Biographisch oder Fiktion?

Ich frage mich selbst, ist es ratsam eine Biographie zu schreiben oder die eigene Geschichte dahinter in eine spannende Fiktion zu packen? Für eine Biographie bin ich selbst ja wohl eher unbekannt und würde es ja nur für mich tun oder sind die eigenen Erfahrungen so tiefgründig, dass ich daraus einen Roman machen könnte. Wie sind so eure eigenen Ideen für ein Werk? Eher Fiktion oder aus dem Leben gegriffen?

„Ist es ratsam“ kann man sicher nicht pauschal beantworten.

Ich denke, jeder Autor muss sich über seine eigene Motivation und seine eigenen Ziele klar werden und die Frage dann für sich selbst beantworten.

Mit der Motivation „Meine Enkelkinder sollen meine Geschichte erfahren“ wirst du die Frage anders beantworten als mit der Motivation „Ich muss dringend etwas tun, um Geld zu verdienen.“
Mit dem Ziel „Ich schreibe für mich selbst, um meine Traumata zu verarbeiten“ wirst du anders schreiben als mit dem Ziel „Ich schreibe, um meinen Lesern ein paar nette Stunden mit einem netten Buch zu ermöglichen“.

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Ich habe ein Buch über das Leben meines Vaters als Bergmann geschrieben. Er war immer sehr stolz darauf (mein Vater ist im März 2020 verstorben, siehe www.albrechtkowalsky.de) Das Buch habe ich mit Anektoden aus seinem Leben gespickt und mit Fakten aus dem jeweiligen Umfeld, in dem er gelebt hat. Mein Vater war auch unbekannt. Na und?

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Hallo Corinna und Suse, vielen lieben Dank für Eure Antworten. Es ist einfach gut, wenn man drüber spricht - so bilden sich wieder neue Ideen und Möglichkeiten. Ihr habt Recht, was soll`s - man muss nicht reich und berühmt sein, um eine Geschichte erzählen zu können.
Bei mir war es nicht nur der Beruf - würde man annehmen - sondern eher ein massives gesundheitliches Ereigniss, dass mich von heute auf morgen in eine andere Situation gebracht hat und anhand einiger Aussagen zum Zustand, fliegt dann in kurzer Zeit das Leben an einem vorbei und man denkt wie in einem Storyboard an viele Momente zurück. So kam es dann bei mir zusammen und jetzt nach mühsamen 2 Jahren Erholung, fühle ich mich wieder soweit gefestigt, um meine Ideen aufzuschreiben.

Neben den genannten Punkten sollte man auch noch Folgendes bedenken:

  • Bin ich neutral genug, um auch nicht so tolle Dinge zu berichten?
  • Bin ich mutig genug, diese nicht zu tollen Dinge meiner unmittelbaren Umwelt auf die Nase zu binden und welche Folgen hat das ggf.?
  • Bzw. das Gegenteil: Habe ich vielleicht eine rosa Brille auf und schöne bestimmte Dinge?
  • Welche Folgen kann es haben, wenn ich in meiner Biografie noch lebende Personen nicht so positiv darstelle? Von verärgerten Erbtanten bis hin zu juristischen Auseinandersetzungen ist alles drin.

Wenn du deine Erlebnisse in eine Fiktion verpackst, bist du wahrscheinlich auf der sichereren Seite, aber es ist halt verfremdet.
Wenn du dir zu allen o. g. Punkten Gedanken gemacht hast, und mit den möglichen Folgen klarkommst, go for it.

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Kenne ich. Nur ein kurzer Moment und …

Eine komplette Biographie als Otto-Normalverbraucher würde ich (Achtung, das ist meine persönliche Meinung) nicht. In meinem ersten Roman habe ich einen Teil meiner Jugenderinnerungen (auch weniger schöne, sogar richtig unschöne) in einen Regionalkrimi verpackt. Aus meiner eigenen Sicht und aus der Sicht zweier weiterer Protas geschrieben. Ich finde, das gibt dem Text ein bisschen mehr Leben.