Absätze bei längeren Monologen

Liebste Schwestern und Brüder in scripto

Ich bin gerade in meiner Arbeit bei einer Szene angelangt, in welcher ein Protagonist eine umfangreiche Geschichte erzählt. An und für sich unterbreche ich einen längeren Monolog gerne mit den Reaktionen der Zuhörenden oder der Sprechenden selbst, um strukturgebende Elemente in den Textfluss einzubauen, hier allerdings (Schlüsselszene!) möchte ich den Redeeinfluss durch solche Techniken nicht unterbrechen. Gleichzeitig fürchte ich, dass dieser Monolog zu einer verbalen Dauerwurst ausartet.
Bei inneren Monologen habe ich keine Probleme, in diese Absätze einzubauen, aber wie sieht das aus bei einer wörtlichen Rede? Stört das? Oder stört es mehr, wenn das schließende Anführungszeichen erst zwei Seiten nach dem öffnenden kommt? Dass es inhaltlich fad wird glaube ich nicht, aber ich möchte auch nicht die Lesenden durch eine Bleiwüste langweilen. (Und ja, das übliche „show -instead-of tell“ bleibt ohnehin aufrecht. Aber hier erzwingt die Dramaturgie etwas mehr an Info als sonst.)

Wie handhabt ihr das? Gibts da geltende Regeln? Oder gehts nach Lust und Laune?
Danke im Voraus für alle Tipps und Meinungen.

Wahrscheinlich hab ich jetzt ein falsches Bild im Kopf, aber ich stell mir gerade einen alten Opa vor, der seinen Enkeln etwas aus seinem Leben erzählt.
Vielleicht muss er mal zum Apfelsaft greifen, um seine Stimme zu ölen und dann kommt das „Und was geschah dann?“
Dann kann er wieder eine Weile weitererzählen?

Alternativ irgendeine andere - besser zum Kontext passende - Zwischenfrage, mit der die Geschichte gleich wieder Fahrt aufnimmt.

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In der Tat, Lazy. Der Mann ist 70, seine Zuhörerin 14. Zum Apfelsaft greift er selten (Wodka schon eher) und im Moment hat er sich eine Smart Export (kennst du sicher noch) angesteckt.

Wodka ölt ohnehin besser als der klebrig süße Saft.

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Mir als Leser gefällt bei langen Monologen am besten die Form eines durchgehenden Textes. Aber mit Absätzen!

Wenn eine andere Figur etwas inhaltlich Sinnvolles beizutragen hat, so dass ein Dialog daraus wird: super. Aber inhaltsleere Unterbrechungen wie das Trinken eines Schlucks Apfelsaft oder die Zwischenfrage „Und was geschah dann?“ mag ich überhaupt nicht, das finde ich nur nervig.

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Ja, kommt vielleicht auf die Länge vom Text drauf an :see_no_evil: Über einige Absätze fände ich es auch überflüssig, aber ich hab @Gschichtldrucker eher so verstanden, dass es eine Geschichte in der Geschichte ist, die vielleicht mehrere Seiten lang ist?

Da hilft es vielleicht schon, den Leser zwischendurch ein paar Mal zu erinnern, dass es sich noch um ein Gespräch handelt.

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Ne, die waren dann doch noch deutlich vor meiner Zeit :sweat_smile:
Meine ersten waren Johnny ohne.

Bei solchen Geschichten innerhalb der Geschichte würde ich den Text jeweils zu Beginn und am Ende durch eine Leerzeile von der ‚normalen‘ Story abgrenzen.

Ich denke, das geht ganz gut, wenn sich Opa bequem zurechtsetzt und etwas sagt wie „Lieber Enkel, dazu möchte ich dir eine kleine Geschichte erzählen. Hör gut zu, es ist wichtig.“ Er holte tief Atem und begann zu erzählen:

Jetzt eine Leerzeile und dann Opas Erzählung, ich würde sie nicht in Anführungszeichen setzen. Am Ende dann wieder eine Leerzeile, wenn es zurück zu Opa und Enkel geht.

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Bei Krimis ist es manchmal so gelöst, wenn der Pathologe lang und breit die Todesursache erklärt, dass dann ein Abschnitt dazwischengeschoben wird, in dem er auf irgendein entnommenes Organ deutet, das näher beschrieben wird, und/oder ein Zuhörer emotional reagiert.
Wenn auf diese Art Sachinformationen oder Emotionen hinzugefügt werden, finde ich Unterbrechungen des Monologs normalerweise nicht nervig.

Im Moment sieht das bei mir so aus:

Wir verliessen das Krankenhaus und gingen schweigend durch die Altstadt Richtung Donau. Sonntagnachmittag. Mölln war zu dieser Zeit wie ausgestorben. Alle lagen in ihrer schnitzelsatten Wochenendagonie, sammelten Kräfte, die sie morgen wieder an ihre Arbeitgeber verkaufen würden, bis sie fünf Tage später erneut im gleichen Zustand waren wie jetzt, und sich das Hamsterrad weiterdrehte.
Wie gerne wäre ich eine von ihnen gewesen. Hätte von all dieser Kacke, in der wir steckten, nichts gewusst. Wäre eine ganz normale 14-jährige, die mit ihrer Freundin über Foto-Lovestorys in der Bravo kichert. Hätte einen Freund, der Fußball spielt, statt Bücher liest und einen Vater, der weder meine Mutter schlägt, noch sich an mir vergeht. Wäre nie in der Psychiatrie gewesen, hätte keine Alpträume, Flashbacks und Ritznarben. Hätte die Aufnahmeprüfung in die Pflegeschule bestanden, hätte lange Haare, größere Brüste, keine Regelschmerzen und mehr Kleider. Würde weniger wissen über das, was hier in diesem Land passiert ist, vor zwanzig, dreissig, vierzig Jahren und immer noch weiter passiert. Ich wünschte, all die Dämonen, meine, Mamas, Leas, Karins, Geralds, Christophs, Roberts, Wotawas wären vertrieben und vergessen. Aber so war es nicht. Sie waren noch immer da, würden immer da sein und die einzige Möglichkeit sie zu beherrschen, war, sich stets an sie zu erinnern.
»Was ist eigentlich mit Lederer passiert«, fragte ich Wotawa, »warum ist er ein Nazi geworden und nicht so wie Sie? Ihr ward doch beste Freunde, oder?«
Wir saßen am Donauufer und ich warf Steinchen ins Wasser, wie damals mit Ella, als Christoph im gleichen Krankenhaus lag wie Robert jetzt. Wotawa sah mich lange an, als müsste er überlegen ob und wenn, wie viel er mir erzählen sollte. Aber schließlich tat er es doch.

So und ab jetzt beginnt der gute Mann zu erzählen. Ohne Absatz nach dem letzten Satz. Bislang sind es knapp zwei Seiten (mit Absätzen und drei zweizeiligen Einschüben), eine weitere wird wohl noch kommen. Dann muss sowieso gekürzt werden

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… ich schon. Das erste Anführungszeichen zu Beginn der wörtlichen Rede, das zweite ganz am Ende. Wenn nicht, müsste man den Text meiner Meinung nach durch Kursivschrift kennzeichnen, und das ist anstrengender zu lesen. Ganz ohne Kennzeichnung fände ich das irritierend, dann wüsste ich als Leser nicht genau, ob jetzt der Opa selbst spricht oder der Erzähler.

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Lieber Gschichtldrucker,
ich kann zwar hier nix beitragen um Deine Frage zu beantworten, aber Dein Text liest sich so so gut. Mir gefällt Deine Art zu erzählen und Du hast einen schönen, eigenen Stil mit Wiedererkennungswert.

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Wenn meine Figuren mal einen längeren Monolog halten, frage ich mich zuerst (wie du), ob ich Emotionen einbauen kann. Wenn das nicht geht, frage ich mich, ob ein Absatz genügt. Ist das der Fall, mache ich dort keinen Absatz, sondern einen Gedankenstrich. – Also sowas wie hier. Wenn ich allerdings mehrere Absätze brauche, mache ich auch mehrere Absätze.

Ich finde bei solchen Stelle nicht, dass es stört. Aber ich habe mir dann auch Gedanken gemacht, ob ich sie nicht umgehen kann. Wenns halt mal sein muss, muss es halt sein.

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Meines Erachtens mehrere Möglichkeiten:
Eine kurze neue Überschrift „Wotawas Erzählung“ und dann der eigenständige Text.
Ein Sonderzeichen mittig, dann der Text.
Einfach nach „doch“ mit Doppelpunkt, Absatz und dann langer wörtlicher Rede…

Ich finde die erste Lösung (neue Überschrift) am besten. Ich meine, so ist es auch bei 1001 Nacht mit der Rahmenerzählung und den Binnenerzählungen gelöst, die ja erzählt werden.

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Okay, ich habs gelöst und danke euch für die vielen tollen Inputs.