Bei mir verhindert die Planung in der Regel die Schreibblockade. Dass ich nicht weiß, was ich schreiben soll, kommt selten vor, weil ich mir ja vorher notiere, wie die Szene ablaufen soll.
Und wenn ich ein Problem bei der Planung habe, sagen wir, ich brauche eine Lösung dafür, wie mein Fantasyheld aus dem Gefängnis ausbricht, dann nutze ich eine Methode, die ich bei Hans-Peter Roentgen gelesen habe.
Ich nenne sie: “Aus 1 mach 12”.
Das Gehirn ist meistens dann gehemmt, wenn es das Gefühl hat, etwas Kreatives abliefern zu sollen, das perfekt ist. Also verlange ich gar keine Perfektion. Ich suche stattdessen 12 Lösungen für mein Problem, nicht nur eine.
Mein Gehirn ist dann eher überzeugt, dass es auch den größten “Sch…” als Lösung anbieten darf, denn es gibt ja noch 11 weitere Lösungsmöglichkeiten.
Ich schreibe also nicht nur eine Möglichkeit auf, aus dem Gefängnis auszubrechen, sondern 12. Ja, genau 12. Auch wenn’s schwerfällt. (Und keine weniger!)
Manchmal denke ich bei Nr. 6, dass ich auf gar keinen Fall 12 Varianten zusammenbekommen werde, weil ich jetzt schon am Kämpfen bin, was ich noch schreiben könnte, aber ich lasse nicht locker. Und es ist schon oft passiert, dass ich bei Nr. 6 kurz vor dem Aufgeben war, und dann ist mir noch Nr. 13, 14 und 15 eingefallen.
Und dann kann ich in Ruhe das auswählen, was mir am besten gefällt. Oft kombiniere ich sogar zwei oder drei Möglichkeiten und gebe der ganzen Sache noch einen besonderen Kniff.
Das Ganze mache ich handschriftlich auf meinem Tablet, weil Gehirnforscher herausgefunden hat, dass das Gehirn beim Schreiben mit der Hand wesentlich aktiver (und damit auch kreativer) ist als beim Tippen. (Mein Gehirn bestätigt das immer wieder.)
Ich denke, dass Blockaden vor allem dann auftreten, wenn man nicht genau weiß, was man schreiben soll. Dann fühlt sich das Gehirn überfordert. Das geht einem vor allem bei einem neuen Projekt so: Dadurch, dass man im Grunde alles schreiben könnte, fällt einem gar nichts ein.
Deshalb ist es gut, bei einem neuen Projekt möglichst bald Regeln für den Roman und die Charaktere festzulegen. Ich meine damit, dass man früh Einschränkungen definieren sollte, also, was eine Figur nicht kann, wo Schwächen sind, was in der (Fantasy-)Welt nicht möglich ist, etc. Weil man dann eben nicht mehr alles schreiben kann (womit das Gehirn überfordert wäre), sondern sich an seine eigenen Regeln halten muss.
Wenn ich z.B. eine Heldin festlege, die wegen einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt, grenzt das ihre Möglichkeiten in vielen Bereichen ein. (Sie wird also wohl nicht mehr joggen oder Eis laufen gehen.) Aber meinem Gehirn verpasse ich dadurch einen Kreativitätsschub, weil es plötzlich in eine bestimmte Richtung denken und brainstormen kann. Was ist für Querschnittsgelähmte doch noch alles möglich? Was für Schwierigkeiten gibt es im Alltag? Wie überwinden sie diese Schwierigkeiten? Etc. So habe ich durch die Festlegung einer Einschränkung gleichzeitig ein Thema definiert, an dem sich mein Gehirn entlanghangeln kann.
Ich stelle auch fest, dass mir umso mehr Ideen kommen, je weiter ich mit meiner Planung schon vorangeschritten bin. Dann kenne ich meine Charaktere und meine (Fantasy-)Welt und kann aus dem Vollen schöpfen.
Ich glaube, deshalb ist auch Fanfiction so beliebt: Das Gehirn der Fans kann auf einen “fahrenden Zug” aufspringen und da weiterdenken, wo es schon Figuren, Welten, Regeln und Geschichten gibt.
“Aus 1 mach 12” kann ich nur empfehlen!
LG
Pamina