Besuch vom Mars

Besuch vom Mars

Was will der Kleine hier, dachte ich und ging auf ihn zu.
Viel zu gefährlich heute, bei den ganzen Irren, die inzwischen rumlaufen, egal wer das ist.
Gestern hatte ich gerade mal im Fernseher rumgezappt und bin bei den Anderen gelandet, man war das ein Müll, lauter Irre vor einer Kamera und das sehen sich dann Leute an, die auch irgendwann irre werden.
Der oder Das, sahen ganz normal aus, also wie ein Großer, nur dass der die Statur eines Kindes hatte. Und da es kalt war, weihnachtlich kalt, 10 Grad, hatte ich genug angezogen und Der, oder Das auch.
„Hallo, was machst du denn hier?“, fragte ich ihn.
„Mich haben die vergessen!“, piepste Er oder Es, sehr hoch.
Er hob die Hand, „Moment“, piepste er, „ich muss mal die Frequenz deiner anpassen.“ Er hielt kurz inne und sprach dann im gleichen Tonfall wie ich, sozusagen sprachlich auf Augenhöhe.
„Wie gesagt, wir hatten hier eine Unterrichtseinheit und plötzlich waren die weg.“
„Wer war weg?“ Ich war schon sehr verwundert, dass der plötzlich meine Stimmhöhe hatte, ja ich glaubte, meine Stimme zu hören, so weit man seine eigene Stimme selber hören kann, also aus der Distanz eines Lautsprechers.
„Ich komme vom Mars und hatte eine Lehrstunde Erde, das machen wir immer vor Ort. Dort hinten waren wir gelandet.“
Das würde jetzt zu weit führen, wenn ich euch erkläre oder wiedergebe, was der mir erzählt hatte, wie die hier herkommen und wie die lernen, aber er erzählte mir, das sollte die Weihnachtslektion werden.
„Gut, das kann ich dir auch erzählen. Vor 2017 Jahren ist da ein Kind geboren, das halten einige hier für das Jesuskind, Gottes Sohn. Der sollte alles schick machen hier.“
„Ja, davon habe ich gehört und die Anderen?“, fragte der vom Mars nach.
„Auch das ist eine lange Geschichte, da gibt es welche, die glauben nicht daran, die wohnen eigentlich woanders, jetzt aber hier und die wollen nicht das wir das Feiern, aber auch das ist fast gefährlich zu erzählen, lassen wir das. Schlimm aber ist auch die Seite, die kaufen, kaufen, kaufen machen, Schenken, Unmengen unnützes Zeugs, das keiner braucht oder jeder hat. Dazu kommt fressen, als gäbe es kein Morgen mehr, nie wieder was zu essen und den Tannenbaum, der nicht nadeln darf, nichts kosten, der mit unnützem Zeugs behangen wird, mit Licht, das heute sogar wie irre blinkt.“
„Wie das hier draußen?“, und er zeigte auf ein Haus in unserer Straße, das über und über mit Lichterketten behängt war und hin und wieder rhythmisch blinkte.
Ich nickte nur: „Ja das waren Irre, die brauchten den ganzen November, um das aufzuhängen, ein Teil blieb dort, wo es war, das ganze Jahr.“
„Warum macht man das, das kostet doch irren Strom?“, fragte das Männlein vom Mars wieder.
„Keine Ahnung, auffallen, Geld verbrennen, die haben mal im Fernsehen gesagt, die verballern fast 1000 € Strom im Jahr, nur für den Mist, heute alles LED, das wird sicher weniger sein, aber die haben auch mehr aufgehängt. Vielleicht haben die angst im Dunklen. Die waren aber auch schon mal im Regionalprogramm, da war das Fernsehen hier. Ein irrer Auflauf.“, erklärte ich und bewunderte den Weihnachtsmann und den Schneemann aus Plastik, die einer nach dem anderen langsam hell wurden.
„Und wie machst du das, das Weihnachten?“, wollte er wissen.
„Besinnlich kleiner Baum, wir schenken uns nichts, wir haben doch alles, mal gepflegter Essen, nicht viel, aber wir kochen was Besonderes. Und ich unterhalte mich mit Aliens.“ Dabei lachte ich ihn an, das war alles zu unwirklich, bestimmt würde ich bald aufwachen, aus diesem Traum.
„Und wie kommt es, dass wir noch kein Leben auf dem Mars entdeckt haben? Wir waren doch schon mehrmals mit Sonden bei euch?“ Nun war ich mal neugierig.
„Ganz einfach, ihr sucht nach einer Erde, nach dem Zusammenbruch eurer Erde, ihr macht die kaputt und die besonders Gierigen wollen überleben. Und so tarnen wir uns, wir zeigen euch, was ihr nicht braucht, damit wir leben können, denn Gier gibt es bei uns nicht.“ Es sah mich an und plötzlich erhellte sich sein doch düsteres Gesicht: „Die holen mich, ich will zurück, war schön mit dir, danke.“, sprach er, von dem ich weder Namen noch Geschlecht kannte und er eilte mit Schritten, die dem kleinen Kerl nicht zuzutrauen waren von dannen. Er verschwand im Dunklen, obwohl es eigentlich gar nicht dunkel war, in unserer Straße, ich sah nach meiner Hündin und befahl ihr, mir zu folgen, was sie auch tat, denn ihr war das auch merkwürdig, unheimlich, sie hielt sich im Hintergrund.
So gingen wir nach Hause mit dem merkwürdigen Gefühl, nun auch langsam irre zu werden, oder war das der Hinweis, es nicht zu sein?
Es blieb trotzdem ein beschauliches Fest, mit unserem Enkel, und unseren Kindern.

Frank Maranius 2023