Hallo, ihr Lieben
Ich habe mir heute erst Papyrus heruntergeladen, bin aber schon länger dabei mein erstes Buch zu schreiben.
Mein Problem ist, dass mein ADHS mein Leben bereits im Alltag stark beeinflusst und beim schreiben macht es leider auch keinen halt. Auch wenn es so ist, dass ich das in erster Linie zum Spaß mache, sehe ich es wohl irgendwie doch als Arbeit, was mich sofort hemmt. Gleichzeitig bin ich an einem Punkt angelangt an dem ich merke, dass ich so viel weiß, dass ich eigentlich noch gar nichts weiß (Welt etc.)…
Jetzt bin ich total überfordert
Vielleicht hat hier jemand das selbe Problem mit ADHS und kann mir Tipps geben, die helfen könnten diesen Berg an Arbeit aufzubrechen.
Ich habe ADS (ohne das H). Darum zunächst einmal: Vielleicht ist es gerade diese Unordnung in deinem Kopf, die dich so kreativ sein lässt, dass du schreiben willst. Bei ADS/ADHS ist es ja so, dass du meistens auf einer Seite Superkräfte hast, denen halt leider an anderer Stelle drastische Negativbegabungen entgegenstehen.
Damit haben wir schon mal ein Problem identifiziert. Papyrus ist kein intuitives Programm, sondern erfordert Einarbeitungszeit. Das nervt. Ging mir auch so, ist halt nur schon über 10 Jahre her. Gibt dir Zeit, schau dir die Videos an und nutze zunächst nur ein paar Grundfunktionen.
Es macht nirgends halt. Aber dein Schreiben kannst du so gestalten, wie dir leichter fällt. Ich bin mit meinem Rechner zum Beispiel oft wandern und viele Texte entstehen bei mir beim Wandern mit dem Diktiergerät. Dort hab ich die besten Ideen. Kann bei dir anders sein - hör halt in dich rein.
Weißt du nichts von DER Welt oder von DEINER Romanwelt?
Perfektionismus hilft niemandem weiter. Wenn du kein Sachbuch schreibst, musst du auch nichts davon wissen.
Bei Star Trek haben sie sich jetzt einen Sporenantrieb ausgedacht - einen Pilzantrieb, der schneller ist als Warp (obwohl das schon unrealistisch ist). Du musst halt deine Welt entsprechend aufbauen. Auch alle Fernsehkrimis zeigen ja offenbar keine wirkliche Polizeiarbeit. Was wäre mein Kindheit ohne Derrick gewesen - ein Kommissar mit goldener Rolex am Arm - wie realistisch. Da dürfte er mit seinem Gehalt noch nicht mal dran riechen.
Generell nicht verunsichern lassen, wenn es Leute gibt, die scheinbar immer schreiben. Es ist normal auch mal Pause zu machen.
Über die Gründe der Unlust nachdenken. Wenn du keine Ahnung hast, wohin deine Geschichte gehen soll, kannst du auch nicht schreiben. Manche tun immer so, als ob man schreiben könnte, obwohl man nicht weiß, wie es weitergeht. Nein, kann man nicht. Man muss sich dann zuerst mal klarwerden, wo man hinwill.
Bei Papyrus: Sich Zeit lassen und klein anfangen. Papyrus ist ein Schreibtool, aber es ist nicht dazu gedacht, dich auf magische Weise zum Schreiben zu motivieren. Es ist in meinen Augen sehr komplex und erfordert Einarbeitungszeit, die man je nach Gehirnkapazität nicht immer aufbringen kann oder will.
Verurteile dich nicht, wenns mal nicht läuft. Damit öffnest du nur einen weiteren Task in deinem Kopf, der dich fortan vom Schreiben abhalten wirst. Du leidest ja ohnehin an einem permanenten Multitasking. Wichtig für Leute wie uns ist es also, alle unnötigen Tasks, die wir beeinflussen können, möglichst zu schließen bzw. gar nicht erst zu öffnen.
Eigentlich wollte ich Dir für Deinen Beitrag 10 Herzchen geben! Es ist nur so, dass das Herzchen bei jedem zweiten Klicken wieder verschwindet. Deshalb bleibt es bei einem!
Danke für die vielen Tipps! Ich schau mal, ob ich auch etwas finde, was mir hilft den Kopf frei zu kriegen und meine Kreativität etwas anzuregen
Ich glaube auch, dass diese Unordnung meine Kreativität hemmt - nur wusste ich nicht, wie ich das überwinden kann. Aber zu wissen, dass es für manche eben normal ist, hilft auch schon enorm.
Mit der Welt meinte ich tatsächlich meine Romanwelt Ich bin an diesem Punkt, an dem ich einfach merke, dass viele Details fehlen. Das was die Welt vielschichtig und real macht. Und das ist so viel, dass mein Kopf fast platzt…
Dabei wird mir glaube ich Papyrus helfen - bei der Kreativität Versuch ich es mal mit einem Ortswechsel oder so (wie Du mit dem Wandern).
Danke nochmal für deine Nachrichten, das hat mir Mut gemacht und mich aufgebaut
a) Struktur in die ganzen kreativen Gedanken zu bringen
Papyrus kann da unterstützen. Vor allem die Denkbretter und den Organizer liebe ich hierfür.
Auch ganz nützlich: Chat GPT. Ich teile da gern via Sprachnachricht mein Gedankenwirrwarr mit und bitte es dann, das geordnet zusammenzufassen (fürs Plotting). Und es hilft enorm, dass ich mich nicht komplett in der Recherche verliere.
Fokus ist schwierig. Bedeutet bei mir beim Schreiben, dass ich gern mal noch ein Handlungsstrang und noch einen Charakter mehr usw einbaue, bis ich mich komplett verzettelt habe. Also: Wenn du das Gefühl hast nicht mehr durchzusteigen, konzentriere dich auf eine Handvoll Charaktere und den Hauptstrang. Alles andere darf im ersten Schritt simpel bleiben. Den Perfektionisten darfst du bis zur Überarbeitung in einen separaten Raum sperren
Finde Schreibtechniken die zu dir passen. Ich nutze zB gern die Mosaik-Technik. Heißt ich schreibe die Szenen, Absätze, etc. auf die sich mein Gehirn grade Lust hat. Sinnvolles Verknüpfen ist dann Schritt 2. Und ich habe gelernt, dass es für mich Sinn macht die Phasen Plotten, Schreiben, Überarbeiten klar zu trennen (klappt in der Umsetzung leider nicht immer konsequent… )
b) Motivation & Dranbleiben
Finde dein Warum. Mir hilft es enorm zu wissen, warum ich diese Geschichte erzählen möchte. Ich habe ein Motivationsboard zu dem ich zurückkomme, wenn es hart wird.
Belohnungen. ADHS Gehirnen fehlt es ja an Dopamin, also darf man sich ruhig für Mini-Steps belohnen
Parallele motorische Stimulation kann helfen. Wie bei Tom mit dem Wandern. Ich nutze zB eine App mit Sprache zu Text Funktion auf den Hunderunden. Oder am Schreibtisch einen Igelball unter den Füßen.
Und natürlich: Austausch mit anderen Schreibenden, aber da bist du ja schon dran
Unordnung kann Kreativität hemmen. Was du als Unordnung empfindest, kann zu Beginn allerdings auch völlig normal sein. Dann wäre das, was du als Unordnung bezeichnest, eigentlich eher ein Ausdruck von Perfektionismus. Und der macht in meinen Augen mehr kaputt als Unordnung.
Es ist völlig normal, dass zu Beginn Details fehlen. Und das Störgefühl, dass etwas fehlt, ist der erste HInweis, dass du bereits etwas dagegen tust. Wenn du ein Instrument lernst, fängst du ja auch erst mal mit etwas einfachem an. Du musst dich halt langsam steigern, auf dem Weg dazulernen und dein Zeug ausbauen, wenn dir etwas fehlt.
Ich mag ja Papyrus sehr. Aber dass mir dieses Monster bei der Kreativität hilft, würde ich nicht sagen.Ich bin aber auch ein Ketzer, der vieles nicht verwendet. Ich mag die Rechtschreibkorrektur, die Figuren-Datenbank, den Navigator und die E-Book-Ausgabe. Den ganzen Firlefanz, den man hier noch eingebaut hat, halte ich persönlich für nen Irrweg. Als ob ich auf dem Denkbrett kreativer wäre als auf nem normalen Blatt Papier. Das Zeug verleitet einen eher dazu, zu glauben, dass man damit arbeiten muss. Wenn ich allein überlege, wie viel Zeit ich mit dem Zeitstrahl verloren habe - will ich gar nicht drüber nachdenken. Darum fang klein an und nutze zunächst nur das, von dem du merkst, dass es dir hilft. Tu nichts, das andere tun, nur weil es andere tun.
Und zu deiner Welt. Das hier war meine Welt. Ein paar Inseln aus nem Spiel, das ich mal entworfen habe, einfach auf dem Boden verstreut.
So siehts heute aus. Aber auch nur, weil ich Inkarnate.com genutzt habe. Andere malen sowas. Es gibt dazu Tutorials auf Youtube. Finde ich beeindruckend, wollte ich aber nicht lernen.
Ich hab so dilletantisch angefangen, wie man nur anfangen konnte. Ich hatte ein grobes Thema, dass die Insel in der Mitte böse war. Ich hatte auch schon jede Menge sauböse Dialoge zusammengeschrieben, aber was dort genau zu finden sein sollte, wusste ich nicht.
Was hab ich gemacht? Ich bin einfach mit meinem unerfahrenen Helden losgesegelt. Und weil ich nicht wusste, was ich machen sollte, bin ich nach Vale gefahren. Und weil ich dort nicht wusste, was er dort finden könnte, hab ich auf meine Notizen geschaut. Die sahen so aus:
Sie sehen leider nicht mehr aus. Ich hab sie nicht mehr %-/
Ich hatte mir eine Aufstellung gemacht, was ich an anderen Geschichten gut oder irgendwann mal beeindruckend fand. So trafen sie dort erst mal jemanden und mystische Bemerkungen wurden ausgetauscht, ohne dass die irgendwie mit Leben gefüllt wären. Das Leben kam erst nachträglich. wo sich alles immer mehr miteinander verwoben hat.
So chatotisch vorzugehen, würde ich heute niemandem mehr empfehlen. Man sollte wenigstens grob wissen, wohin man will. Aber ich musste ja lernen und ich hab dabei auch viel gelernt. Diese Zeit zu lernen solltest du dir auch geben.
Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass Herr der Ringe nur darum auf einer so definierten Welt aufbauen konnte, weil Tolkien sie vorher im Hobbit erkundet hat. Der Hobbit erscheint mir nämlich wie eine solche sinnlose Reise durch irgendeine zusammengeschusterte Welt zu sein.
Beim nächsten Projekt werde ich mit Sicherheit etwas geplanter vorgehen. Meine Welt ist inzwischen riesig groß und wirkt wie aus einem Guß. Lediglich die Story ist nun länger geworden, als ich zunächst vorhatte.
Fang an, verurteil dich nicht, lerne und hab Spaß. Das wären so meine Tipps dazu.
Siehst du: Zwei völlig überflüssige Tools, die scheinbar alle lieben. Kein Denkbrett kommt für mich mit meinem normalen Blatt Papier mit. Und ich nutze Papyrus schon seit einer Zeit, als es noch keinen Organizer gab. Ich hab mich einfach anders organisiert. Für mich ist das Ding ein Datenmonster. Macht mir Beklemmungen Aber für andere ist es ein ganz wichtiges Werkzeug. Mach dir dein eigenes Bild.
Bei ChatGPT kann man auch mal ein nicht gelungenes Kapitel abwerfen und fragen, was damit nicht stimmt.
Ich mag es, zwei Handlungsstränge parallel zu erzählen. Aber meistens hab ich die getrennt geschrieben und später in Häppchen zerteilt und ineinander gemischt. Das hilft auch.
Besser: Dopamin-Ungleichgewicht. Wenn ich mal im Fluss bin, kann ich über dem Schreiben auch alles vergessen, meine Wohnung ins Choas legen und an nichts mehr anderes denken. Du hast ja häufig mit beidem zu kämpfen: Dass du einerseits nicht aus dem Quark kommst und andererseits den Hyperfokus, wo du quasi im Superman-Modus unterwegs bist. Ist natürlich auch blöd, wenn man den später als Normalarbeitsmodus anlegt, wenn er vorbei ist.
Ja genau, persönliche Fähigkeiten umgesetzt als so was wie Strategien. Also für Konzentration, Entspannung, Emotionsregulation und eben auch Selbstmanagement.