Aus einem Bild wird eine Geschichte


Ich liess mich durch dieses Bild zu einer Geschichte inspirieren.

Die Wurmlochmatrix

Frederick Woodward Hilby schaute aus dem Panoramafenster der Kontrollstation auf das gigantische Bauwerk, das sich einen Kilometer entfernt befand. Der Rahmen schwebte zwischen Mars und Jupiter auf einer Umlaufbahn um die Sonne. Die Seitenlänge des Quadrats betrug vier Komma zwei Kilometer. Erbaut wurde er und die Kontrollstation aus Weltraumbeton, der aus den Trümmern hergestellt wurde, die früher hier herumschwirrten. Jetzt war dieser Bereich leer.
Hilby trat näher an das Fenster und blickte nach links oben. Er sah das weiße Luxusraumschiff Excelsior. Es bot Platz für 320 Passagiere und 120 Crewmitglieder. Das beeindruckendste war oben die Aussichtsplattform, die von einer Glaskuppel bedeckt wurde. Dort befanden sich Regierungsmitglieder und Prominente aus der ganzen Welt. Die Medien mussten sich mit den Fenstern darunter begnügen. Alle waren sie gekommen, um bei der Inbetriebnahme der Wurmlochmatrix dabei zu sein.
Hilby schob wieder den Ärmel der Uniform zurück und schaute auf die Uhr. Die Zeit verglich er mit der Uhr im Kontrollraum. Noch fünf Minuten.
Er blickte auf die Kontrollbildschirme. Keine Fehleranzeige. Die drei Fusionsreaktoren im Matrixrahmen lieferten die volle Leistung. Seine Leute arbeiteten ruhig und konzentriert.
Die Matrix war eine Meisterleistung. Vor 34 Jahren wurde der erste Wurmlochdetektor entwickelt. Es wurden immer mehr Wurmlöcher entdeckt und erforscht. Es entstand die Idee, einen Zugang für alle innerhalb unseres Sonnensystems zu entwickeln. Die Reisezeiten in ferne Galaxien würden sich dramatisch verkürzen. Die Matrix war geboren.
»Zehn, neun, acht …«, ertönte es aus dem Lautsprecher.
Hilby stellte sich neben den ersten Offizier, Sebastian Rodriguez, und nickte ihm zu. Rodriguez drückte auf Start. Alle schauten gebannt aus dem Fenster.
Innerhalb der Matrix begann sich am Rand ein Plasma zu bilden, das sich stetig vergrößerte, bis der ganze Rahmen ausgefüllt war. Farbveränderungen zeigten an, dass die Energiedichte stieg. Das erste Wurmloch bildete sich. Hilby drückte Rodriguez lachend die Hand. Weitere Wurmlöcher entstanden in verschiedenen Größen.
»Startet die Sonden und bringt sie in Position«, befahl Hilby. Er hatte zehn zur Verfügung und beriet mit Rodriguez, in welches Loch er sie senden sollte. Sie entschieden sich, fünf in die Größeren und fünf in die Kleineren zu schicken. Niemand hatte eine Ahnung, in welche Welten die Wurmlöcher führten.
»Sir, im Wurmloch neun Uhr wird Aktivität angezeigt«, meldet sich der Überwacher Steven Throws.
»Ist unsere Sonde schon drin?« Hilby war überrascht.
»Nein Sir, unsere Sonden sind alle noch hier.«
»Überwachen sie es weiter!«
Zu Rodriguez gewandt:
»Verstehen sie das?«
»Nein Sir, das ist mir ein Rätsel.«
»Sir, ein Objekt tritt aus dem Loch neun Uhr. Schätzung: 300 Meter lang, 75 Meter breit. Geschwindigkeit 3000 Meter pro Sekunde. Unregelmäßig geformt. Könnte sich um einen Kometen handeln.«
Der Komet raste an der Kontrollstation und der Excelsior vorbei.
»Verdammt! Können sie die Flugbahn feststellen?«
»Sir, er wird voraussichtlich auf dem Mars aufschlagen.«
»Wenigstens nicht die Erde«, murmelte Hilby, zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn ab.
»Sir, Aktivität auf zwei, fünf, sieben und elf Uhr.«
Hilby wurde blass. In keiner Übung kam dieses Szenario vor. Auf zwei Uhr erschien ein kugelförmiges Objekt mit dicken Antennen und blieb stehen. Geschätzter Durchmesser: 700 Meter. An den Antennen bildete sich Plasma, das sich mit dem der Matrix verband. Aus fünf Uhr schoss ein Gesteinsbrocken heraus und riss ein Loch in die Excelsior. Machtlos mussten Hilby und seine Mannschaft zusehen.
»Schaltet sofort die Energiezufuhr ab!« Hilbys Stimme überschlug sich.
Die Anzeige am Monitor sank auf null. Das Energiefeld in der Matrix blieb bestehen.
»Was geht hier vor? Kann mir jemand das sagen?« Wütend schaute Hilby in die Runde.
»Sir, die Kugel versorgt die Matrix mit Energie«, meldete sich die Analystin Wanda Straker. »Wir haben keinen Einfluss mehr darauf.«
»Sir, Objekte auf sieben und elf Uhr«, meldete der Überwacher Throws.
Aus den Wurmlöchern schwebten sieben monströse, schwerbewaffnete Raumschiffe und gingen in Stellung.
»Aktivieren sie sofort die Selbstzerstörung!«
»Negativ, Sir. Die wurde wegen Kostenüberschreitung gestrichen.«
»Aaargh!«
Hilby schlug mit der Faust auf die Konsole.
»Und wegen der verdammten Excelsior haben sie den Bau der Kampfraumschiffe zurückgestellt. Wir sind am Arsch!«
Die ersten Einschläge erschütterten die Kontrollstation.

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Hm, klingt wie eine Parodie auf den Bereitschaftslevel der Bundeswehr, wenn Putins Armeen durch Polen Richtung Deutschland marschieren.

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Warum gibt es eigentlich so wenig positive Science-Fiction?

Kann sich denn niemand eine Zukunft ohne eine große Katastrophe vorstellen?

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Das liegt nicht an Science Fiction.
Das liegt daran, dass es in guten Geschichten Konflikte geben muss, damit sie spannend sind. Harmonie kann man dann in der letzten Szene verbreiten.

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Ich kenne mich mit technischen Dingen nicht sehr gut aus, aber kann er ein Gebäude mit dieser Kantenlänge komplett sehen, wenn er nur 1 km entfernt ist?
Wird im all überhaupt in km gerechnet?

Kann sich denn niemand eine Zukunft ohne eine große Katastrophe vorstellen?

Man muss aber nicht in jedem Buch an der Zerstörung der Welt vorbeischlittern, oder diese herbeiführen.

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Ich persönlich kann das leider nicht. Wenn man regelmäßig die Nachrichten verfolgt, ist es schwierig, positiv in die Zukunft zu schauen.

Es wird zudem immer mehr verboten und / oder reguliert. Und die Bildung der Allgemeinheit sackt immer weiter in den Keller.

Es gibt sehr viel Stoff für katastrophale Zustände und nur wenig für Utopia - eine Welt, in der alle glücklich, zufrieden und ohne Krankheiten zusammen leben.

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Mich irritierten die Uhrzeiten-Positionsangaben. Objekt auf zwei Uhr im Weltraum?

Guten Morgen Andreas, für mich klingt das auch nicht anders als auf einem Schiff auf dem Meer. Aber ich bin kein Experte. :wink:

Schreib doch mal ein Essay darüber. Ich würde das lesen wollen.

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Es nennt sich “setting the stakes”. Es muss etwas auf dem Spiel stehen. Je mehr, desto besser. Das ist bei allen Actionromanen oder -filmen so. Für einen Kratzer an einem Raumschiff schlägt keiner ein Buch auf. Offensichtlich ist es wohl so, dass das Zielpublikum von Science Fiction gerne viel Action möchte. Bei Filmen oder Romanen wie James Bond oder ähnlichen ist das auch so. Es geht fast immer darum, dass die Welt gefährdet ist. Das gehört zu diesem Genre dazu. Aber du kannst natürlich versuchen, eine Art “sanfte Science Fiction” zu schreiben. Konflikte brauchst du aber trotzdem
Ich weiß nicht, wie das im vorliegenden Auszug ist, ob der am Anfang der Geschichte steht. Vielleicht hätte @Milar etwas weniger katastrophal einsteigen können, damit später noch Raum für eine Steigerung bleibt.
Mich stört hier ein bisschen die Tatsache, dass die Besatzung unter Hilby offensichtlich überhaupt nichts machen kann, um das Unheil abzuwenden oder abzumildern. Dadurch wirken die Figuren eher passiv auf mich. Am Anfang eines Romans würde mich das stören, weil ich da noch nicht in die Handlung hineingefunden habe. Falls dies eine der Endszenen sein sollte und der Roman nicht gut ausgeht, kann ich mir das schon eher vorstellen.
Hilby schlägt ein paar Gegenmaßnahmen vor, aber seine Leute sagen immer nur, warum das nicht funktionieren kann. Sie versuchen nicht mal etwas. Das macht sie passiv. Und passive Hauptfiguren sorgen nicht für Spannung.
Ich würde mir etwas weniger Dramatisches aussuchen, sodass die Figuren noch einen Handlungsspielraum haben. Ihre Aktionen dürfen durchaus schiefgehen, aber wenn sie wenigstens etwas versuchen und dabei scheitern, ist es spannender, als wenn sie nur hilflos zusehen müssen.

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In der realen Welt leider nicht.:frowning:

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Nicht unbedingt. Denk an die “Alien” Filme. Zumindest im ersten Film besteht die Action in der Ungewissheit.

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Und wenn man sich anschaut in wie vielen Filmen wie wild geballert wird, und dass die Literatur- und Filmwelt voller Krimis ist, wundert mich das nicht.

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Natürlich nicht. Wir waren uns schon an anderer Stelle einig, dass es immer Ausnahmen gibt.
Aber in der Masse trifft es schon zu. Und ich denke, dass die Zuschauer genau das wollen.

Da bin ich ganz bei dir, ich würde auch lieber positive Science-Fiction lesen!

Ich glaube auch nicht, dass die Tribbles-Folge wegen der großen Konflikte die beliebteste Star-Trek-Folge ist. :slight_smile:

Ab wann ist es denn positiv und ab wann wäre es zu viel?

Ich muss zugeben, dass ich Science Fiction gar nicht aus Büchern kenne, sondern aus Filmen und Serien.
Da habe ich schon sehr viele Superhelden-, Roboter-, Weltraum- und/oder Zukunfts-Geschichten angeschaut, in denen die Grundstimmung positiv ist, das Gute siegt (nach Konflikten, natürlich) und es Happy Ends gibt.
Leider scheint das aus der Mode zu kommen und immer düsterer zu werden.

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Star Trek ist, meiner Meinung nach ein so großer Erfolg, weil bei allen Konflikten doch eine positive Sicht der Zukunft vorherrscht. Das war jedenfalls die Absicht von Gene Roddenberry und bei Captain Picard und den anderen Protagonisten ist das ebenfalls zu spüren. Die Raumschiffe sind vorzugsweise für die Erforschung des Weltraums und eine Verbesserung der Zukunft gedacht, auch wenn Krieg vorkommt.

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Ich habe nirgends geschrieben, dass er die Konstruktion komplett sieht. Wenn er am Fenster steht, müsste er den Kopf nach oben und unten, nach links und rechts bewegen.

Das bezieht sich auf die Position innerhalb des Rahmens. Das Plasmafeld kann man sich zweidimensional vorstellen.

Ist nur eine kurze Shit-happens-Story. Den Verantwortlichen ging es um das Prestige, die Sicherheit wurde vernachlässigt.
Könnte man als Anfang einer längeren Geschichte nehmen. Ein Portal wird gebaut, Aliens kommen, Kampf um die Erde, Portal wird zerstört. Version 2598. Auch nicht mehr originell.

Im Moment nicht.

Weil gute positive Science Fiction Geschichten schwierig zu schreiben sind. Solche Geschichten werden schnell langweilig, kitschig oder wirken weltverbesserisch.

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