Hallo,
meine Lebensgefährtin hat eine Kurzgeschichte geschrieben und würde sich über Rückmeldung bzw. Kritik sehr freuen
Was ist gut, was wäre verbesserungswürdig etc.
Danke im Vorfeld
Thomas
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Woods - Eine ungewöhnliche Liebe
Tränenüberströmt erwachte sie mitten in der Nacht in ihrer kleinen Londoner Wohnung in einem Bett aus
dunklem Holz mit blauer Baumwollbettwäsche. Wie schon in den letzten drei Monaten, hatte sie wieder
diesen einen Traum gehabt. Sie setzte sich schwer atmend und schweißgebadet auf und schüttelte
ungläubig den Kopf. Sie schlug die Bettdecke zur Seite und schwang müde ihre langen Beine aus dem
Bett. Schlaftrunken und mit klopfendem Herzen ging Lauren Sanborn in ihre Küche, um sich ein Glas
Wasser zu holen. »Wenn das nicht bald aufhört, muss ich mir einen Psychiater suchen«, sagte sie zu
sich selbst und ließ das Wasser in gierigen Schlucken ihre Kehle hinuntergleiten. Nachdem kein Tropfen
mehr im Glas war, stellte sie es in die Spüle und starrte hinaus in die sternenklare Nacht.
Wie von selbst gingen ihre Gedanken zurück an den wundersamen Ort ihres Traumes. Sie hatte sich in
einer kleinen Waldhütte mitten im Wald befunden. Sie stand auf der schmalen hölzernen Terasse, mit
nichts als einem grünen Seidennachthemd bekleidet und trank eine Tasse Kaffee. Ihre blonden, schulterlangen
Haare hingen ihr wild um den Kopf und sie fühlte sich so leicht und unbeschwert wie ein kleines
Kind. Sie schloss die Augen und spürte die wärmende Sonne auf ihrem Gesicht.
»Es hat etwas von einem Märchenwald, findest du nicht?«, hörte sie plötzlich hinter sich eine warme,
weiche Stimme eines Mannes, der lautlos auf die Terasse getreten war und nun ganz dicht hinter ihr
stand. »Ja, das hat es«, antwortete Lauren, ohne sich dabei zu der Stimme umzudrehen. Sie war ihr so
vertraut wie alles an ihm. Er trat hinter sie und schlang seine Arme um sie. Das warme Gefühl seines
Körpers an ihrem, ließ sie leicht erschauern. Als er ihren Nacken küsste, breitete sich wohliges Kribbeln
auf ihrer Haut aus. »Ich wünschte, wir könnten für immer hier bleiben«, sagte sie schließlich und drehte
sich nun langsam zu ihm um. Sein jungenhaftes Gesicht, welches zu einem schiefen Lächeln verzogen
war, wirkte glücklich und traurig zugleich. Seine unglaublich schönen grünen Augen sahen voller Liebe
auf sie herab. Die zotteligen braunen Haare, die ihm vom Kopf abstanden wie Antennen ließen ihn sehr
verführerisch aussehen. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn von ganzem«,Herzen liebte und das sie ihn
nie wieder gehen lassen wollte, doch sie brachte kein Wort heraus. Stattdessem kuschelte sie sich an
seine Brust und sog seinen Duft, der sie immer an eine Mischung aus Lavendel, Erde und Sonnenlicht
erinnerte, tief ein. Er streichelte ihr übers Haar und küsste ihren Scheitel.
»Ich liebe Dich, Lauren Sanborn«, hauchte er leise und zog sie noch näher an sich heran. Sie hob nun
langsam den Kopf und schaute ihn aus traurigen blauen Augen an. »Bitte schau nicht so traurig. Du
wusstest, auf was du dich einlässt, als wir uns kennengelernt haben. Ich habe von Anfang an mit offenen
Karten gespielt. Und glaube mir, ich möchte es auch gerne anders haben. Aber im Moment gibt es noch
keine Lösung.« Da sie Angst hatte,mit falschen Worte den kostbaren Augenblick zu zerstören, erwiderte
sie lieber nichts, sondern küsste ihn hingebungsvoll.»Ich liebe Konversation mit dir«, lächelte er verschmitzt,
als sie sich voneinander lösten.
»Du musst gehen oder?«, fragte sie traurig. »Ja«, antwortete er knapp.
»Aber ich bin bald wieder da, versprochen.« Er sah ihr tief in die Augen. »Und was ist, wenn sie dich
nicht mehr gehen lassen?«, fragte Lauren und ihr schlug dabei das Herz bis zum Hals. Sie bekam keine
Antwort mehr. Der junge Mann, der sie eben noch in den Armen gehalten hatte, war verschwunden. Ein
leichter Windhauch umschmeichelte sie und ließ sie zusammenzucken. Mit diesem Gefühl erwachte sie
jedes Mal und war dann immer völlig außer sich. So auch am heutigen Morgen. Als ihre Gedanken sie
wieder von dem Traum in die Realität katapultiert hatten, ging sie mit schweren Beinen in ihr Wohnzimmer,
ließ sich auf die Couch plumpsen, nahm sich ein Buch und versuchte ein paar Kapitel zu lesen.
An weiterschlafen war nicht mehr zu denken. Sie musste mit jemanden darüber reden, dachte sie bei sich
und nahm sich vor, sich nach der Arbeit mit ihrer besten Freundin Kate zu verabreden.
Als Lauren auf dem Weg in das kleine Café war, in dem sie Kate treffen wollte, kam sie an einem Reisebüro
vorbei. »Urlaub bräuchte ich auch mal wieder«, seufzte sie vor sich hin und betrachtete wehmütig
die Plakate, auf denen sich glückliche Familien am Strand tummelten oder sich verliebte Pärchen vor
dem Pariser Eifeltrum küssten.
Sie wollte schon weitergehen, als ein Plakat sie in dessen Bann zog. »Sie sind gestresst und brauchen
dringend Erholung? Dann gönnen sie sich eine Auszeit mitten in der Natur.Verbringen sie ein Wochenende
in unseren komfortablen Waldhütten « Unter dem Werbeslogan waren kleine Holzhütten abgebildet,
die inmitten einer schönen Waldlichtung lagen. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. Am rechten Bildrand
sah sie »ihre« Hütte aus dem Traum. Sie schluckte. Lauren kramte in ihrer Tasche nach ihrem Smartphone,
fotografierte das Plakat und ging mit wackligen Beinen weiter zum Café. Kate wartete schon
ungeduldig auf ihre Freundin und begrüßte sie mit den Worten: »Da bist du ja endlich. Du hast am Telefon
so geheimnisvoll getan. Was ist denn mit dir los?«, fragte sie besorgt. Nachdem die beiden Freundinnen
sich einen Milchkaffee bestellt hatten, begann Lauren von ihrem Traum und schließlich auch von
dem Plakat aus dem Reisebüro zu erzählen.
»Das ist ja voll krass«, sagte Kate, als Lauren mit ihrer Geschichte am Ende war. Sie winkte dem Kellner
zu und bestellte sich ersteinmal einen Bourbon. »Ich weiß, es ist noch früh am Abend, aber ich muss das
jetzt erstmal verdauen«, sagte sie entschuldigend zu Lauren, als der Kellner mit Kates Bestellung zurück
an ihren Tisch kam. »Was soll ich denn jetzt nur machen? Meinst du, ich bin jetzt völlig bescheuert? Vielleicht
sollte ich ja doch mal einen Arzt aufsuchen«, sagte Lauren entschlossen. »Jetzt müssen wir erstmal
ins Reisebüro«, antwortete Kate, nachdem sie den Bourbon mit einem Zug hinuntergeschluckt hatte. Als
sie das Fragezeichen in Laurens Gesicht sah, sagte sie schließlich: »Wir müssen uns mal eine Auszeit
mitten in der Natur gönnen.« Sie grinste die verdutze Lauren an. »Wir werden die Hütte aus deinem
Traum aufsuchen. Ist doch klar. Wer weiß, was sich dahinter verbirgt. Vielleicht treffen wir ja dort auf
deinen geheimnisvollen Liebhaber. Eventuell ist er der Verwalter oder so. Ich hoffe ja nur, dass er nicht
irgendein Spinner ist, der Frauen in den Wald lockt, mit ihnen schläft und sie dann ermordet. Oder schlimmer
noch, dass er am Ende gar verheiratet ist« Kate setzte eine sorgenvolle Miene auf. »Wir wissen doch
noch gar nicht, ob es ihn überhaupt gibt. Ich bin mir nicht mal sicher, dass ich da überhaupt hinmöchte«,
sagte Lauren mit einem strengen Blick. »Natürlich willst du da hin. Keine Widerrede.« Kate stand entschlossen
auf, legte Geld für die Getränke auf den Tisch und bedeutete Lauren, mit ihr mitzukommen.
»Los, lass uns in den Wald gehen und ein bisschen Pfadfinder spielen« Das mochte Lauren so an ihrer
Freundin. Wo sie, Lauren, immer zwanzig mal hin-und herüberlegte, nahm Kate die Dinge lieber gleich in
die Hand. Schließlich folge sie ihrer Freundin in Richtung Reisebüro.
Drei Tage später wanderten Kate und Lauren mit Rucksäcken bepackt hinter einem schwergewichtigen,
glatzköpfigen Forstverwalter her, der ihnen den Weg zu ihrer Waldhütte zeigen sollte. »Also das ist schon
mal nicht dein Mr Right, es sei denn, er kann sich auf wundersame Weise in einen Schönling verwandeln
«, witzelte Kate und nickte in Richtung des Glatzkopfes. »Manchmal bist du unmöglich. Wenn er dich
nun gehört hat«, flüsterte Lauren ihrer Freundin zu. »Ich weiß, deshalb magst du mich ja auch so sehr«,
grinste sie und stieß Lauren dabei gespielt in die Rippen. »So da wären wir. Hier sind zwei Schlüssel und
das Funkgerät. Mobiltelefone gehen hier draußen nicht. Der Kühlschrank wurde nach ihren Vorgaben
gefüllt. Ich werde in zwei Tagen kommen und sie wieder abholen. Ich wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt
«, rattete der völlig verschwitzte Forstverwalter mit seiner montonen Stimme hinunter. Er verabschiedete
sich kurz und als er nicht mehr zu sehen war, prustete Kate vor Lachen laut los. »Oh Gott.
Der war ja noch emotionsloser als eine Amöbe.«
»Du hast aber auch immer Vergleiche«, sagte Lauren und stellte den Rucksack ab.
»Und, fühlst du schon was?«, fragte Kate und sah Lauren erwartungsvoll an. Lauren hob ihre Schultern
und seufzte tief. »Es ist jedenfalls ziemlich gruselig an einem Ort zu sein, den man ausschließlich in
seinen Träumen gesehen hat«, sagte sie leise. »Kate, wäre es für dich in Ordnung, wenn ich mich mal
ein bisschen umsehe. Also alleine?«
»Kein Ding. Ich bin nach dem Marsch mit Mr Spaßkanone sowieso total kaputt. Und außerdem ist es
ziemlich heiß. Ich werde uns einen Eistee machen. Schau du dich nur um in deinem Dreamland«,
lächelte Kate. Lauren machte sich auf dem Weg, durchstreifte den Wald und sog die unglaublich frische
Luft in ihre Lungen. Als sie an einen kleinen Bach kam, gab sie ihren müden Beinen nach, setze sich auf
den leicht mit Mooß bedeckten Boden und lehnte sich an einen großen Baum. Sie schloss die Augen und
lauschte dem Rauschen des Baches, als sie eine Stimme hinter sich wahr nahm. Sofort riss sie die
Augen auf und sah sich hektisch um.
»Es ist ganz schön gefährlich sich hier einfach hinzusetzen, so ganz alleine«, vernahm sie die Stimme.
Doch sie sah niemanden. Ihr Herz fing an zu pochen. »Wer ist da?«, fragte sie zögerlich und stand abrupt
auf. »Sie sollten nie ohne Schutz hier umherlaufen. Man kann nie wissen, auf wen oder was man trifft«,
erklang die männliche, sanfte Stimme erneut. »WER IST DA?«, rief Lauren laut in den Wald hinein. Ihr
Herz schlug jetzt bis zum Hals und sie hatte das Gefühl jeden Moment einen Schweißausbruch oder
schlimmer noch eine Ohnmacht zu erleiden.
Sie drehte sich hektisch um und wäre beinahe über eine Wurzel gefallen, als sie starke Arme davon
abhielten. »Hoppla, junge Frau«, sagte die Stimme wieder. Lauren stieß einen Schrei aus, der sich mehr
nach einem heiseren Quietschen anhörte und löste sich aus dem Griff des Mannes, der sie davor
bewahrt hatte, den Waldboden zu küssen.
Als sie sich wieder gefangen hatte, starrte sie in zwei grüne Augen, die aus einem schmalen, leicht kantigen
Gesicht skeptisch auf sie hinab schauten. Lauren erschrak. Sie stand vor dem Mann aus ihrem
Traum. »Oh mein Gott«, stieß sie hervor. »Lauren?«, fragte der junge Mann. »Ich kann es nicht fassen,
Lauren« Er freute sich sichtlich sie zu sehen und ging einen Schritt auf sie zu. Lauren stand wie angewurzelt
da und konnte kaum glauben, was hier gerade geschah. »Lauren, ich bin es. Woods. Erkennst du
mich nicht?«
»Du…bist…der…Typ…aus…meinem…Traum?«, stotterte sie und war immer noch unfähig, sich zu
bewegen. »Ja, der bin ich, Lauren. Endlich bist du da. Ich habe gedacht, ich müsse ewig auf dich
warten«, er machte einen Schritt auf sie zu und streckte seine rechte Hand aus, um Lauren über die
Wange zu streicheln. Obwohl sie am liebsten weggelaufen wäre, ließ Lauren ihn gewähren und war überrascht,
dass es sich so vertraut anfühlte. »Wer bist du und warum weißt du, dass ich von dir geträumt
habe?«, fragte sie mit zitternder Stimme. »Ich habe dir die Träume geschickt, damit du eines Tages
kommst und mich befreist«, sagte er sanft und nahm ihre Hände in die seinen. Diese Berührung löste
eine wahre Explosion in Laurens Körper aus und nach einem wahren Strom von Informationen, die sie
nur durch die bloße Berührun seiner Hände erhielt, verstand sie. Woods war ein Geist des Waldes. Und
sie war diejenige, die ihn aus seinem Dasein befreien sollte. Sie war diejenige, die ihm helfen sollte ein
Mensch zu werden. Er sah sie aus grünen Augen an, löste seine Hände von ihren und flüsterte ihr ins
Ohr: »Verstehst du es jetzt?«
»Ja, das tue ich«, sagte sie mit so viel Liebe in der Stimme, dass sie selbst überrascht war.
Als Kate nach ihr rief und langsam in ihre Richtung zu kommen schien, lächelte Woods Lauren noch einmal
an, küsste sie sanft auf die Lippen und löste sich im gleichen Moment auf.
Ein leichter Windhauch umspielte Laurens Körper. Sie wusste plötzlich, dass es Woods war, der sie
ummantelte. Daher flüsterte sie in den Wind hinein: »Heute Abend werde ich zu dir zurückkehren.«
»Ich liebe dich«, erklang die warme Stimme von Woods durch die Baumwipfel.
»Liebes, ist alles in Ordnung?«, hörte Lauren, die noch völlig benommen von der ganzen Situation war,
ihre Freundin Kate rufen.
»Ja, Kate. Es ist alles in Ordnung. Ich bin gleich bei dir. Gib mir noch einen Moment, ja?«, sagte sie.
Lauren atmete tief durch und ging wortlos zu der Waldhütte zurück. Heute Abend würde sie Woods
wiedersehen. Sie wusste weder wie sie die ganze Situation Kate erklären sollte, noch wie es mit Woods
nun weiter ging. Sie wusste nur eins. Sie liebte ihn von ganzem Herzen.