Das gebuchte Strandhotel sollte nur eine halbe Stunde Fahrt landeinwärts entfernt sein. Leroy und Vanty checkten ein und bestellten den Weckdienst für den nächsten Morgen. Ein Buffet nur für Ausflugteilnehmer erwartete sie am nächsten Tag in der großen, kühlen Hotelhalle. Auf dem Parkplatz warteten schon vier Etagenbusse um die Teilnehmer mitzunehmen. Vanty und Leroy waren einigermaßen erstaunt, dass es so viele Interessenten für diese Reise gab. Nach dem Frühstück verteilten sich die Gäste in die Busse und verließen die Küste auf Landstraßen, die gerade breit genug waren zwei Busse nebeneinander überholen zu lassen. In der Morgensonne entfaltete sich das weite Land. Von weitem war ein Helikopter zu erkennen, der ein Feld abflog. Als die Busschlange sich dem Feld näherte wurde eine großes eingezäuntes Feld sichtbar. Von der Straße führte ein Eingang an zwei Aufsichtswachen vorbei in ein Feld hinein. Die Busse sortierten sich in einen rießigen Parkplatz mit vielen Fahrzeugen ein. "Wow, so viele Besucher." Vanty legte ihre Hand auf Leroys Schulter, als sie sich vom Sitz in die Aussteiger Reihe aufstellten. "Ja, ist ja auch ein ungewöhnlicher Ort. Spricht sich halt schnell rum." Leroy reichte Vanty ihren Camcorder mit dem sie eine Dokumentation für ihr Universitätsmagazin aufnehmen möchte. Beim Aussteigen wies der Busfahrer alle Fahrgäste darauf hin, dass sie sich abends um sechs Uhr wieder hier am Parkplatz einfinden sollten. Sie schoben sich weiter innerhalb der Reisegruppe bis sich die Teilnehmer nach dem Feldeingang verteilten. Als die beiden sich dem Feldeingang nähern veränderten sich plötzlich ihre Befindlichkeiten. Vantys Herz schlug schneller und Leroy fühlte sich auf einmal ganz leicht, als würde er schweben. Sie flüsterte in sein Ohr: "Fühlst du was? Ich bin so aufgeregt. Mein Herz schlägt so schnell." Leroys Bauch prickelte angenehm. "Mein Bauch fühlt sich an als hätte sich etwas Schweres gelöst und jetzt komme ich mir so leicht vor als könnte ich über den Fußboden schweben." Sie nahmen sich bei den Händen und traten ein in ein Labyrinth aus flachgelegten und stehenden Kornähren. Das Feld war sehr groß. Von Luftaufnahmen auf ihren Info-Blättern wussten beide, dass dieses Labyrinth eine Spiralform ist aus der sich sechs Armen mit dreizehn anhängenden Kreisformen im Uhrzeigersinn bogen. Leroy und Vanty schreiteten händehaltend über einen Weg aus flachgelegten Kornhalmen gesäumt von stehenden. Es roch nach feuchter Erde und etwas holzig. Ein sanfter Wind wehte und der Himmel war wolkenlos blau. Dieses Geometrie Gebilde eingeprägt in ein Kornfeld durch umgelegte Kornhalme sollte wohl vierhundert Quadratmeter umfassen, was aber aus ihrer Sicht nicht erkennbar war. "Sieht aus wie gemessen. Könntest du Halme so hinbiegen, dass die einen Kreis bilden und liegen bleiben?" Vanty bewundert die ordentlichen Rundungen eines großen Kornkreises, den sie zusammen mit anderen Besuchern erreicht hatten. "Yeah. Die Formen haben wohl alle bestimmte Größen. Wundert mich, wie jemand über Nacht, im Dunkeln solche großen Formen in ein Feld drücken kann, so dass es von oben genau diese Form ergibt. Was soll die Form eigentlich darstellen?" Leroy überlegte sich ob vielleicht Drohnen benutz wurden. Sie wanderten viele Stunden durch den Spiralgarten und vergaßen für eine Weile, dass sie eigentlich Aufnahmen machen wollten. Irgendwann fiel es ihnen dann doch wieder ein und sie filmten und sprachen andere Besucher an. Alle fühlten sich leichtfüßig, zufrieden und sogar glücklich. Die anderen konnten sich auch nicht erklären wie so ein rießiges Gebilde über Nacht von niemandem bemerkt am nächsten Tag einfach da war. Zurück im Hotel schnitten Vanty und Leroy ihre Videoaufzeichnungen und sortierten die aufgenommenen Fotos. "Könntest du dir vorstellen diese Muster sind von einer uns unbekannten Macht? Vantys Frage stand wie ein Energiefeld im Raum. Ihr Blick war abwesend als schaute sie in sich hinein. "Ja, das ist eine gute Frage. Welche Maschine könnte ein so großes Gebilde formen ohne mit Motorengeräuschen Aufmerksamkeit zu erzeugen? Sicher sind die Felder von den Bauernhöfen einige Kilometer entfernt, aber es fahren doch Autos die Landstraße lang." "Leroy, diese Kornhalme sind so gleichmäßig ausgelegt. Wie kannst du in der Nacht einen halben Kilometer bearbeiten ohne mit Licht aufzufallen?" Beide drehen ihre Köpfe und ihre Blicke treffen sich. Was würden Vantys Komilitonen antworten wenn sie die Aufnahmen schicken? Venty steht vom Hotelsessel auf: "Leroy, ich bin sehr froh, dass du mich zu dieser Besichtigung mitgenommen hast. Diese Reise ist anders als andere Reisen. Ich fühle mich, als hätten wir etwas wichtiges herausgefunden, etwas das die Zukunft der gesamten Menschheit auf der Erde verändern könnte. Es ist so ein Gefühl in meinem Bauch, so wie Hoffnung. Ehrlich glaube ich, dieses Ereignis ist ein Zeichen von einer uns unbekannten Kraft, die unter uns weilt." Vanty ließ sich wieder in den Armsessel fallen und ihr Blick richtete sich durch die offenen Glasflügeltüren des Hotelbalkons in den fernen Nachthimmel. Leroy boxte seine Armlehne. "Wir müssen mehr darüber herausfinden. Deine Mitstudentinnen werden viele Fragen stellen, die wir nicht beantworten können." "Stell dir vor wir hätten eine Erklärung, als erste Menschen in der Welt und enthüllen ein Geheimnis, dass die grundlegenden Glaubenseinstellungen der gesamten Menschheit verändert." Vanty war elektrisiert von dieser Idee. "Was, wenn wir nochmal hinfahren und das Feld, jetzt in der Nacht, untersuchen? Vielleicht kommt wer oder was das gemacht hat wieder zurück, sagen wir, um noch mehr Muster dazuzubasteln?" Vantys Körper spannte sich vor Aufregung und ihre vor Begeisterung weit aufgerissenen Augen starrten Leroy herausfordernd an. "Ja", sagte Leo sofort als hätte er nur auf ihre Frage gewartet. "Das war auch mein Gedanke, aber wir sind nicht von hier. Was, wenn es gefährlich wird. Andererseits, wir haben Ausstattung mit für einen Nachtausflug." Leroy lächelte Vanty zufrieden an. "Then", Vanty rollte ihre Augen von links nach rechts, nach der Technik suchend. "Wir wissen nicht, ob es erlaubt ist, das Feld in der Nacht zu besuchen. Vielleicht sind Wachmänner dort aufgestellt. "Wenn wir nicht gehen, werden wir es nicht wissen. Lass uns die Nachtsichtgeräte und Getränke einpacken. Snacks brauchen wir nicht, das Abendessen war reichlich." "Ja, war es", stimmte Vanty zu und streichelte ihren Bauch. Beide packten ihre Rucksäcke und trafen sich in der Mitte des Hotelzimmers. Der Uhrencheck ergab 21 Uhr 21 Minuten. "Lustige Uhrzeit, lass uns gehen." Nach kurzem Umschauen, ob sie etwas vergessen hätten, verließ beide das Hotelzimmer, sperrten ab und stiegen die breite Hoteltreppe hinunter in die gedimmt beleuchete Hotelhalle um den Zimmerschlüssel abzugeben. "Guten Abend. Gehen Sie aus?", fragt die Rezeptionistin als sie den Schlüssel annimmt. "Die Rezeption ist vierundzwanzig Stunden geöffnet. Sie können kommen und gehen wann und so oft sie möchten." Sie lächelt beide freundlich an und fragte nach ob weitere Wünsche bestünden. Leroy und Vanty verließen das Hotel durch die offenen Türen zur mit Lichterketten geschmückten Terrasse. Die Beleuchtung reichte bis einige Meter vor das Hotel, der Rest der Landschaft war im Dunkeln verborgen. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten entdeckten sie vier Männer mit Motorrädern unter einem Baum stehend. "Schau, Leroy", Vanty stieß sanft mit ihrem Ellbogen in Leroys Seite, "die haben Motorräder. Vielleicht können wir die mieten?" Langsam näherten sie sich dem Baumplatz, der die Grenze zwischen dem Auslauf der Hotelbeleuchtung und kompletter Dunkelheit bildete. Als sie ankamen, hörten die rauchenden Männer auf zu reden und wandten sich ihnen zu. Vanty flüstert vorsichtig in Leroys Ohr: "Vielleicht sollten wir uns nur in die Nähe des Feldes bringen lassen, nicht direkt dort hin. Besser wenn die Herren nicht merken, wo wir hinwollen. War da nicht eine Disco, so ungefähr einen Kilometer auf dem Weg vom Feld zum Hotel? Wie war der Name?" "Tangawizi", antwortet Leroy leise. "Ja, wir fragen die Kerle ob sie uns zu Tangawizi fahren." Die Männer hatten nur darauf gewartet, dass endlich Fahrgäste kommen und so war die Vereinbarung schnell getroffen. Telefonnummern wurden ausgetauscht für die Rückfahrt. Vanty und Leroy stiegen bei jeweils einem Fahrer auf und fuhren in die Nacht. Die Scheinwerfer leuchteten einige Meter voraus sonst waren nur dunkle Umrisse von Büschen und Bäumen erkennbar die sich gegen den sternenklaren Nachthimmel abhoben. Nach einer Weile wurde Musik hörbar und ein beleuchtetes Haus mit Parkplatz und sich unterhaltenden Leuten, erleuchtete die Umgebung. Vanty und Leroy ließen sich etwas entfernt absetzen, weil sie von den Besuchern nicht bemerkt werden wollten. Im Dunkeln wechselten sie ungesehen die Straßenseite. Keiner schien sie gesehen zu haben. Hand in Hand wackelten beide, auf Steinen ausrutschend und über Wurzeln stolpernd den unbefestigen Straßenrand entlang bis sie die Disco weit hinter sich gelassen hatten. Erst jetzt trauten sie sich ihre Leds anzuschalten, leuteten aber vorsichtshalber erst einmal auf den Boden. So gingen sie vorsichtig weiter. "Schau", Leroy flüsterte und zupft Vanty am Ärmel. Sie war beschäftigt auf den Boden zu schauen, schon etwas genervt von dem unebenen, mit Wurzeln durchwachsenen Untergrund, blieb stehen und schaute wie Leroy zur anderen Straßenseite. Hunderte von gelblich leuchtenden Lichtpunkten, verschieden im Durchmesser, kurvten über dem Feld in unterschiedlichen Richtungen auf, ab, hin und her. "Sind das Glühwürmchen?", flüstert Vanty nach einigen Sekunden des Staunens. "Gute Frage", murmelte Leroy, fasziniert von dem Schauspiel. "Es sind so viele", flüsterte Vanty, "sollen wir rübergehen?" Leroy sortierte seine Frisur, die durch die Fahrt etwas durcheinander gebracht war. "Was ist, wenn die leuchtenden Fliegblasen aggressiv sind. Vielleicht ist das so ein Paarungsort und wir sollten die besser nicht stören." Er zoomte mit seinem Infrarotfernglas etwas näher ran. "Ey, da steht jemand. Siehst du? "Wo?" Vanty erkannte nur fliegende, leuchtende Punkte. "Da, auf der anderen Straßenseite. Neben dem Feld. Ungefähr zehn Meter." "Vielleicht nur ein Neugieriger wie wir. Was macht er?" "Er steht da. Vielleicht wartet er auf jemanden. Waaas? Der winkt. Er zeigt in unsere Richtung und deutet wir sollen zu ihm rüber kommen." "Bist du sicher, der meint uns?" "Da ist sonst niemand. Nur wir und er und die fliegenden Leuchtkugeln. Wenn wir herausfinden wollen, was hier los ist, sollten wir auf die andere Straßenseite wechseln." "Ok." Vanty und Leroy sahen sich um. Nur Dunkelheit. Keiner auf der Straße. "Los get´s." Sie hakten sich unter und marschierten über die andere Seite. "Kyouha, meine koukishinouse Freunde." "Guten Abend. Inmitten unserer Überlegung ob wir uns diesem Ereignis nähern sollten oder nicht haben sie uns zugewunken. Wissen Sie was das ist?" Vanty konnte es kaum erwarten eine Erklärung für dieses seltsame Ereignis zu bekommen. Sie standen vor einem schlanken Mann mit glatten, langen, schwarzen Haaren, die leicht in der Nachtbriese schwangen. Er war größer als beide und trug einen Ausgehanzug. "Mein Name ist Tsuyoi Shisetsu. Ich halte hier Wache." Vanty wurde es unheimlich. Sie war nicht sicher, ob es jetzt gefährlich wurde. "Wir sind Vanty und Leroy", erklärte Leroy, sich in der Pflicht sehend, sich ebenfalls vorzustellen. "Sind das Aliens?" "Nein. Sind sie nicht" gab Tsuyoi treng zurück. "Wenn ihr genau wissen wollt, was das ist, lade ich euch zu einem Treffen ein. Hier und jetzt möchte ich mich nicht äußern. Ich möchte nicht dass ihr euch den Lichtern nähert, das könnte zu Verletzungen führen." Leroy fühlt einen Druck im Magen. "Wie werdet ihr euch bezüglich des Gesehenen verhalten?" Tsuyoi beugt sich etwas zu Vanty und Leroy und sah beide lächelnd aber eindringlich in die Augen. Sie waren überrascht ein asiatisches Gesicht in dieser Gegend zu sehen. Vantys Knie gaben leicht nach, aber sie war zu neugierig. "Offengesagt wollten wir unseren Freunden ausführlichst berichten, was wir erlebt haben." "Davon rate ich euch unbedingt Abstand zu nehmen, zumindest bis wir uns ein zweites mal getroffen haben." "Ja, aber alle wissen, dass wir zu dem Kornkreis gereist sind." "Davon könnt ihr euren Freunden berichten, das ist kein Problem. Die ganze Welt kann diese Kreise sehen. Aber ihr berichtet nicht, dass ihr Lichter oder mich gesehen habt. Gebt mir eure Handynummern. Ich schicke euch eine Einladung, sobald der Zeitpunkt gekommen ist." Weil sie einsahen ohne ihn nie zu erfahren was an diesem Ort passierte, stimmten sie seinen Bedingungen zu. Es würde ihnen eventuell keiner Glauben, dass sie fliegende Leuchtkugeln gesehen hatten. Genaueres zu wissen wäre auf jeden Fall besser. Schließlich wollten sie sich nicht lächerlich machen. Tsuyoi telefonierte und einige Minuten später kam ein Fahrer und brachte beide zurück zum Hotel.