Bitte um Feedback/Kritik/Verbesserung

Hallo zusammen,

bisher habe ich nur Texte veröffentlich im Seitenwind. Möchte jetzt aber um direktes Feedback bitten bezüglich eines Gedichtes, mit dem ich sehr viel mehr Zeit verbracht habe. Es bedeutet mir sehr viel, daher hoffe ich - wenn Kritik - bitte auf konstruktive und umsetzbare oder noch besser, mit Verbesserungsvorschlägen. Gerne würde ich auch wissen, was ihr in meinen Text interpretiert. Danke schon mal im Voraus und hoffentlich viel Spaß beim Lesen :slight_smile:

Tief in Trance, sie kann nicht mehr

Tief in Trance, schließt sie die Augen,
ihre Gedanken weit entfernt von dieser Welt,
was sie sieht, sind Formen und Farben.
Unkontrolliert.
Bis sie sich selbst in ihrer eigenen Welt verliert.

Tief in Trance, geschlossen die Augen,
formt sie ihre Gedanken, wie es ihr gefällt.
Was sie nun sieht, tiefblau das Wasser.
Unkontrolliert.
Bis sie den Halt aus der Realität verliert.

Ihre Beine taub und schwach, sie halten sie nicht mehr.
Der Boden stürzt, und sie hinterher.
Tiefblau, der Grund, schwerelos,
die Welt der Meere, unendlich groß.

Tief in Trance, sie atmet aus.
Sie spürt die Kälte auf ihrer Haut,
sie öffnet die Augen, nicht mehr tiefblau.
Leuchtende Farben, sie glaubt es kaum.

Die Befreiung breitet sich in ihrem Körper aus,
die Welt der Meere, das ist ihr Raum.
Sanftes Rauschen, sie atmet ein,
die Augen noch offen,
ihre Gedanken sind rein.

Tief in Trance, schließt sie die Augen,
ihre Gedanken in einer anderen Welt.
Was sie sieht, sind Formen und Farben.
Kontrolliert,
denn Sie hat sich ihre eigene Welt kreiert.

Tief in Trance, geschlossen die Augen.
Gedanken geformt, wie es ihr gefällt.
Was sie nun sieht, die leuchtenden Farben.
Kontrolliert,
bis sie den Halt aus ihrer Fiktion verliert.

geschrieben am 11.04.2021

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Hallo @Yasi,
mir gefällt das Gedicht, nur leider bin ich wirklich gar kein Massstab, weil ich keine Ahnung von Kunst im allgemeinen habe.

Persönlich würde ich jedes „schließlich“ im Text streichen (drei Stellen also).
Und beim ersten Vorkommen sogar noch viel mehr:
Aus „Bis sie sich schließlich selbst in ihrer eigenen Welt verliert.“ würde bei mir ein knappes „Bis sie sich in ihrer Welt verliert.“ werden.

Wenn es einen guten Grund für diese „schließliche“ gab, dann bitte meinen Hinweis ignorieren. Ich bin ein wahrer Kunstbanause und wünsche dir, dass hier heute noch echte Lyriker reinsehen und Feedback geben.

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Das schließlich hat für mich keine besondere Bedeutung, vielen Dank für den Hinweis. :slight_smile:

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Hallo Yasi,

erst einmal zum „Handwerklichen“: Struktur und Rhythmus des Gedichtes gefallen mir gut. Es gibt nur wenige Stolpersteine, die du vielleicht noch abschleifen könntest:

  • „Ihre Beine taub und schwach, sie halten sie nicht mehr.“ ist deutlich länger als Zeile. Das sind eigentlich zwei Zeilen, wenn du im Rhythmus bleiben willst. Oder du kürzt es etwas. Du kannst auf jeden Fall „Ihre Beine, taub und schwach, halten nicht mehr.“ draus machen. Die "sie"s brauchtst du nicht.

  • Ähnlich bei „Die Befreiung breitet sich in ihrem Körper aus,“ Hier ginge vielleicht: „Befreiung breitet sich im Körper aus“ Wessen Körper das ist, ist ja klar und das „Die“ Vorne braucht man nicht.

  • Dann fällt mir auf, dass die „Klammerstrophen“ 2x vorne, 3x hinten fünfzeilig sind, die anderen vierzeilig. Das ist völlig ok, fällt aber eben auf. machst du das absichtlich als Stilmittel, um jeweils „Kontrolliert“ und „Unkontrolliert“ hervorzuheben? Dann passt aber die Fünfzeilgkeit der fünften Strophe ohne dieses Wort nicht ins Bild. Du könntest sonst auch alle Strophen leicht gleichlang bekommen, z.B. so:

  1. Strophe:
    Ihre Beine taub und schwach,
    halten sie nicht mehr.
    Der Boden stürzt, und sie hinterher.
    Tiefblau, der Grund, schwerelos,
    die Welt der Meere, unendlich groß.

  2. Strophe:
    Tief in Trance, sie atmet aus.
    Spürt die Kälte auf ihrer Haut,
    Öffnet die Augen,
    nicht mehr tiefblau.
    Leuchtende Farben, sie glaubt es kaum.

Alles nur Kleinigkeiten, wie gesagt.

Zur Interpretation: Ach je, darin bin ich schlecht. Aber ok. Es gibt zwei Übergänge… (Fortsetzung folgt)

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…Fortsetzung: Also zwei Übergänge. Der eine erfolgt vom Unkontrollierten zum Kontrollierten und der andere von der Realität „dieser Welt“ hinein in „eigene Welt“. Ok, ganz am Ende wird der Rückübergang noch angedeutet. Dabei ist „diese Welt“ unkontrolliert und die eigene dann „kontrolliert“. Der Übergang erfolgt über das (echte oder metaphorische) Wasser/Meer. Man kann das so lesen, dass es sich um das reale Meer handelt und wir die Gefühle bei einem Tauchgang miterleben - oder, härter, dabei, dass sich jemand ertränkt und damit eine Form von Kontrolle gewinnt. Wenn man das „Meer“ metaphorisch liest (Gefühle, Gedanken, die unendliche Weite in uns selbst), dann ist das ganze eine Meditation, in der die chaotische reale Welt erst losgelassen wird, um sie dann ganz für sich allein und innerlich wieder zu reparieren. bzw. zum Leuchten zu bringen. Allerdings liege ich damit wahrscheinlich komplett daneben, weil du in dem Fall in Zeile drei vielleicht eher von „Formen in Grau“ gesprochen hättest, als dort schon von Farben".

So, das waren meine amteuerhaften 50 ct. Selbst schuld, du wolltest es so :slight_smile:

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Ok, auch ich kein Lyriker, aber ich schenke dir gerne meine Gedanken.
Zuerst die Melodie, der Rhythmus. Hier empfehle ich dir einfach, das ganze Gedicht noch mal auf die Kommasetzung hin anzusehen. Jeder spricht anders und es sollte deiner Melodie entsprechen. Beispiel:
Du:
Ihre Beine taub und schwach, sie halten sie nicht mehr.
Der Boden stürzt, und sie hinterher.
Tiefblau, der Grund, schwerelos,
die Welt der Meere, unendlich groß.

writers_headroom:
Ihre Beine taub und schwach,
halten sie nicht mehr.
Der Boden stürzt, und sie hinterher.
Tiefblau, der Grund, schwerelos,
die Welt der Meere, unendlich groß.
Ich:
Ihre Beine taub und schwach,
halten sie nicht mehr.
Der Boden stürzt, sie hinterher.
Tiefblau, der Grund, und schwerelos,
die Welt der Meere, unendlich groß.

Zur Interpretation:
Als erstes würde ich auf einen LSD-Trip schließen. Könnte allerdings auch eine Art von sehr tiefer Meditation sein. Und irgendwie musste ich auch an eine Meerjungfrau denken.
Aber letztendlich weißt das ja nur du.

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Mhm … spontan:
Ein Gedicht, dass mir viel bedeutet, werde ich im Original behalten, selbst wenn ich es später auch mal (für andere) ändere. Das Original sprach zu mir, mit der neuen Form spricht es oder spreche ich zu anderen.
Wenn ein Gedicht mich einige Zeit begleitet hat und ich um Interpretation andere anfrage, dann möchte ich mehr über mich erfahren. Beispielsweise, ob es eine neue Sichtweise für mich gibt, ein die ich noch nicht bewußt gedacht habe (blinder Fleck). Und natürlich gibt es noch weitere 999 andere Gründe für meine Bitte um Feedback. Und alle sind legitim.
Wenn ich mein Gedicht für andere verändert, möchte ich mit meiner Botschaft andere besser erreichen. Um zu wissen, welche Botschaft sie hören, frage ich nach (Interpretation).

Meine „gefühlte“ Interpretation:
Meine Sucht nahm mich unkontrolliert gefangen. So schön es auch im Trip war, es entfremdet mich von allem, was real ist. Dann passiert etwas … etwas sehr einschneidendes … und plötzlich sehe ich in meiner Umgebung, das auch dort Kostbares zu finden ist. Es gelingt mir, so auf die Füße zu kommen, dass ich meine Sucht durch die neue Wahrnehmung ersetzen kann.
Und es macht mich stark, stolz und erfüllt mich so sehr, dass ich dies auch anderen wünsche.
Also zeige ich anderen meine Bilder: gemalte, geschriebene und wohlklingende. Damit auch sie diesen Weg finden können.
Mein Ergebnis: Ich darf wirklich und echt begeistert sein und mich - wie seltsam und ungewöhnlich - richtig feiern! Herzlichen Glückwunsch! Weiter so! :smiling_face_with_three_hearts:

Mhm: nun habe ich die anderen multidimensionden Möglichkeiten nicht benannt. Macht nichts … :wink:

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Das war auch meine erste Interpretation. Aber das mag auch daher kommen, dass ich mich kurz vor diesem Gedicht mit einem Text aus dem Fantasy Genre beschäftigt habe.
Das macht Dichtung für mich so reizvoll. Interpretationen sind eben nicht nur dem Autor überlassen!

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Hallo liebe Yasi,
dein Gedicht finde ich auf persönlicher Ebene sehr spannend. Ganz einfach weil ich selbst Phasen hatte in denen ich sehr persönliche Dinge in Gedichten verarbeitet habe und durch diese Brille nehme ich das jetzt wahr.
Grundsätzlich finde ich die Worte und Bilder sehr ansprechend und der Text nimmt mich mit. Für mich stimmt aber die „Melodie“ stellenweise irgendwie nicht, es wirkt etwas holprig auf mich - nicht im wörtlichen Sinne (ganz im Gegenteil), sondern allein im Klang und dem beim Lesen entstehenden Rhytmus. Das kann aber einfach an mir liegen und ist ganz bestimmt nicht der Maßstab nach dem du urteilen solltest.

Die Interpretation bzw. das was mein Kopf aus den Worten bildet, geht durchaus ebenfalls in Richtung Drogen - wie hier schon genannt. Kann aber durchaus auch schlichter Alkohol sein, der manchmal (vermeintlich?) die Sicht auf Dinge präzisiert. Im Nachgang aber die Erinnerung so blockiert, dass man nur noch weiß, dass man eine tiefe Erkenntnis hatte, diese aber nicht mehr abrufen kann. (Der Halt aus der Fiktion geht verloren…)

Danke jedenfalls fürs Teilen, es sind berührende und bedeutende Worte, die nur du so ausdrücken konntest und es hat meinen Abend bereichert sie lesen zu dürfen. (Ich bin bei meinen Gedichten tatsächlich sehr bedacht, sie im tiefsten Kämmerlein zu verschließen.)

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Ich finde das Gedicht persönlich sehr schön - auch weil ich mich selbst darin wiederfinde.
Für meinen Teil würde ich das „Die“ vor „Befreiung“ streichen.
Aber ich bin kein Lyricer, auch wenn ich es schon ein paarmal versucht habe.
Die meisten Gedichte habe ich irgendwann einmal vernichtet.

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Danke an @alle für die schönen Worte und die Verbesserungsvorschläge. @Pütchen und @Anachronica; Mit der Interpretation der Meerjungfrau lagt ihr tatsächlich nicht ganz so weit weg, denn beim Schreiben des Gedichtes habe ich mich auch von dem einsamen Meermenschen leiten lassen. Dies ist allerdings nur ein Bruchteil meiner persönlichen Interpretation. Es freut mich, dass ihr das irgendwo erkannt habt.

Danke das ihr alle eure Gedanken dazu geteilt habt. Jetzt wird mir auch erst bewusst wie vielfältig das Gedicht ist.

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntagabend 🫶🏾

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Da werde ich mir mal in Ruhe Zeit nehmen und mein Gedicht etwas anpassen. Deine Vorschläge gefallen mir. Zur Interpretation, sehr interessanter Ansatz. Für mich geht es tatsächlich auch um eine unendliche Weite, um eine unendliche Weite in der man manchmal ganz alleine ist.
Vielen Dank fürs Teilen deiner Antwort :smiling_face:

Einen kurze Idee zur Interpretation meinerseits:
Es geht um eine Person, die dir sehr nahe steht. Oder von der du gerne hättest, dass sie dir nahe steht. Vielleicht bist du auch selbst gemeint.
Die „eigene Welt“ ist die Vorstellungskraft, in dessen Bann sie sich verliert. Zuerst scheint sie darin gefangen, abgeschnitten von der Außenwelt. Unverstanden? Mit der Zeit lernt sie, nicht nur damit zu leben, sondern den einstigen Fluch, als Segen zu sehen. Nun ist sie froh darüber, ihre innere Welt mit sich zu tragen.
Doch sie behält sich meist für sich. Oder erzählt genaueres nur Menschen, denen sie wirklich vertraut.
Denn es ist ihre Welt. Nicht die der Anderen.

Soviel zu dem, was ich davon denke. Aber vielleicht habe ich mich auch selbst zu sehr selbst darin wiedergefunden, um es so zu sehen, wie du es beabsichtigt hast.

Was haltet ihr von dieser kurzen Interpretation? Bin ich nah dran, oder Welten entfernt - egal was die Absicht hinter dem Gedicht ist, vielleicht sind wir Welten entfernt, aber wir sind doch vom selben Stern
wink

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Danke für deine Worte, ja es ging mir tatsächlich mehr darum, dass sich das Gedicht „runder“ anhört. Aber wollte einfach mal wissen wie andere das Gedicht lesen und interpretieren oder was sie anders machen würden.

Zur Interpretation, du bist sehr nah an meiner Bedeutung. Ich freue mich, dass du einiges davon rauslesen konntest. Das zeigt mir, dass ich meine Gefühle wohl gut verpackt habe :smiling_face:.

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Hi @Sion

Deine Interpretation gefällt mir sehr, sie ist jedoch etwas von meiner ursprünglichen Bedeutung entfernt. Dennoch erkenne ich mich in einem Teil der Interpretation selbst wieder, vielleicht hat da ja mein Unterbewusstsein etwas mitgespielt und du konntest es erkennen.
Danke fürs Teilen :smiling_face:

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Hi @SahanyaWeidenkind

Vielen Dank für die lieben Worte :white_heart:. Es freut mich sehr, dass dir mein Gedicht so gut gefällt. Tatsächlich dachte ich garnicht an Drogen. Aber manchmal, wenn man sehr verletzt ist, hat man trotzdem das Gefühl den Halt aus der Realität zu verlieren. Vielleicht weisen auch beide Gefühlsarten Ähnlichkeiten auf. (Kann es allerdings nicht mit Sicherheit sagen, denn mit dem Gefühl, durch die Einnahmen von Drogen, kenne ich mich nicht aus).

Liebe Grüße :smiling_face: