Bin ich pingelig?

Ich führe keine Kampagne gegen Ausrufungszeichen. Ich versuche lediglich, sie nach Möglichkeit in meinen Texten zu vermeiden. Nicht aus Prinzip. Ich finde Leonards Empfehlungen sinnvoll, weil sie mir einleuchten. Das gilt auch für seinen Hinweis zu den Inquits. Es zwingt mich einfach dazu, präziser zu formulieren. In älteren Texten von mir wimmelt es auch von Ausrufungszeichen. Dass mich das jetzt stört, ist für mich das wichtigste Zeichen.
Ich mache im Moment einen Workshop bei einer Lektorin. Die sieht, wie die anderen Teilnehmer auch, das Ausrufungszeichen ebenfalls unkritisch. Trotzdem schätze ich sie und ihr Fachwissen sehr - auch wenn das an meiner Haltung zum Thema nichts ändert.
Letzlich muss jede Autorin und jeder Autor für sich entscheiden, wie die Texte aussehen. Ich fand es nur schade, dass ich in oben erwähnter Kurzgeschichte stolz war, kein einziges Ausrufungszeichen verwendet zu haben … und dann haut mir der Verlag fünf Stück in fünf Seiten. Das ist einfach nicht mehr mein Stil … aber ich will ja nicht pingelig sein.

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Du kannst machen was immer du möchtest.
Es sollte dich lediglich nachdenklich machen, wenn Profis andere Ansichten haben als du und deine Ansichten dann überdenken. Dabei ist es auch nicht verpflichtend deine Meinung zu ändern sondern kann auch zu einer Bestätigung deiner Meinung führen auch wenn andere diese nicht teilen.
Die Problematik, die ich in deiner Argumentation sehe ist, dass es eigentlich kein Argument gibt, außer die Aussage von Lemore, dass die sehr reduziert sein sollten, was er mit der Referenz auf einen spezifischen Autor im nächsten Satz aufweicht. Ich bin mir dabei nicht sicher, ob du bedacht hast, dass es im deutschen grammatikalische Regeln bezüglich Ausrufezeichen und Imperativsätzen gibt. Diese Regelung gibt es in der amerikanischen Grammatik nicht, so dass Lemores Aussage nicht ganz so einfach auf deutsche Schriftsprache zu übertragen ist, oder sich die Frage stellt, ob er diese Regel als deutscher Autor auch so aufgestellt hätte. Und zusätzlich hat er bei dieser Regel leider wenig Kontext geliefert, seine Autorenreferen hat jedoch zu der Interpretation geführt, dass er sich auf Ausrufezeichen außerhalb Dialogen bezieht. Hab ich zumindest so gelesen.
Schade finde ich, dass du dagegen andere Regeln, die er offenbar als wichtiger erachtet, da er sie höher platziert, entgegen deiner Ausrufezeichen-Konsequenz die du auf ihn referenzierst nicht so grundsätzlich umzusetzen versuchst, da es auf mich widersprüchlich wirkt.
Natürlich hast du diesen Thread eröffnet und damit Ausrufezeichen zur Diskussion gestellt, jedoch hast du eigentlich zur Frage gestellt ob du pingelig bist, weil du die Ausrufezeichen nicht ändern willst, weil du sie nicht magst und nicht ob mit dieser Entscheidung vielleicht falsch liegen könntest. Zugegebenermaßen finde ich eine Aussage, dass an gewissen Stellen Ausrufezeichen hingehören, zb. wegen Grammatik gerechtfertigt und stechen für mich deutlich ein “mag ich nicht”. Das hat auch nichts mit Stil zu tun. Ausrufezeichen sind kein Stilmittel.
Willst du keines haben, solltest du eventuell den Verlag fragen, was genau dazu führt, dass da Ausrufezeichen hingehören und dann die Stellen so ändern, dass halt keines mehr hingehört. Das hätte dann mehr mit gewähltem Stil zu tun.

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@NinaW … alles, was ich darauf antworten könnte, steht schon in dem Zitat-Schnipsel über deinem Post :wink:

„Das ist nunmal mein Prinzip. Aber nicht aus Prinzip!“ :see_no_evil:

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Auch wenn Ausrufezeichen kein Stilmittel im eigentlichen Sinne sind, ich behandle sie so, als wären sie eines: Also äußerst sparsam verwenden und nur dort einsetzen, wo (zumindest in meinen Augen) der Text dadurch gewinnt.

Aber es ist mal wieder sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind und dass jeden etwas anderes stört. Mich z.B. bringen diese erweiterten Inquits wie das schon erwähnte ‘stöhnte er aus tiefstem Herzen’ zuverlässig auf die Palme.
@Neri: Ich finde es auf jeden Fall eine gesunde Einstellung, Ausrufezeichen kritisch zu betrachten. Niemand verlangt, dass du sie inflationär einsetzen sollst (deine Lektorin sicher auch nicht), aber betrachte sie doch einfach als eine mögliche Bereicherung, die gelegentlich einem Satz ohne viel ‘Drumrumgeschnörkel’ eine besondere Bedeutung geben können.

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Neri! Da ist ein Ausrufezeichen! Von Dir im Text gesetzt! :cool:

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Davon ging ich auch aus!!

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@Ulli was ist damit gemeint?
Ich habe gerade ein Buch gelesen, wo Großschrift für Schreien verwendet wurde.

Der großartige Terry Pratchett hat die Großbuchstaben in seinen Discworld-Romanen (die ich gerade mal wieder lese) für die Grabesstimme von Gevatter Tod reserviert.

“Ähm … warum ist mein Arm durchsichtig, und warum liege ich da auf dem Boden?”
“DAS MESSER IM RÜCKEN IST EIN GUTER HINWEIS. UND WIR SOLLTEN JETZT GEHEN.”

So in etwa. :wink:

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Danke @Ulli :thumbsup:

Habe ich, wie ich gestehen muss, nicht gelesen.

Terry Pratchett: Dicke Empfehlung für die Scheibenwelt-Romane. Seine ersten beiden Romane sind schon richtig gut, aber ich betrachte sie noch als etwas “zäh”, da aber wichtige Figuren wie Rincewind, der unfähige Zauberer und Cohen, der Barbar eingeführt werden, sollte man sie mitnehmen.
Danach ist es einfach nur köstlich - nach meinem Geschmack.
Fantasy mit einem gewaltigen Schuss Lebensphilosophie und großem Humor. Oft lacht man erst einmal, und dann denkt man nach, schüttelt den Kopf - und lacht nochmal. Ich mag’s sehr.

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