt, weiß ich nicht. Sicher hängt er auch mit digitalen Medien überhaupt zusammen, die jedem eine Plattform bieten, der sich produzieren will. Und der arme Konsument muss sich erst mal durch den Dschungel der Angebote durchkämpfen, bis er zu etwas gelangt, das seine Zeit auch wert ist.
Lieber @Storyflüsterer, ohne es böse zu meinen, würde ich Dir raten, erst einmal einen guten Roman zu schreiben und zu veröffentlichen. Einen richtig guten. Und dann kannst Du später Deiner Leserschaft erklären, wie Du dabei vorgegangen bist. Das würde mich dann nämlich auch interessieren. Wenn J.K. Rowling einen, wie soll ich es nennen, Erlebnisbericht schreiben würde, wie sie Harry Potter geplant, geplottet und geschrieben hat, was sie wann schon gewusst hat, und welche Ideen ihr erst später gekommen sind, würde mich das brennend interessieren. Ich fürchte nur, dass sie keinerlei Interesse daran hätte, solche Geheimnisse preiszugeben.

LG
Pamina

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Nachtrag:
Was mich auch immer wieder umtreibt, ist die Erzählreihenfolge. Ich habe also meinen Plot, meine Konflikte, meine Charaktere. Wie reihe ich die Szenen jetzt so aneinander, daß sie das bestmögliche Buch ergeben? Wann erzähle ich chronologisch, wann breche ich die Chronologie? Nutze ich Rückblenden; wann, in welchem Umfang? Wann und wie oft wechsele ich den Point of View und / oder den Handlungsstrang?

So ein Projekt finde ich prinzipiell interessant, wobei ich zugeben muss, bisher solche Schreibratgeber ignoriert zu haben. So ein bisschen hie und da muss ich wohl mitbekommen haben, kann mich aber nicht daran erinnern, je ein solches Buch von vorne bis hinten gelesen zu haben. Ich glaube übrigens, dass wertvolle Tipps durchaus auch von jemandem kommen können, der selbst bisher keinen Literaturnobelpreis erhalten hat. :wink: Wichtig finde ich nur, dass ein solches Buch auf keinen Fall einem Lebensratgeber ähneln darf. Die sind nämlich immer gleich aufgebaut und nutzlos (Kapitel 1-3: Warum alle anderen alles falsch machen, Kapitel 4-6: Warum der Autor ein Dummkopf war, aber dann den Dreh rausbekommen hat, Kapitel 7-9: ein paar Lebensweisheiten, Kapitel 10: Werbung fürs nächste Buch). Diese Bücher können beim Autor und seinen Lesern zu Wahnsinn führen.

Was mich persönlich nicht interessiert: Hinweise zu Aufbau, Struktur, Spannungskurve, Plot und Dramaturgie. Ich glaube einfach nicht daran, dass solche Hinweise funktionieren und das Schemata hier helfen. Entweder sind sie trivial oder sie sind irreführend und vielleicht sogar irrelevant. Beispielsweise habe ich ernsthaft erwogen, meinen Roman „Vicky, die Sternenkriegerin“ gar nicht erst zu veröffentlichen, weil er meiner Meinung nach einen katastrophal falschen Spannungsbogen hat und es mir beim Schreiben partout nicht gelungen ist, dieses Problem zu entschärfen. Wider Erwarten hat sich Vicky aber als das bisher mit Abstand erfolgreichste meiner selbstveröffentlichten Bücher erwiesen und gefällt den eher jüngeren Lesern durchweg. Keine Ahnung, woran das liegt. Am Spannungsverlauf jedenfalls nicht.

In diesem Bereich gibt es wohl so viele Regeln, die gebrochen werden können, dass man gar nicht mehr von Regeln sprechen kann. Abgesehen davon schreibt sich die Geschichte bei mir von selbst, sobald ich die Handlung skizziert habe. Fragen zum Aufbau stellen sich da normalerweise nicht mehr (außer wie beschrieben bei Vicky). Ich glaube auch nicht an Archetypen von Handlungen, wie z.B. in dem Drehbuchratgeber „Story“ behauptet wird. In vielen Romanen kommt es auf die Handlung ja nicht einmal an.

**Was mich persönlich interessiert: **Ich fände einen Ratgeber toll, der immer alles an konkreten Beispielen belegt und dabei darauf achtet, einem nicht die Lust am Schreiben zu nehmen. Die Form sollte also sein: So ist es gut, so ginge es vielleicht noch besser – oder sogar so! Idealerweise wären alle Beispiele aus Primärquellen, nur leider dürfte das zu einer endlosen Rechtesuche führen.

Interessieren würden mich auch Listen und Aufzählungen von häufigen Fehlern und leicht zu verbessernden stilistischen Mängeln, denn mit diesen habe ich am meisten zu kämpfen. Ein Lektor sieht doch sicher jeden Tag immer wieder dieselben schiefen Metaphern, Stilblüten, Probleme im Umgang mit wörtlicher Rede, und so weiter. Hier mal von einem Profi typische Beispiele und handwerkliche Vorschläge zu bekommen, fände ich toll. Ich selbst habe beispielsweise immer das Problem, mit dem direkten Dialog nicht mehr aufhören zu können, wenn ich mal angefangen habe. Da könnte ich ein paar Tipps für gute Übergänge oder die Wahl von indirekter Wiedergabe vs. direkter Rede gut gebrauchen.

Außerdem interessieren würden mich genrespezifische Hinweise. Zurecht wird ja die literarische Belletristik immer als Vorbild genommen, weil dort die Ansprüche wohl am höchsten sind, aber nicht alles, was in diesem Bereich Sinn macht, lässt sich anwenden, wenn man in erster Linie spannende Unterhaltung liefern möchte. Da wäre es schön, für die gängigen Genres ein paar Hinweise zu bekommen, in diesem Fall dann durchaus auch zu Handlung und Struktur. Außerdem sollten Textbeispiele aus allen Genres stammen.

Das wäre alles. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Auf jeden Fall viel Erfolg mit diesem Ratgeberprojekt!

Jetzt braue ich mir erst mal einen Kaffee. :coffee:

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Ich finde ja solche Konzepte wie Drei-Akter, Heldenreise und wie sie alle heißen, völlig daneben. Überflüssig bis zum Geht-Nicht-Mehr. Darüber muss und sollte man nichts lesen. Wie übrigens auch Stephen King, dem geht das ähnlich. Die beste Schule ist lesen, lesen, lesen und nochmal lesen. Und wenn man dann eine Idee hat, macht man sich ans Schreiben.
Ich habe eine Geschichte, die will ich erzählen. So einfach sollte es sein. Aber wenn die Überraschungen in dem Buch, was ich schreibe, vorgegeben sind, ist das nicht entsetzlich langweilig? Als schreibender Leser weiß man ja quasi schon, dass laut Heldenreise jetzt dies und jenes passieren muss. Die Frage ist nur noch die Ausgestaltung. Ich kann mir absolut nichts Schlimmeres vorstellen.

Wenn man den Ratgebern zuhört, (und teilweise euch), dann muss man ja irgendwie nur die Namen ändern, die Mordwaffen, (alternativ die Magie), die Geschlechter oder sexuelle Ausrichtung, die Länder, wo es spielt, baut noch ein bisschen Erotik ein und das wars dann. Bestseller. So einfach ist das. Einen großen Teil der Weltliteratur hätte es so nicht gegeben.

Ich fände einen Ratgeber gut der mal richtiges und gutes Deutsch lehrt. Der Aspekt ist dem TE ziemlich egal und der wird auch nicht abgefragt, nach dem Motto, wozu gibt es Lektoren und Korrektoren?

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Hallo zusammen, vielen Dank für die vielen Rückmeldungen!

So wie ich das verstehe wären gute Themen in Richtung

  • “Roter Faden”
  • Betriebsblindheit
  • Spannungsbögen
  • Figuren
  • mehr als die Grundlagen
  • konkrete Beispiele
  • Handwerk
  • Erzählreihenfolge, Chronologie, Rückblenden
  • Hintergrundinformationen / Backstory
  • neue Sichtweise auf die bekannten Themen
  • wann ist eine Story fertig
  • Genres

No-gos:

  • bekannte Dinge, wie 3-5-n-Akt-Strukturen
  • abschreiben, was andere schon abgeschrieben haben
  • unrealistische Versprechen (“Millionseller in 4 Wochen”)
  • noch mehr Regeln, die einengen
  • verkappter Lebensratgeber
  • Instant-Tools / Stereotypen
  • keine Heldenreise am Beispiel von Star Wars

Prima, das freut mich, weil sich das sehr gut mit dem deckt, was ich auch im Sinn habe.
Rechtliche Themen, Lektorat, Korrektur, Veröffentlichungen und technische Dinge sind nicht vorgesehen.

Es wird ein Buch ausschließlich über Storytelling. Ich kann weder mir noch einem anderen einen Bucherfolg in Aussicht stellen. Aber ich kann sicher eine weitere Sichtweise auf das Storytelling geben, die vielleicht die ein oder andere schöne Geschichte hervorbringen wird oder schönen Geschichten noch mehr Glanz verleiht. Das ist mein Ziel und reicht für mich als Autor als Motivation.

Ich bin ein wenig überrascht, welche Emotionalität ich als Reaktion auf meine Fragen vorfinde. Ich kenne die einzelnen Hintergründe nicht.

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Wer von den etablierten Schreibratgeber-Autoren (außer Stephen King) hat vorher einen Bestseller oder auch nur einen richtig guten/erfolgreichen Roman veröffentlicht?
Ich meine, es gibt Leute, die schreiben können, und es gibt Leute, die können erklären und Sachverhalte gut vermitteln. Extrem selten, dass jemand beides beherrscht.

Ich hatte in meinem letzten Jahr Mathematik an der Schule eine Frau Dr. Sowieso als Lehrkraft, die aus der Forschung kam und immens viel wusste, deren Versuche, den Stoff zu erklären, aber jedesmal in völligem Chaos endeten.
Andersrum bin ich neulich über die online-Schreibschule einer jungen Frau gestolpert, die gerade mal einen Liebesroman veröffentlicht hat. Ein eher suboptimales Machwerk, wo sich ein Haufen Stereotype eine so vorhersehbare wie erbitterte Adverbien-Schlacht liefert. Anyway, die Schreibschule scheint sehr erfolgreich zu sein und vielen Leuten was zu bringen.

Nur weil jemand noch nichts veröffentlicht hat oder in einem *Forenbeitrag *(ihr wisst schon, das ist das Geschreibsel, was man raushaut, ohne es i.d.R. dreimal Korrektur zu lesen) ein Komma übersieht, würde ich ihm nicht automatisch jegliche Fähigkeit zum Verfassen eines Schreibratgebers absprechen.

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Weil es ein, zwei mal erwähnt wurde, möchte ich gerne hinterfragen, ob man tatsächlich nur dann ein sehr guter Schreibratgeberschreiber sein kann, wenn man auch ein sehr guter Romanautor ist. Es gibt im Fußball z.B. sehr erfolgreiche Coaches (Nagelsmann, Streich, Tuchel), die es als Spieler selbst nie dauerhaft in die Hochklassigkeit geschafft haben.

Ich würde annehmen, dass die Analyse von Literatur und die Formulierung der daraus gezogenen Erkenntnisse andere Fähigkeiten und Talente erfordert als das Verfassen von fiktiven Geschichten.

Ich vermute, dass niemand hier im Forum den genauen Hintergrund von @Storyflüsterer kennt. Dementsprechend empfinde ich es als unangemessen, sich anhand von ein paar Forenbeiträgen ein Urteil über seine Kompetenz zu erlauben.Selbst wenn er selbst noch keinen Bestseller veröffentlicht haben sollte, heißt das nicht, dass er sich die Erfahrung im Storytelling nicht anderweitig angeeignet haben könnte (ich vermute, dass das auf nicht wenige Lektoren ebenfalls zutreffen könnte). Nichts für ungut.

Edit: @Yoro kam mir zuvor.

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Elizabeth George :wink:

Anbei: Man muss kein Grand Slam Sieger sein, um einen guten Tennis-Trainer abzugeben.

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Elizabeth George hat einen Schreibratgeber veröffentlicht?? Hätte ich jetzt nicht erwartet, aber danke für den Hinweis.

Elizabeth George: Wort für Wort.

LG
Pamina

Habe den Hinweis extra verlinkt. :wink:

Es scheint bei deiner Frage, @Storyflüsterer, um ein allgemeines Buch zum Thema Schreiben zu gehen, sehe ich das richtig? Ich möchte da anmerken, dass der Begriff “Storytelling” anders belegt ist (s. a. Wikipedia). Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob ich das - anhand der Beiträge in diesem Forum - richtig verstanden habe. Also, ein Buch zum Thema Schreiben (und nicht dem besagten Storytelling)?

Ein Thema, auf welches ich bisher noch nie gestoßen bin in meinen Ratgeber Lektüren wäre, wie man eine Actionszene aufbauen kann.

Wolf Schneider, “Deutsch für Profis” und wie sie alle heißen. Sehr viel Wahres drin, und zum Teil noch unterhaltsame Beispiele. Richtet sich zwar primär an Journalisten, aber der Inhalt gilt auch für alle anderen Schreiber, wie ich finde.

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Wolf Schneider, “Deutsch für’s Leben”, kann ich bestens empfehlen. :slight_smile:

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Die Dinger sind nicht zurecht absolute Standards, wenns um Schreibhandwerk geht und werden in den entsprechenden Kursen gelernt. Die Dinger sind seit Ewigkeiten relevant und daher auch nicht völlig daneben. Ein herausragendes Buch wird nicht daran scheitern, ob’s im klassischen Drei-Akter geschrieben wurde oder einer anderen Form. Wichtig an den Konzepten ist, dass Leute sich daran festhalten können. Nicht jeder ist mit der Feder in der Hand geboren und um das durchaus abstrakte Konzept des Storytelling irgendwie nachvollziehbar vermitteln zu können, braucht es Stützräder wie diese.

Hier stimme ich dir aber zu: Ich finde die Basics meist auch öde, das heißt aber nicht, dass es sich nicht lohnt, sie zu kennen. Nur wer die Schreibregeln kennt, kann sie auch bewusst brechen. :wink:

Ich habe mit den Lektionen von Brandon Sanderson extrem viel gelernt. Der US-Fantasy-Autor lehrt an einem Stuhl in Utah und hat seine Vorlesungen aus 2020 aufgezeichnet: https://www.youtube.com/playlist?list=PLSH_xM-KC3Zv-79sVZTTj-YA6IAqh8qeQ
Sanderson hat eine herrlich erfrischende Art zu lehren und eine angenehme Sicht auf das Schreiben. Er verbietet nicht, sondern sagt, dass man sich gewahr sein muss, was und über was man schreibt, dann kann man alles schreiben.

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