7 Punkte System (frei nach Dan Wells)

Werte Schreibende,
ich hätte da mal wieder Informationen aus euren fachlichen Erfahrungen notwendig.

Gemäß dem 7 Punkte System (frei nach Dan Wells) sollte das eigentliche “Problem”, ein erster “Konflikt” bzw. die “Thematik” des Projektes ja erst in “Punkt II Hook” erstmalig “aufschlagen”.

Nun vertreten jedoch einige “Meister der Autorenschule” in deren Lehrbüchern die Meinung, es sei immens wichtig, eventuell bereits zu Beginn eines Romans durch “Action” oder sonstige interessante Passagen ausreichend Spannung aufzubauen, um die Leser “bei der Stange zu halten”. Das würde nach Dan Wells jedoch “erst” in Punkt II oder III vorgesehen sein.

Wie seht ihr das? Wie “streng” sollte man den Punkten von Dan Wells entsprechen? Welchen “Spielraum” nehmt ihr euch da? Oder sind seine Vorgaben eurer Meinung nach ohnehin eher zu vernachlässigen?

Hallo Tom,

hm, ja, also ich sehe das so, dass man das eine tun soll, aber das andere ja nicht lassen muss.
Natürlich nimmt die Story im Punkt II das erste Mal richtig Fahrt auf. Heißt aber nicht, dass es vorher langweilig zugehen muss, oder?
Ich habe mal gehört, dass das 7-Punkte-System nicht nur über den gesamten Plot laufen muss. Man könnte es auch - im kleinen Rahmen - in jedem Kapitel anwenden.
Ist ja auch irgendwie so: Am Anfang eines Kapitels geht es um irgendein besonderes Thema bezüglich des Ganzen, irgendwas passiert in der Mitte und am Ende ist das Thema entweder bewiesen oder widerlegt. Zumindest gibt es eine Entscheidung, die zu Kapitel 2 führt.
Ist so ein bisschen wie ein Fraktal. Im gesamten Plot sehe ich die Spannungskurve (inkl. Wendungen und Höhepunkte) und beim Reinzoomen sehe ich sie immer noch, eben verkleinert.
Über deine Frage habe ich mir, ehrlich gesagt, noch nie Gedanken gemacht. Ich sehe zu, dass sich meine 7 Punkte in der Story wiederfinden lassen. Aber bewusst langweilig schreiben, nur weil es in Punkt 1 keinen Konflikt geben soll, dass will ich nicht. Meine Protagonisten stolpern eigentlich ständig über (kleinere) Konflikte. Und dann gibt es noch die richtig großen. Eben die, die den Plot voranbringen und für die die Geschichte geschrieben ist.

So irgendwie. Ich merke, ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen…

Liebe Grüße,
Vroni

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Ich würde sagen es kommt darauf an für wen du schreibst, oder wie du schreiben willst.
Als ich mit meiner Idee anfing kannste ich das drei Punkte System. Das war auf einer gelben Armbinde. Ich glaube das nennt man Pantser. Im laufe der Jahrtausende lernte ich mehr und mehr dazu, sogar ansatzweise SChreiben. Innerpunktion und son Tüddelüt. Wenn ich jetzt versuchen würde das ganze in irgendein System zu tun. Ich würde irre(r) werden. FÜr mich funktioniert die Geschichte und Punkte und Ecken hat sie. Ob die jeweils nach Feng Shui richtig sind? The answer my friend is blowin in the wind.

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Vorweg: Ich bin ein Freund von Schreibratgebern (viele, nicht alle).
Aber: Was da drin steht sind Arbeits-HILFEN, Richtlinien, Werkzeuge. Nichts davon ist das elfte Gebot,
eine Verletzung der “Regeln” ist nicht strafrechtlich relevant. Viel wichtiger als die Regel selbst ist das
Verständnis, warum manche Dinge so gemacht werden. Dann verstehst Du nämlich auch, warum sie
manchmal funktionieren und manchmal eben nicht.

Punkt zwei ist der Action-Einstieg: Das ist ein reines Sprachproblem im Deutschen.
Es geht vor allem darum, mit etwas einzusteigen, was für Deine Leser interessant (!) ist.
Früher hieß das in medias res, im englischen eben in the middle of the action.

Das hat aber überhaupt nichts mit Bruce Willis zu tun. Verfolgungsjagden und explodierende
Autos passen normalerweise schlecht in Dein Fantasy-Epos, oder Deine romantische Komödie.

Fang mit etwas an, das Aufmerksamkeit erregt. Um den Rest kümmert sich Hollywood.

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Hallo @Tom1210,

Spannung entsteht immer durch Konflikt. Und Konflikt entsteht durch die Diskrepanz zwischen Zielerreichung und Hindernissen. Das muss keine Verfolgungsjad sein, kann es aber, wenn es zu Deinem Plot passt.
Ich würde mich grundsätzlich immer fragen, ob eine Szene spannend ist. Wenn sie es nicht ist, fliegt sie raus - egal, ob sie am Anfang, in der Mitte oder am Ende liegt. Oder sie wird so überarbeitet, dass sie spannend ist.
Denn schließlich sollen unsere Leser ja wegen unserer Geschichten Netflix abschalten, oder?

LG

Pamina

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Um zu wissen, ob mich der Inhalt eines Buchs interessiert, brauche ich keinen Prolog, auch keinen spannenden Einstieg. Mir reicht der Klappentext und die eine oder andere Besprechung. Was ist denn Lesespannung überhaupt? Muss das immer nur “Action” sein, wo bereits auf der zweiten Seite Blut aus dem Buch tropft? Genügt nicht auch das Interesse am Fortgang einer Handlung, an der Entwicklung einer Figur? Bekanntes in anderem Licht, aus neuer Perspektive kennenzulernen? Es gibt ohnehin keine neuen Plots. Alles, wirklich alles, wurde bereits in der einen oder anderen Form erzählt. Und in manchen Genres - was für ein einschränkendes Wort - gibt es nicht einmal neue Charaktere bzw. Figuren. Alles schon tausendmal durchgekaut, tausendmal geschrieben, tausendmal gelesen, neuerlich tausendmal geschrieben, tausendmal …

Schreibratgeber sind hilfreich, besonders, wenn man am Anfang steht. Man kann damit die handwerklichen Grundlagen erlernen. Aber letztlich muss man (aus sich selbst heraus) zum eigenen Stil finden. Wenn man das nicht kann, und das kann man nicht erlernen, hilft auch der beste Schreibratgeber nicht. Schreiben nach Schablonen ist wie Malen nach Zahlen. Darunter verstehe ich auch das Nacheifern, Kopieren von Lieblingsautoren. Schlicht: Fanfiction!
Wichtig ist vor allem: LESEN! Und zwar viel, und Querbeet. Nicht bloß an ein und demselben Genre kleben, wie die Fliegen am Honig. Autoren, die verkünden, nichts oder kaum etwas oder das immer Gleiche zu lesen, nehme ich als Künstler nicht ernst.
Ich denke, dass es für die schreiberische Entwicklung produktiver ist, anspruchsvolle, erzählende Literatur zu lesen, als den 1000. Schreibratgeber.

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Wie schön, Gesellschaft zu haben!

Ich nehme solche Ratgeber gern als Inspiration. Aus dem einen nehme ich den einen Punkt, aus dem anderen den anderen. Ein ganzes Korsett aber würde mich nicht stützen, sondern mir die Luft zum Atmen nehmen.

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