was macht ihr, um einen vorübergehenden Blackout zu überwinden? So eine plötzlich auftretende Blockade?
**Ich hatte das gestern. **
Ich habe in den letzten 2 Wochen die Krimihandlung bei meinem Projekt energisch vorangetrieben und im Schnitt zwischen 1000 und 1500 Wörtern pro Tag drauf gepackt. Gestern hatte ich dann die Idee, einen meiner Hauptprotagonisten, mit seiner Ex-Frau wieder in Verbindung treten zu lassen, was für alle unerwartet zu einem Wochenende im Bett führt. Das war als kleine Auflockerung gedacht, um der Figur mehr Tiefe zu geben und auch eine neue Seite von ihr zu beschreiben.
Ein gegen Ende der Geschichte eingeschobenes Kapitel mit ca. 1500 Wörtern, sehr erotisch und sinnlich geschrieben, um auch die weiche und weibliche Seite des harten Ermittlers zu zeigen und ihm mehr Privatleben zuzugestehen, aber gleichzeitig auch eine schöne Basis für neue Konflikte zu schaffen. Hat wunderbar geklappt. Aber dann…
Als das Kapitel fertig war, kam ich nicht wieder in die Krimihandlung rein. Ich habe bestimmt ein dutzendmal angefangen und alles klang wie Flitzekacke…
Kennt ihr so eine Situation auch?
Was macht ihr dann?
Ich habe gestern resigniert und werde gleich einen neuen Anlauf starten…
Mal schauen.
mal 2 Tage liegenlassen und sich mit etwas anderem beschäftigen. Manchmal muss sich der Akku erst wieder laden
weiterschreiben, auch wenn man nicht begeistert ist, bis man wieder im Flow ist und bei der Überarbeitung mit dem extra feinen Flohkamm drübergehen
Einfach mal entspannt die Fantasie schweifen lassen. Ich empfehle dazu ein heißes Wannenbad.
Das Kapitel noch mal kritisch hinterfragen. Passt es wirklich zur bisherigen Handlung oder hat man es eingeschoben, weil es im Schreibratgeber stand, jeder Roman schließlich eine Erotikszene braucht, aus Gründen der political correctness, etc. Manchmal streikt das Unterbewusstsein, weil es etwas für falsch hält und dann findet man sich in einer Sackgasse. Du kannst ja mal versuchen, ab dem Punkt weiterzuschreiben, wo du das Kapitel eingeschoben hast, also als ob es quasi nie existiert hätte. Wenn du dort problemlos weiterschreiben kannst, wäre das ein ziemlich eindeutiger Hinweis.
Ich schreibe dann entweder nur den Grundriss als Notiz/Kommentar und mache mich dann an die Homepage oder tüftele Marketingbilder für Insta und Co aus. Es gibt ja immer was zu tun und solange ich was fürs Projekt mache ist es okay für mich.
Dito! Ich mache dann nach Möglichkeit etwas Handwerkliches, das immerhin so komplex ist, dass ich mich darauf konzentrieren muss. Es liegen immer irgendwelche angefangenen Projekte in meiner Schublade.
Wenn man meint, man müsse unbedingt noch eine Szene einschieben, weil sie gut ist, und dadurch das ganze Gerüst instabil wird - oder die Nachrüstarbeit umfangreich ausfällt - rate ich auch, das noch einmal zu überprüfen. Macht es Sinn oder ist es um der Szene Willen so? Wenn Letzteres eintrifft: Unbedingt schreiben, bunkern und vielleicht passt es ja für das nächste Projekt. Ich habe mittlerweile einen - virtuellen - Ordner, auf dem ganze Szenen z. T. über zehn und mehr Seiten gelagert sind und konnte mich auch über die Jahre immer einmal daran bedienen. Ich glaube, dass es jede Szene wert ist, aufgeschrieben zu werden. Es sollte kein Tropfen verloren gehen.
Kann ich nur unterstreichen. Wenn der Fluss plötzlich stockt, dann liegt es nicht an der Stelle, an der man gerade ist, sondern an einer Stelle weiter vorne, wo man irgendwie falsch abgebogen ist.
In meinem letzten Roman ging es um ein Raumschiff, dessen Besatzung zur Hälfte wach war und zur Hälfte in Stasis lag. Wenn die in Stasis liegende Crew erwachte, durfte sich die andere Hälfte der Besatzung nicht mehr an Bord befinden.
Ich habe mir dann einen äußerst komplizierten Plot überlegt, der erklären sollte, warum die Crew das Schiff verlassen hat. Das hat zwar irgendwie funktioniert, war aber grauenvoll konstruiert und ich selber musste es dreimal lesen um es zu verstehen.
In der Folge hatte ich große Probleme beim Schreiben. Wie ich später gemerkt habe, lag es daran dass ich mich unbewusst immer wieder mit diesem Problem beschäftigt habe. Es hat mir keine Ruhe gelassen.
Die Lösung kam unerwartet beim Einkaufen: Die Besatzung hat das Schiff nicht verlassen. Sie war nie an Bord gewesen.
Ich konnte zehn Seiten mit bescheuerten Erklärungen und Dialogen streichen und mich wieder auf die eigentliche Geschichte konzentrieren. Und siehe da, auf einmal klappt es auch wieder mit dem Schreiben.
AndreasE hat völlig recht. Oft liegt es daran, das man falsch abgebogen ist.
Leider reicht das Wissen, das man falsch abgebogen ist noch nicht aus, um den richtigen Weg zu finden (auch wenn es eine Voraussetzung ist).
Das man den richtigen Weg gefunden hat, erkennt man oft an folgenden Punkten (gilt jedenfalls für mich):
Die Lösung ist simpel
Eine ganze Kette von weiteren Problemen in der Story lösen sich gleich mit auf
Man denkt: Warum ist mir das nicht sofort eingefallen?
Möglicherweise sagt Dir das Untzerbewusstsein, dass dieses Kapitel doch nur gewollt eingeschoben ist - und der Leser/die Leserin findet danach ebenfalls nicht so gut in die Krimigeschichte zurück?
An so einem Punkt in Krimi 2 hab ich rund 20 Normseiten wieder in die Tonne getreten und auf die entsprechende Nebengeschichte komplett verzichtet… Kann bei Dir anders sein, aber in Betracht ziehen solltest Du’s…
Die Truppe hier ist schon der Wahnsinn.
Wie gesagt, es ist mein Erstling und bis vor drei Jahren hatte ich die Option „Schreiben“ gar nicht auf dem Schirm. Eure Vorscxhläge und Tipps sind super.
Ich wusste gar nicht, dass jeder Roman eine Erotikszene braucht. Trotzdem habe ich mich damit intensiv auseinandergesetzt. Ich hatte jedoch dieses Erotikkapitel nicht geplant, sondern es hat sich während des Schreibens regelrecht aufgedrängt. Auch als ich vor diesem Bereich versucht habe, neu anzusetzen, kam da nichts.
Dieser Ratschlag hat mich wieder in die Spur gebracht. Ich habe Buch einfach mal Buch sein lassen und bin in die Küche gegangen. Dort kann ich am besten entspannen. Bei der Herstellung der Linsensuppe, als ich gerade viel mehr mit der Feinwürzung, als mit meinem Mörder beschäftigt war, lag da auf einmal der Anknüpfungspunkt. Als nach der Linsensuppe direkt an den PC et voila… es geht weiter.
Linsensuppe hilft immer…
Hurraaa… das Morden geht weiter, jetzt wieder ohne Erotik
Soweit ich weiß, lebt er ziemlich ländlich, in Maine.
Aber auch in der Großstadt geht das. Ich lebe in Essen und eigentlich ist der ganze Ruhrpott eine große Stadt, aber da gibt es immer wieder lauschige Eckchen, die menschenleer sind. In meinem Buch finden alle Morde auf einer ehemaligen Zechenabraumhalde statt, die mittlerweile als Wäldchen augehübscht wurde. Die Halde gibt es hier wirklich und bei schlechtem Wetter trifft man da kaum jemanden.
Kann helfen, allerdings ist im Mai unsere Hündin gestorben, nach über 15 Jahren und seitdem habe ich keinen Spaziergang mehr gemacht. Tut noch zu sehr weh…
Das tut mir leid. Ich hatte auch einen Hund, der fast 15 geworden ist. Mein jetziger Schlumpfi ist erst sieben, aber dass er nicht ewig leben wird, muss ich mir ab und zu schon mal sagen …
Vielleicht kannst du irgendwo gehen, wo du mit dem Hund nie warst?
Im Sommer habe ich gemerkt, dass es mir hilft, mich mit meinen Figuren zu beschäftigen und ihre Lebensläufe auf den aktuellen Stand zu bringen. Auch das Durchlesen alter Notizen zu meiner Geschichte hat geholfen. Da waren Ideen drin, von deren Existenz ich gar nichts mehr wusste und die jetzt, wo die Geschichte schon weiter entwickelt ist, wieder ganz neue Möglichkeiten bieten. Vielleicht wäre das etwas für dich?
die Idee für dieses Buch ist bei meinen damaligen Gassirunden entstanden. Während wir unterwegs waren hatte ich immer grandiose Ideen, die aber, sobald ich am PC saß, weg waren…
Ich habe mir dann ein Diktiergerät zugelegt und alles was mir einfiel, eingesprochen. Zu Hause habe ich nur sortiert und abgetippt. Gerade dieser Anfang ist so untrennbar mit den Hunderunden verknüpft, dass ich jetzt definitiv einen anderen Zugang brauche, um inspiriert zu werden. Zumindestens hat meien Hauptfigur auch eine Hündin, die im Aussehen, Wesen und Charakter meiner Hündin entspricht. Deshalb habe ich nach ihrem Tod auch einige Monate pausieren müssen…