Die Problematik hatten wir schon im Thread über Dialekt im Roman. Ist schwierig. Bei Thomas Mann, Buddenbrooks, sah ich beim querlesen, dass er einen Großvater im Dialog einen Satz in Platt sprechen ließ, dies auch so antitelte (Opa spricht breites Platt), in Folge aber hochdeutsch „reden“ ließ. Also gewissermaßen die Simultanübersetzung für jene, die kein Platt verstehen. Eigentlich genial.
Es spricht nichts dagegen, eine Person damit einzuführen, das sie fortwährend italienisch spricht, sie aber direkt ins deutsche übersetzt wird. Etwas mühsam finde ich die konsequente Übernahme von Akzent ins Deutsche. So geschehen in Boston von Upton Sinclair. Das behindert den Lesefluss und fügt dem literarischen Werk keinen Mehrwert bei.
Im Film gibt es da wesentlich elegantere Möglichkeiten. Etwa in Jagd auf Roter Oktober. Da wird zunächst im russischen U-Boot russisch mit Untertiteln geradebrecht, bis zu einem Moment, wo die Kamera auf das Ohr des Kommandanten fährt und die Sprache ins deutsche (oder original englische, je nach Fassung) ändert, woraufhin die Kamera sich vom Ohr entfernt. Somit wurde das ungewünschte Untertitellesen umgangen.
Oder in dem Film Der 13te Krieger. Antonio Banderas spielt einen arabischen Prinzen, den es zu den Wikingern verschlägt. Null Sprachverständnis. Im Laufe schnell erzählter längerer Zeitabschnitte (Screentime unter 1 Minute) lernt Banderas die Sprache der Wikinger durch Zuhören und Assoziation. In die Wikingersprache gelangen immer mehr Worte in seiner Heimatsprache, bis er die Fremdsprache schließlich versteht.
Es gibt einen Science-Fiction - Roman, der die Verständigungsschwierigkeit zwischen Aliens und Menschen mit einem eleganten Trick umgeht. Narrenopfer von Ian McDonald. Die Aliens lernen Sprachen auf genetische Art. Über den Speichel. Man spuckt ihnen in die Hand, sie saugen das dann auf und nach kurzer Zeit sprechen sie die fremde Sprache fließend.
Einfacher geht’s mit dem Universalübersetzer aus Star Trek.
In philosophischen Werken begegnet man hin und wieder, dass besonders griechische oder lateinische Zitate nicht ins deutsche übersetzt werden. Das zeugt von Dekadenz, Ignoranz, Arroganz. Das erinnert geschichtlich an die Tradition im Mittelalter liturgische Texte grundsätzlich in Latein von der Kanzel zu salbadern. Bis Luther kam.
Für wissenschaftliche Texte wurde Stephen Hawking (Eine kurze Geschichte der Zeit) empfohlen möglichst keine Formeln im Text zu verwenden, ansonsten würde sich dieses Buch nicht verkaufen.
„Man hat mir gesagt, dass jede Gleichung in dem Buch die Verkaufszahlen halbiert“, schreibt er in „Eine kurze Geschichte der Zeit“. Er habe trotzdem eine Gleichung im Text untergebracht und hoffe, damit nicht die halbe Leserschaft zu vergraulen. (Quelle: SPON vom 26.06.2012)
Sorry für den langen Text…