Apostroph und einfaches Anführungszeichen

Also beim Mac ergibt die Eingabe in Papyrus von
[Shift+#][Shift+Alt+#][Shift+#]
die Unicode-Zeichen
&#x201A]&#x2019]&#x2018]
Exakt die gleichen Zeichen entstehen, wenn man in Papyrus die Unicode-Zeichen direkt eingibt (Alt+Unicode).

Eigentlich müsste man nur das Unicode-Zeichen &#x2019 (Apostroph) von der Umwandlung ausschließen.

Zeichen3.png

Du hast die Anführungszeichen-Automatik offensichtlich auf „deutsch“ stehen.
[Shift+#] erzeugt einfache Anführungszeichen entsprechend der Einstellung in der Anführungszeichen-Automatik, da kommen also generell 4 x 2 = 8 plus das „gerade“ ASCII- oder Schreibmaschinen-Apostroph, also 9 verschiedene Zeichen, in Frage. Eines davon ist unser Unicode 2019, für das auch [Shift+Alt+#] zuständig ist.

Dagegen scheint der von @AndreasE genannte Fall zu sprechen.

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Das stimmt. Bei manchen Zeichensätzen ist der Apostroph das selbe Zeichen wie das Anführungszeichen. Der Computer kann das dann nicht unterscheiden.

Wir bräuchten also bei den Sonderzeichen so etwas wie ‘geschützter Apostroph’, der von der Umwandlung ausgenommen ist. Vielleicht (ganz bestimmt ;)) liest Ulli mit und denkt mal drüber nach.

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Hallo Waldfried, danke! Es gibt also eine Tastaturkombination, die erhalten bleibt, nämlich U+02BC? Ich bin da nicht so bewandert, was genau gibt man da ein: Umschalt 02 (Nummernblock), was bedeutet BC? Man könnte ja versuchen, mit zu arbeiten.

Ich könnte mir vorstellen, dass das noch aus der Zeit der Schreibmaschine stammt, wo man mit dem Platz auf der Tastatur haushalten und die Zeichen ökonomisch vergeben musste. Ich meine sogar, mal eine alte Schreibmaschine ohne Null gesehen zu haben. Wenn man eine Null tippen wollte, musste man das O nehmen. Beim Computer sind das natürlich verschiedene Zeichen. Aber vielleicht haben die ersten Programmierer noch nicht an eine Suchen-Ersetzen-Funktion gedacht?

So ist es. Es gibt einen sog. Codepunkt.

Die folgenden Sätze wurden ohne Anführungszeichen-Automatik eingegeben. In der Einstellung “Buch umgedreht” wird dann bei der Wandlung (1) zu (2), das heißt in (2)(ii) bleiben die Apostrophe erhalten:

(1) (i) “Ich glaub’, ’s is’ Zeit.”
(ii) “Ich glaubʼ, ʼs isʼ Zeit.”

(2) (i) »Ich glaub‹, ›s is‹ Zeit.«
(ii) »Ich glaubʼ, ʼs isʼ Zeit.«

Wobei die Apostrophe in (1)(i) mit [Shift-Alt-#] (macOS) (→ U+2019), in (1)(ii) hingegen mit Copy+Paste von " ʼ " (ohne Leerzeichen) (→ U+02BC) eingegeben wurden.

Im Unicode hat jedes Zeichen seinen eigenen Codepunkt. Diese haben hexadezimale Bezeichnungen (16er System; da das Zehnersystem nur 10 Ziffern hat, werden für die restlichen 6 die Buchstaben A bis F zu Hilfe genommen). Das gebräuchliche Zeichen U+2019 befindet sich im “Unicodeblock Allgemeine Interpunktion” (Wikipedia), das weniger gebräuchliche U+02BC im Block “Unicodeblock Spacing Modifier Letters” (ebd., angeblich gibt es “keine etablierte deutsche Bezeichnung” dafür).

Es gibt aber auch die Dezimalbezeichnungen, die man in Windows für die Eingabe verwenden kann. Das U+02BC hat die Bezeichnung 700, daher müsste das Zeichen unter Windows mit [Alt+0700] zu erreichen sein.

In macOS muss in der Systemeinstellung “Tastatur” die Eingabequelle “Unicode Hex-Eingabe” aktiviert werden, dann gibt man [Alt+02BC] ein.

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Im Menü “Einfügen” > “Sonderzeichen” gibt es in der Tat schon den “Apostroph” – aber es ist leider nur der “labile”, der wandelbare. Vielleicht könnte man hier auch den “festen”, “geschützten” (U+02BC) unterbringen? Das wäre praktisch.

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Ich wäre bei der Verwendung von U+02BC vorsichtig. Wie viele Schriften unterstützen diesen relativ exotischen Codepunkt und was passiert, wenn eine Schrift keine Unterstützung dafür bietet? Wird dann einfach nichts angezeigt?

Ich bin auch unsicher, ob die Verwendung eines »Abstands-Modifizierungszeichens« (Spacing Modifier Letter) semantisch richtig ist. Ein Auslassungszeichen (Apostroph) soll ausgelassene Zeichen versinnbildlichen, aber nicht Abstände regulieren.

Technisch kann ich die Problematik verstehen, aber ich würde mir eher die Arbeit machen, einen Text nach der automatischen Umwandlung von Anführungszeichen von Hand durchzugehen.

danke Waldfried für die unicode-Erläuterung. [alt+0700] gibt leider ¼. Wäre es nicht die einfachste Lösung, einen geschützten Apostroph zu definieren? Ansonsten bleibt eben die händische Korrektur oder man muss sich disziplinieren und ab einer bestimmten Stufe keine automatische Umwandlung mehr machen. Ich habe mir jetzt einen Zettel an den Monitor gehängt, damit ich mich daran erinnere.

Schauen wir den Tatsachen ins Auge: Es gibt einfach zu wenig Satzzeichen. Das ist das Grundproblem. :cool:

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Die meisten gängigen Schriften unterstützen das Zeichen, nehme ich an. Probiert habe ich es erfolgreich mit Arial, TNR, Geneva, Helvetica, Verdana, Palatino, Vollkorn und anderen, sogar Courier. Manches “exotische” Zeichen wird von manchem exotischen Font möglicherweise nicht unterstützt, das kann passieren, darauf muss man dann halt achtgeben.

Die deutsche Übersetzung ist irreführend. Die Semantik ist gerade nicht, dass “Abstände” (“Spacings”) geregelt werden, sondern gemeint ist, dass es um Zeichen geht, die “spacen”, das heißt einen linearen Abstand halten vom zuvor gesetzten Zeichen, wie es normal ist, im Unterschied zu diakritischen Zeichen (Akzenten usw.), die mit anderen an der gleichen linearen Position kombinieren, also typischerweise drüber oder drunter stehen.

Zu den typischen Zeichen im Block der “Spacing Modifier Letters” gehört z.B. auch das Prime- oder Minutenzeichen (ʹ)(das auch wiederum ähnlich aussieht wie ein Anführungszeichen …). (Zugegeben, dieses Prime-Zeichen gibt es auch in einer Nicht-Modifier-Version in Unicode, der praktische Unterschied ist mir nicht bekannt.)

Oh, tut mir leid, dann habe ich die Windows-Eingabemethode noch nicht richtig verstanden. Ich ging davon aus, dass der jeweilige Unicode-Dezimalcode eingegeben wird, aber das kommt wohl so nicht hin.

Grundsätzlich kann man sich ein Zeichen ja auch kopieren und ein Textmakro damit bauen. Oder auf der Pinnwand deponieren.

und wenn es beim Umwandeln der Anführungszeichen die Möglichkeit gäbe, die einfachen Anführungszeichen auszunehmen? Die sind sowieso sehr selten, jedenfalls seltener als die Apostrophe mit Leerzeichen

Naja, ich glaube, das kommt doch sehr auf den Text an. Ich verwende Konstrukte wie
“Das glaube ich erst, wenn ich deinen ‘Dicken Bären’ auch sehe!”, rief sie.
Den Apostroph dagegen nutze ich praktisch nie.

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man sollte wählen können, ob man die einfachen Anführungszeichen rausnimmt

Solche Texte schreibst Du?
Ah ja.
:wink:

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Klar:

Luisa hüpfte vom Baum, rieb den Apfel an der Hose und biss herzhaft hinein. »Warte nur, bis ich Papa von der Torte erzählt habe«, sagte sie schmatzend. Tim wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. »Ehrlich Isa, ein Bär hat die Torte gefressen, ein ganz dicker.«
»Das glaube ich erst, wenn ich deinen ›Dicken Bären‹ auch sehe!«, rief sie. Tim starrte sie einen Moment lang an. Er packte seine Schwester an der Hand, schniefte und flüsterte geheimnisvoll: »Dann komm.«
Er zog sie hinter den Busch, aus dem er vorhin gekrochen war.

Was dachtest du denn? :smiley:

Hier funktioniert die Konvertierung übrigens wunderbar. Aber es ist auch kein Apostroph mit Leerzeichen drin. Also hilft das Poesiebüro nicht. :frowning:

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Das Poesiebüro würde schreiben:
»Das glaub’ ich erst, wenn ich deinen ›Dicken Bären‹ auch sehe!«, rief sie.
(weil ich gern nah an der mündlichen Sprache schreibe)

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Den dicken Bären würde ich nicht in Anführungszeichen setzen. Wozu sollte das nützen? Es ist klar, was gemeint ist, auch ohne die Striche. Je mehr man auszeichnet, desto weniger wirkt die einzelne Auszeichnung. Weniger ist manchmal mehr.

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ich auch nicht …

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