Bismarck vorbei, dann St Pauli

Bismarck, dann St. Pauli…

Habe da neulich einen getroffen. Der lief mir nach wie ein junger Hund. Der bellte nicht. Aber er lief mir nach. Ich hatte keine Leine dabei. Ich hätte ihn sonst an einen Laternenpfahl gebunden. Außerstande mir zu folgen. Die Fähren hupten. Erst die eine dann die anderen. Dann war es still geworden.
Es war dieses Tapsen hinter mir. Es machte unruhig. Nervös. Furchtsam. Ein Verbrecher mit Absichten?
Bei Beschleunigung wurde sein Tapsen kürzer. Diese Frequenz. Sie erhöhte sich. Als ich mich umsah, grüßte er mich. Als ich stehenblieb, wechselte er die Straßenseite. Ich machte einen Schritt auf die Straße und rief ihm zu. Er winkte freundlich. Dann ging ich weiter. Er tapste.
Ich ließ ein Auto aus einer Ausfahrt fahren. Blieb stehen und sah mich um. Er war weiter hinten als vorhin. Eigentlich wollte ich zur Bahn. Eigentlich. Jetzt war ich unsicher. Der U-Bahnschacht war eine Falle. Da konnte er sich zu mir stellen oder setzen. Ein grauenhafter Gedanke.
Neben mir hupte ein Auto. Ein anderes antwortete. Es ergab sich ein Frage - und Antwortspiel. Er kam näher.
Ich hatte ihn gar nicht getroffen. Dabei bin ich ihm auf den Fuß getreten. Es war ein Gedränge. Touristen an den Landungsbrücken. Jetzt läuft er hinter mir her. Seit dem Anleger. Er war im Hafen. Wie ich. Ich hatte ihn vorher nie gesehen. Jetzt liegt er in meinem Windschatten. Sinnlos?
Ich hatte die U-3 im Blick. Im Gedanken war ich St. Pauli näher. Am Bismarkdenkmal vorbei. Die Obdachlosen. Unter dem Eisernen liegen sie und saufen und leben sie. Hinter mir das Tapsen. Die Frequenz gleichbleibend. Wenn es kalt ist, liegen sie ebenfalls hier und saufen und leben. Ausgesondert. Manchmal sind es Kiffer.
Die Straße, die Kreuzung. Die Autos, der Verkehr und die Ampeln. Ich sah das Rot. Oben war es rot. Ich drehte mich um und sah ihn nicht. Er war verschwunden. War er falsch abgebogen? Nein, ich konnte seine Biegung nicht kennen!
Von der gegenüberliegenden Seite drang ein Pfiff. Schrill. Er war da und winkte mir zu. Wir strebten aus zwei verschiednen Richtungen zur Bahn. Er hatte mich nicht vergessen. Unten leuchtete das Licht grün. Ich war im Vorteil. Ich sah ihn aus dem Augenwinkel. Er musste stehen und warten. Die Treppe runter. Die Bahn. Zwei Minuten. Das musste reichen. Egal in welche Richtung. Ich lief den Bahnsteig zu Ende.
Das Licht und das Geräusch. Die U-Bahn. Es donnerte. Die Räder auf den Schienen kreischten. Zehn Meter. Ich war an den Rand getreten. Hinter mir war nichts. Nur die Hand, die ich auf meiner Schulter spürte. Dann sah ich seine Schuhe. Ich hatte sie beschmutzt.

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Schöne Geschichte, gefällt mir. Und das nicht nur wegen Hamburg.

Die Geschichte ist etwas unverständlich, Wenn Der auf die andere Seite wechselt, kann er nicht zugleich hinter Dir sein.

Wahrscheinlich wechselte er wieder auf die „andere Seite“ und war so wieder hinter mir! LG