Bewertung von Büchern in Buchserien

Ich bin heute mit dem Gedanken aufgewacht, dass bei Buchserien, die auf einigermaßen gleichbleibendem Niveau geschrieben sind, eigentlich nur der erste Band schlechte Bewertungen bekommen dürfte. Das kann ja sein, weil jemand mit Thema oder Stil dann doch gar nichts anfangen kann. Aber derjenige sollte sich ja dann Band 2ff gar nicht kaufen, sondern nur diejenigen, die Band 1 gut fanden…Aber sogar Harry Potter Band 2 hat 1-Sterne Bewertungen, darunter Perlen wie diese:
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Was stimmt nicht an dem Gedanken? Oder vergeben manche Leute Buchbewertungen nach Lieferzeit, Wetter oder Kaffeegeschmack?

Ich glaube, viele sind zu faul zum Bewerten, wenns ihnen gefallen hat, wo Meckern ja auch so viel mehr Spaß macht ;).

Erster Band super → ich sag nichts dazu.
Zweiter Band nicht mehr so toll → ich schreibe einen Verriss.

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Wenn tatsächlich mehrere Bände auf gleichbleibendem Niveau waren, ärgert man sich als Käufer um so mehr über einen schlechteren Ausreißer in der Serie, weil man bestimmte Erwartungen an den neuen Band hatte.

P.S.: Beispiel Harry Potter: Band 1 war ein süßes Kinderbuch, Band 4 hatte schon heftige Thriller-Elemente und kein Happy-End. Das ist nicht „gleichbleibend“.

@writers_headroom redet von einem gleichbleibenden Niveau, du hingegen, liebe @_Corinna vom Inhalt. Das sollte man bei einer Bewertung wie writers_headroom sie vermutlich meint, auseinanderhalten.

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Okay, da hast du recht, Suse, mein Harry-Potter-Beispiel war nicht gut gewählt. Bei Harry Potter sind alle Bände qualitativ gut geschrieben, die Serie wandelt sich nur von Kinderbuch in Richtung Thriller.

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Ich habe vielleicht ein anderes Beispiel: Die Midsumer Murders von Caroline Graham. Die sind immer mit brutal ermordeten Menschen versehen und immer kommen völlig verkorkste Mörder vor, die allem Anschein nach ein bürgerliches Leben führen. Dennoch gibt es unter den 7 Büchern um Inspector Barnaby Geschichten, bei denen man vor Spannung wegfliegt und welche, die totlangweilig sind, obwohl alle denselben Stil haben.

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Um bei meinen Midsumer Murders zu bleiben: Der erste ist megamäßig spannend, der zweite ist grottenlangweilig, der dritte mittelmäßig, der vierte wieder herausragend (Ob diese Reihenfolge stimmt, müsste ich noch mal nachsehen. Jedenfalls waren die Fälle extrem unterschiedlich zu genießen). Da wusste man beim Lesen nie, was man bekommt. Wieso sollte da nur der erste Band eine schlechte Bewertung bekommen dürfen? Oder nur der letzte? Es muss ja nicht linear abflachen oder linear nach oben schießen.

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Hm… ich finde, jedes Werk hat eine Bewertung verdient. Daher schreibe ich auch eine pro Band.

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Ja, tun sie. Oder besser: tut vor allem die „Buchbubble“ (Gruppe lesewütiger zumeist U30er) in Social Media. (Nein, nicht nur die und nein, auch nicht alle aus der Bubble, aber ich sehe es zu oft für meinen Geschmack.)

Ich bin da großteils nur passiv unterwegs, aber eben nah dran am „Zahn der Zeit“ - was liest die Zielgruppe U30 gerade, welche Cover sind gefragt, welche Tropes (Themen, wiederkehrende Muster u. Ä.) und was geht gar nicht.

Derzeit heißes Diskussionsthema: Bücher werden in Rezensionen verrissen, weil sie ohne farbigen Buchschnitt geliefert (!) wurden. Kann doch der Schreiberling nichts für, außer es wird direkt beim Autor gekauft.
Oder noch schlimmer: es gibt gar keinen Plan, einen farbigen Buchschnitt herauszubringen. Oder Page Overlays (wie Postkarten, nur durchsichtig und mit einem Motiv, das dem Buch entnommen wurde).

Sooooo oft lese ich unter „hey, mein neues Buch kommt am 12.12.34 raus, hier seht ihr das Cover“ die Frage „wird es einen Farbschnitt geben?“

Klappentext? Thema? Inhalt? Sinnvolle oder -lose Triggerwarnungen? Interessiert nicht. Hat das Buch keinen farbigen Buchschnitt, ist es nicht gut.

Aber eben nicht nur da. Mir wurde auch mal eine Rezension mit „der Druck über Amazon mit nur 2 Tagen Lieferzeit sah blöd aus“ reingedrückt. Tja, hätteste mal das Original gekauft. Aber das hätte ja 10 Tage gebraucht. Ich konnte die zum Glück nach hin und her löschen lassen, weil das ja nichts mit dem Buch zu tun hat. Nervig ist es jedoch allemal.

Da war die Rezension auf Instagram „das Buch enthält eine Liebesgeschichte, das mag ich nicht“ noch harmlos. Hätte man ja auch nicht ahnen können bei einem rosa Buch mit Braut vorn auf dem Cover, Herzen auf der Rückseite und vor allem „Liebesroman“ mitten vorn auf der Vorderseite. Ist nicht eindeutig genug.

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@Annabell
Das ist ja echt spannend, lauter Trends, von denen ich noch nie gehört hatte. (Ich bin alt…)

Das war jetzt die Frage, die mir durch den Kopf schoss: Lesen die die Bücher wirklich? Oder werden Bücher von dieser Zielgruppe nur dekorativ im Raum drapiert?

Gibt es diese Diskussionen schon länger oder ist das erst seit FOURTH WING ein heißes Thema? Da scheint der Farbschnitt wohl sehr gefragt zu sein.

Bietet überhaupt ein Book-on-demand-Hersteller schon Farbschnitt an? Bei BoD ist das offentsichtlich nicht der Fall.

Sowohl als auch. Bei einigen finden sich dann ausführliche Buchbesprechungen, bei anderen gefühlt nur „Shelfies“ (Bilder vom Bücherregal) und eine Bewertung mit Sternen, bestenfalls mit „fand ich gut“.

Ich gehöre auch zur Kategorie Ü40 und alt :grinning:

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Es war vorher schon leise Thema, FW hat es aber „eskalieren“ lassen, wenn man so will. Je nach Anbieter gibt es dann ja auch Sondereditionen, die hochpreisig gehandelt werden.

Ich habe bisher nur Druckereien gefunden, wo man das auch als Selfpublisher in Auftrag geben kann, allerdings finde ich schon den Pobedruck verdammt teuer, weswegen ich die Überlegung eines Sammelbandes mit Farbschnitt schnell wieder verworfen habe. Ich mal den dann lieber selbst per Hand, wenn ich genug geübt habe.

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Jetzt habe ich mir Bilder vom Forth-Wing-Buchschnitt angeschaut.

Ich denke, beim ersten in-die-Hand-Nehmen und beim Buchkauf fände ich solche Abbildungen auf dem Buchschnitt nett, aber beim Lesen würden die mich eher stören, ablenken, im Lesefluss irritieren.

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Ich müsste mal experimentieren. Wenn ich zum Beispiel bei BoD einen ungeführ 1 mm breiten Streifen mit Beschnitt anlegen würde, sähe der beschnittene Buchblock vielleicht wie ein Farbschnitt aus. Wenn ich dann noch das Motiv auf jeder Seite etwas versetze, könnte am Ende etwas Interessanteres als nur ein farbiger Rand zu sehen sein. Das hieße allerdings alle Seiten farbig zu drucken, was den EP deutlich erhören dürfte.
Ich hoffe aber, dass BoD irgendwann eine Lösung anbieten könnte, falls die Nachfrage nach solchen Werken tatsächlich dauerhaft hoch sein sollte. Im Moment sieht es für mich eher nach einem Trend jüngerer Leserinnen und Lesern aus. Bei Instagram und tiktok wimmelt es von Videos, auf denen - meist junge Frauen - ihre gekauften Bücher von Hand veredeln.

Du musst auf dem Buchschnitt überall kleine rosa Herzchen malen und „love“ „love“ „love“ hineinschreiben. Eindeutige Kennzeichnung und buntes Muster: zwei Fliegen mit einer Klappe. :laughing: :crazy_face:

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Ich habe mal etwas rumgesucht und einen speziellen Drucker für Farbschnitte gefunden. das Ding ist aber für professionelle Buchbinder und wird ein Vermögen kosten. Vielleicht könnte sich der Selfpublisher-Verband einen zulegen und das dann als Service für Mitglieder anbieten. Das wäre cool aber es ist wohl unrealistisch. Selber malen ist ja ganz schön, aber bei wie vielen Büchern will man das machen? Und dann sieht jedes anders aus und Blogger 2 ist sauer, weil ihm das Exemplar von Blogger 1 besser gefällt und Leser lassen ihr Exemplar zurück gehen, weil ihr Farbschnitt anders aussieht, als der auf der Werbeseite …
Ganz elend das Ganze. Die Zeit und das Geld! Dafür könnte man das Buch vermutlich nochmal lektorieren lassen und überarbeiten. Aber was ist schon Qualität, wenn man auch Äußerlichkeiten haben kann?
Ich hatte jetzt nochmal eine wilde Idee für eine Lösung für den SP Bereich. Ich werde das aber erstmal ausprobieren und dann hier berichten.

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Ist schon verrückt. Fast scheint es so, als würden Bücher in manchen Lesergruppen wieder zu Statusobjekten … wie vor der Einführung des Taschenbuches nach dem Zweiten Weltkrieg. Erst ab da wurden Bücher zur echten Massenware.
Zu Goethes Zeiten kauften die Leser oft nur den Buchblock. Beim Buchbinder ihres Vertrauens ließen sie sich dann einen individuellen Einband fertigen - passend zur Einrichtung. Wenn das auch wiederkommen sollte, brauchen wir uns wenigstens den Stress mit dem Cover nicht mehr zu machen.

@writers_headroom … bin mal sehr gespannt auf deine Idee.

Lach nicht, aber auch das gibt es schon.

Nicht im großen Stil beim Buchbinder um die Ecke (zumindest habe ich DAS noch nicht mitbekommen), aber teilweise macht jemand solche Sondercover und verkauft die dann. Als Unikate, wie auch den selbstgemachten Buchschnitt, aber dennoch.

Der Markt dafür ist definitiv da.

Vielleicht sollte ich meinen Job an den Nagel hängen und umsatteln.

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