Der Weihnachtself (von Super Girl)
Er war kein normales Wesen. Er hatte zwar menschliche Kleidung an,
aber ich erkannte an den spitzen Ohren und der geschmeidigen Gangart, dass es sich um einen Elfen handelte. Einen ganz besonderen Elfen. Mit Rauschebart, Zipfelmütze und rotem Umhang. Den Weihnachtself!
Ich begegnete ihm im Einkaufszentrum, das ich zusammen mit meinen Freunden besuchte. Ronja, das Werwolfmädchen und Sha’Red, der Halbvampir konnten sich mittlerweile problemlos als Menschen tarnen. Von Willi, dem einzigen Sterblichen in unserer Gruppe, wusste ich, dass fremdartige Wesen in der Menschenwelt Aufsehen erregten. Daher verstand ich als Zauberschülerin besser als jede andere, dass eine Tarnung nötig war, um nicht aufzufallen.
Mein Vater hatte sich das letzte Mal vor 17 Jahren an Heiligabend als Weihnachtself verkleidet, um uns Geschenke zu bringen. Ich glaubte als Siebenjährige an den Weihnachtself, der vom Norden mit seiner Kutsche kam und Geschenke verteilte. Dass in Wirklichkeit mein Vater unter der Maskerade steckte, erfuhr ich erst Jahre später, als ich erwachsen wurde. Doch den Glauben an den echten Weihnachtself hatte ich in all den Jahren nie verloren.
Erst als mich Willi anstupste und einmal kräftig rüttelte, kam ich aus meinen Gedanken in die Realität zurück. „Hey Zara, was ist denn los mit dir? Du bist ja ganz blass um die Nase“, bemerkte er. Anstatt zu antworten blickte ich mich irritiert nach allen Seiten um. Eine lange Schlange hatte sich mittlerweile vor dem Weihnachtselfen gebildet, der vor einem Schaufenster saß und Geschenke verteilte. Ronja hatte sich in der Schlange angestellt und winkte uns zu. Sha’Red warf mir einen misstrauischen Blick zu. Auch er schien zu bemerken, dass ich ein wenig weggetreten wirkte.
„Er ist es!“, rief Ronja, als sie an der Reihe war. „Er ist der Weihnachtsmann!“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Doch Ronja winkte vehement mit den Armen. „Komm schon Zara. Ich habe mich extra für dich angestellt. Ich will, dass du dir einen Wunsch erfüllst. Nur deswegen habe ich diesen netten Mann angesprochen!“
Nur widerwillig näherte ich mich dem Weihnachtself. „Ich weiß wer du bist“, ertönte eine telepathische Stimme. „Du bist Zara Zaudernicht, die Tochter von Zoran und Liza Zaudernicht“. Über diese Ansprache staunte ich sehr. Er bat mich darum, mich auf seinen Schoß zu setzen. Willi zückte seine Kamera und schoss ein Foto von mir und dem Weihnachtself. Dann überreichte mir der Verkleidete eine Brosche. Ich öffnete sie. Zum Vorschein kam ein Bild dreier lächelnder Menschen. Einem adretten jungen Mann mit Kurzhaarschnitt, einer Frau mit gelocktem Haar und einem süßen Baby. Ich durfte mir die Brosche um den Hals legen, als ich meine Eltern erkannte. Da wusste ich für mich: „Das ist tatsächlich der echte Weihnachtself!“