Versuch

dunkel glühend tauschen in:

  • dunkel leuchtend
  • dunkel funkelnd
  • schwarz leuchtend oder
  • leuchtend schwarze Lava?
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Man konnte sagen, es war rundum angenehm. Es gab hervorragende von Hebe zubereitete Getränke, täglich wechselnde ausgefeilte Menüs auf Sterneniveau, das Klima war wohltemperiert, die Luftfeuchtigkeit optimal, interessante Gesellschaft. Stefan (ehemals Höhlenmensch) fehlten die Herausforderungen des täglichen Lebens. Es gab zu Beispiel kein gemütliches qualmendes Lagerfeuer für Mammut-BBQ.
Stefan wanderte ziellos von Gruppe zu Gruppe und lauschte den Gesprächen. Hier ging es um die Anschaffung eines neuen Altars, dort um die verschiedenen Typen von Schleifen. Ein Thema, für das sich insbesondere Xyle begeistern konnte. Stefan stand dem Ganzen emotionslos gegenüber. Wozu sollte man Knoten machen, die wieder aufgingen? Höchst unplausibel, fand er und wandte sich einem anderen Grüppchen zu.

„Du kannst eine Sphinx braten oder kochen. Sie wird niemals weich.“

„Und wenn man sie mariniert?“

„Schwierige Frage. Hatte schon mal jemand von euch Marinade mit, wenn er auf Heldenmission war?“

Die Helden schüttelten die Köpfe. Marinade gehörte nicht zur Ausstattung.

„Mammut schmeckt gut.“

Die Helden sahen Stefan an. Stefan sah zurück. Die Helden nickten. Stefan war eindeutig einer von ihnen. Man erkannte es an der Keule. Ein qualitätvolles Stück. Jemand, der seine Waffe sorgfältig pflegte, konnte kein schlechter Mensch (oder so) sein.

„Hatte ich noch nie. Wo gibts das?“

Stefan zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht einmal näherungsweise, wo er war, und überhaupt fehlte ihm jede Orientierung, die über sein zugegebenermaßen großes Jagdrevier hinausging. Er machte eine undifferenzierte Bewegung mit dem Arm. Die Helden verstanden. Sie wurden auch dauernd irgendwohin geschickt, gerne Orte, die auf keiner Karte verzeichnet waren.

„Aber ein ordentlicher Braten, das wäre schon was.“

„Hör auf, sonst bekomme ich Hunger.“

„Wir könnten uns ein Wildschwein besorgen.“

„Mmm. Ja.“

Und so zog eine Gruppe von Helden plus Stefan los, um in den Gefilden berühmter Gallier ein Wildschwein zu erlegen.

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Dunkel und leuchtend werden beide ausschließlich durch das Sinnesorgan Auge wahrgenommen und sind für mich ein Widerspruch, deshalb von mir Daumen hoch.

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Unten hatte der erste Priester Xyles es geschafft ein Weib (An dieser Stelle wurde die Ausdrucksweise der Informatiker ungeprüft übernommen.) aufzureißen. Generell haben sie ein eher abstraktes Verhältnis zu anderen Geschlechtern. Vorzugsweise meiden sie den Kontakt, wo immer es geht. Das desinteressierte „schöner Tag noch“ der Kassiererin im Supermarkt bereitet ihnen sprachliche und seelische Qualen. Die Suche nach einer adäquaten Antwort dauert, bis sie wieder zu Haus angekommen sind. Habe ich erwähnt, dass Informatiker extrem langsam funktionierende Gehirne haben? Deswegen haben sie Jahrtausende gebraucht, um funktionierende Computerprogramme zu entwickeln. Wo könnten wir heute sein! Für die schwierigen Herausforderungen des Alltags steht aktuell die App „Act in Normal Urban Situations“ (kurz ANUS*) zum Herunterladen bereit, die ihnen sagen könnte, was man an der Kasse antwortet. Leider haben sie keinen Einkaufswagen mitgenommen und dadurch die Hände voll mit ungesunden Getränken und vitaminfreier Nahrung. Eine belastende Situation, für die noch eine Lösung gefunden werden muss.

Also zu dem Weib. Amor saß kichernd auf einem ausrangierten Computer und beobachtete die beiden. Als besonderen Reiz empfand er die offene Frage des Familienstatus der Priesterschaft. Sollten sie zölibatär, liiert oder polyirgendwas sein? Xyle war noch nicht dazu gekommen diese Frage zu klären, weil sie mit Schleifen beschäftigt war.
Hera stand vor ihr. Mit den Händen versuchte sie die Schleife ihres Schürzchens** zu binden.

„Also das ist eine while-Schleife.“

Xyle stand vor Hera und führte eine komplexe Bewegung aus.

Hera nickte.

„Und das ist eine do-while-Schleife. Auch sehr hübsch.“

Hera ahmte Xyles Bewegung geschickt nach. Götter sind ja gemeinhin von schneller Auffassungsgabe, wobei der Autor rückwirkend prüfen sollte, ob diese Aussage mit dem bisherigen Verhalten der Götter übereinstimmt. Die Schleife sah nicht ganz so perfekt aus wie die von Xyle, war aber dennoch wohlgeformt.

Hera war begeistert.

„Das ist beeindruckend.“

Ach so. Xyles Priester. Amor beobachtete, wie er versuchte, den BH-Verschluss zu öffnen. Erschwerend kam hinzu, dass die Dame eine Anhängerin der Braless-Bewegung war. Finger glitten über den fremden Körper, der sich vertrauensvoll in seine Arme schmiegte, und schon gab es ein Problem, weil ANUS die Option eines fehlenden Objektes nicht implementiert hatte. Der Priester machte sich eine mentale Notiz zum exception handling ***. Dann gab er den Versuch auf und probierte es mit Rumknutschen. Er hatte schon davon gehört. Das Weib offensichtlich auch. Das Weib rutschte in die Kategorie Freundin. Ein sehr abstrakter Begriff, für den der Priester noch passende Methoden entwickeln musste.

  • das ist wirklich pubertär
    ** verdammt, schon wieder hat sich ein Schürzchen eingeschlichen. Aber wie soll man sonst die Funktion von Schleifen erklären?! Die meisten ehemals schleifenbasierten Anwendungen wurden von Klettverschlüssen abgelöst. Gebräuchlich sind Schleifen in größerem Maßstab nur noch an Weihnachten.
    *** natürlich greife ich an diesen Stellen auf die Expertise meines persönlichen Informatikprofessors zurück. Für alle, die gerade keinen zur Hand haben: Es geht nur darum, dass das Programm weiterläuft, wenn mal eine Kleinigkeit nicht funktioniert. Wir bleiben ja auch nicht stehen, nur weil auf dem Gehsteig ein Hundehaufen liegt.
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Zeus hatte ein Problem. Probleme widersprachen seinem Konzept von Göttlichkeit. Putti hatten Probleme. Vor allem mit Zeus. Die Sterblichen sowieso. Helden hatten hin und wieder problematische Aufträge. Sowas gehörte zum Berufsbild. Loki hatte nie Probleme. Er verursachte welche. Und jetzt stand Zeus vor dem Regal mit den Marzipankartoffeln und es gab nur noch welche mit Spekulatiusgeschmack. Zeus rief die Mainzelmännchenhotline an.

„Gud’n Aamd.“

Die Mainzelmännchenhotline wurde kurz nach Verpflichtung der Mainzelmännchen eingeführt und erfreute sich einer jahrzehntelangen Historie. Für Götter ist das ja quasi ein Wimpernschlag, aber es macht die Hotline zur Ältesten der Welt, wenn man Orakel außen vor lässt. Xyle würde ihren Priester übrigens demnächst mit der Programmierung eines ordentlichen Webauftritts für Delphi beauftragen.

Spekulatius ist wie schlechte Gewohnheiten. Man wird sie einfach nicht mehr los. Vielleicht machen sie eine Sommerpause. Aber dann sind sie plötzlich wieder da.

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Hätte noch den Vorschlag strahlend schwarz.

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Hebe stand nachdenklich vor den Garderoben im Flur. Die kleinen Götter hatten es inzwischen ziemlich gut drauf, ihre Jacken an die dafür vorgesehenen Haken zu hängen, waren aber noch nicht so weit, sie desinteressiert in einer beliebigen Ecke, die auch ein stark frequentierter Flur sein konnte, fallen zu lassen.
Die Welten auf den Ablagen spielten gerade mit einem Flummi Schwerkraft. Bald würden sie sich Monde zulegen und ihre vollkommen willkürliche Plattentektonik würde sich zu gnadenlosem Chaos ordnen. Es wurde Zeit für die Primärerziehung Stufe II. Hebe griff den Flummi kurz bevor er in die Reichweite von Todesstern kam.

„Den gebt ihr wieder her. Das ist kein Spielzeug.“

Todesstern war eingeschnappt und ließ einen Vulkan ausbrechen. Er verfehlte Hebes Finger um Längen.

„Na-Na-Na. Sowas tut man aber nicht.“

Irgendwann erwische ich sie, schwor sich Todesstern.

Hebes göttliche Sinnesorgane nahmen die Drohung wahr. Sie würde Todesstern eine Kompensation anbieten müssen. Vielleicht eine Marzipankartoffel. Zeus hatte neulich welche da gelassen, mit Spekulatiusgeschmack.

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Terro wollte kurz zu Hebe reinschauen. Als er durch den Flur ging, sah er Marzipankartoffeln um kleine Welten rotieren. Er wunderte sich kurz, bis seine Nase den Geruch von Spekulatius erkannte. Es gibt für alles eine sinnvolle Verwendung.

„Hebe? Du wolltest mich sprechen?“

„Ja. Richtig. Es geht um die Primärerziehung Stufe II.“

„Welche Stufe II?“

„Eben. Wir müssen ein Konzept erarbeiten.“

Unsichtbare Panik zeichnete sich in Terros Gesichtszügen ab. Keine Angst. Helden kennen keine Angst. Panik ist natürlich eine andere Sache. Konzepte bezogen sich bei Helden ausnahmslos auf die Wahl der Waffe. Spieße ich die Bestie mit einem Schwert auf oder ziehe ich ihr eine Keule über den Kopf. Das war ein Konzept. Klar, praxisorientiert und nicht zu viele Handlungsalternativen. Bei Hebe sahen Konzepte anders aus. Irgendwie komplex. Da wurden Dinge einbezogen, an die Terro nicht im Traum gedacht hätte. In solchen Situationen zog er es vor zu schweigen und zustimmend zu nicken. Deswegen arbeitete Hebe so gerne mit ihm zusammen. Sie nannte es Teamarbeit.

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„Was beginnt mit ‚H‘ und endet mit ‚D‘?“

Ein Chor aus Helden antwortete lautstark.

„HELD!“

„Was beginnt mit ‚S‘ und endet mit ‚N‘?

„STEFAN!“

Die Helden jubelten. Der erste Auftrag für Stefan war reingekommen. Nichts Besonderes, nur eine der üblichen feuerspeienden, siebenköpfigen, stachelgepanzerten Bestien, die irgendwem das Leben zur Hölle machten.

„Keine Angst, Stefan.“

Stefan hatte keine Angst. Wer sein Leben in dunklen Höhlen neben Säbelzahntigern verbracht hat, kennt keine Ängste. Aber er verstand den aufmunternden Charakter.

„Wir kommen natürlich mit und unterstützen dich.“

Und so geschah es, dass Stefan mit seiner Keule aus einem Haufen Einzelkämpfer ein Team schmiedete.

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Nachdem Sisyphos grandios gescheitert war, hatte man die eigens gezimmerten Tribünen beiseite geschoben. Nun schleppten die Putti sie wieder herbei. Es ging um Stefans erste Heldentat. Die Bestie war ausgesprochen störend beim Aufbau. Ständig stand sie im Weg, schnupperte an allem, einmal hob sie ihr Bein und richtete einen Strahl Urin gegen einen Pfosten. Die Tribüne zerfloss zu Schleim. Die Putti fluchten.

„Die können wir wohl vergessen.“

„Wird Zeit, dass Stefan kommt und die Bestie erledigt.“

Die Bestie betrachtete mit traurigem Blick die klebrigen Reste der Tribüne.

„Aber sie hat schöne Augen.“

„Ich bin jedenfalls im Team Bestie.“

„Bist du blöd?“

„Wieso!“

„Weil die Bestie verliert. Stefan wird sie besiegen. Und dann das Fell abziehen und sich umhängen*.“

„Igitt.“

„Also ich bin auch im Team Bestie.“

„Ihr könnt doch nicht alle ins Team Bestie wechseln. Außerdem gab es noch nie ‚Teams‘.“

„Na und.“

Sie sehen, die Putti haben gerade ein paar Differenzen. Die raufen sich hinterher schon wieder zusammen.
Die unsterblichen Götter lechzten nach einer Abwechslung. Natürlich rangierte der Erstling eines Helden weit hinter dem letzten Ereignis. Aber man sieht sich ja auch Frauenfußball an. Zur Not. Wenn gar nichts anderes kommt. Jedenfalls füllten sich die Ränge. Hotdogs und Cola wurden konsumiert, man schloss Wetten unter der eidesstattlichen Versicherung des Nichteingreifens ab. Das war seit Troja Standard geworden.

Die Helden klopften Stefan aufmunternd auf die Schulter.

„Wir bleiben in der Nähe.“

„Du schaffst das!“

Stefan warf einen Blick auf die Bestie. Wutschnaubend scharrte sie mit den Krallen im Sand, der in den nächsten Minuten ihr Blut aufsaugen sollte. Stefan schüttelte Steinchen aus den Sandalen und tätschelte seine Keule.

„Los! Raus in die Arena!“

Die Helden schoben ihn vorwärts und er genoss ihre Unterstützung.

Dann stand er da. Auge in Auge mit der Bestie. Sie fauchte. Ihr Schwanz peitschte den Sand. Sie sprang. Götter und Helden stießen einen einzigen Schrei aus. Zartbesaitete wandten den Kopf ab. Stefan warf die Keule von sich und breitete die Arme aus. Die Bestie landete auf Stefan und leckte ihm das Gesicht ab. Wahre Liebe. Man weiß nie, wann es einen erwischt.

Das Publikum fand die Wendung einerseits rührend, andererseits fühlte man sich um den Kampf betrogen. Der Sand war sehr erleichtert. Er hasste die endlosen Waschgänge nach einem blutigen Kampf. Die Helden spürten die latente Unzufriedenheit. Sie war ihnen zuwider. Ein Held will seine Auftraggeber glücklich sehen. Kurzentschlossen stürmten sie die Arena, stellten sich zum Zweikampf auf und boten eine der besten Wrestlingvorführungen, die jemals zu sehen war. Die Zartbesaiteten konnten wieder zusehen, denn es würde keine abgehackten Körperteile geben, sondern schweißgebadete sehr athletische Heldenkörper (vergessen sie die Chippendales, hier gibt es die echten kampferprobten Muskeln). Terro schnappte sich ein Mikrofon und kommentierte fachkundig die Griffe und Würfe. Stefan fütterte die Bestie mit Hotdogs und kleine Götter durften sie vorsichtig streicheln. Ein gelungener Tag.

  • Stefan hatte das keineswegs vor. Einmal an die neuen Gewänder gewöhnt, wollte er sie nicht mehr missen.
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Das Gelage – nur mal wieder zur Abwechslung eingeschoben

Zeus sah sich zufrieden um. Von seiner Liege aus konnte er die Schar der göttlichen Zecher überschauen. Er hob seine Trinkschale, der Wein darin war tageszeitangemessen verdünnt, wobei die Tageszeiten im Olymp eher willkürlich festgelegt sind, daher nicht zwingend mit denen der Sterblichen synchron gehen, und prostete den unsterblichen Göttern zu. Hebe stand wie immer an der Bar, mit Lokis Händen in unzweideutiger Nähe ihres Gewandes. Hebe hob ihr Glas. Der Inhalt sah verdächtig nach Weizengrassaft aus. Nun ja. Und während Zeus wohlwollend seinen Blick schweifen ließ, zuckte er plötzlich zurück. Da stand ein Baum. Ein Olivenbaum wäre noch okay gewesen. Aber es handelte sich um eine Nordmanntanne*, eine kleine Version. Und an dem Bäumchen hing Zeug. Zum Beispiel kleine dicke Engelchen, die mit Glitzer bestäubt waren. Zeus stand auf, um sich das fremdartige Objekt näher anzusehen. Seine Sandale verfing sich in einer Schnur. Als er ungeduldig seinen Fuß freikämpfte, erloschen die Lichter an dem Bäumchen. Ein paar Putti kamen angeflattert und steckten die Lichterkette wieder ein.

Zeus hob die Augenbraue (die rechte, falls Sie es genau wissen wollen). Hera stupste ein Engelchen mit dem Finger an.

„Ich finde das sehr hübsch.“

Etwas Glitzer fiel zu Boden. Zeus senkte die Augenbraue wieder und runzelte dafür die Stirn. Die männlichen Götter haben generell weniger Bedenken vor Mimikfalten als die weiblichen. Xyle hatte das Bäumchen entdeckt und kam dazu.

„Oh, das ist bezaubernd.“

In Zeus Gesicht kämpfte die Augenbraue mit den Stirnfalten. Es war kein würdevoller Anblick.

„Und im übrigen bist du selbst schuld.“

Zeus sah Hera fragend an.

„Du hast die Putti zu 100 Jahren Kitsch verurteilt. Das hast du jetzt davon.“

*Götter wissen sowas. Bei anderen Sachen schauen sie auf Wikipedia nach. Zeus war sehr dankbar für die Aufstellung über seine außerehelichen Kinder.

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Ein kleiner Gott klammerte sich verzweifelt schluchzend an Hebes Beine. Ihr Gewand verrutschte auf unangenehme Weise. Sie fand solche Situationen generell lästig, sah es jedoch in professioneller Hinsicht als Pflicht an, mit sanfter Stimme darauf einzugehen. Normalerweise ließen sich die Dinge mit Pseudomagie beheben. Sie kennen das ja: Auf das sogenannte „Aua“ pusten und schon verschwindet der Schmerz auf wissenschaftlich unerklärliche Weise.

„ Was ist denn los?“

„Schnpfstmpf.“

Hebe sah fragend zu Terro. Überhaupt sehr nützlich, dieser Terro, schien immer da zu sein, wenn man ihn brauchte. Liegt vermutlich am Heldentraining.

„Er sagt, dass er nichts dafür kann.“

Hebe tätschelte den kleinen Kopf. Jetzt durchnässten die Tränen ihre Kleidung. Sie hoffte zumindest, dass es nur Tränen waren.

„Schprrfzmpf.“

„Jaaa?“

„Seine Welt ist nicht mehr da.“

„Wahrscheinlich hast du nicht richtig nachgeschaut. Wir machen das mal zusammen.“

Hebe, Terro und der verzweifelte kleine Gott, der jetzt einen Zipfel von Hebes Gewand in der Hand hielt und am Daumen lutschte, gingen zu den Welten. Die kleinen Kugeln* schwebten in ihren Regalfächern. Winzige Monde kreisten herum. Manche versuchten einer unaufmerksamen Welt zu entkommen. Nur ein Fach war leer.

„Todesstern ist nicht da.“

Eine Feststellung, die zu einem erneuten Tränenausbruch und der Absonderung anderer Sekrete führte, deren Existenz Hebe schaudernd zu ignorieren versuchte. Terro nickte.

*sowie Scheiben, Würfel und amorphe Strukturen. Später würden sich aus dem jeweiligen Weltbild komplexe Religionen entwickeln.

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Hebe lebt noch in einer Zeit pädagogischer Maßnahmen? Das haben wir Menschen vor vielen Jahren hoffentlich erfolgreich abgeschafft.
Erzieher nehmen die Welt der Kinder nicht ab, sie nehmen sie ernst und sie nehmen sie mit ihrem professionellen Wissenstand an, wertschätzend und stärkeorientiert.
Die menschlichen Erzieher sind keine Pädagogen sondern Partner.
Wenn Hebe sich ein Beispiel daran nimmt, mit einer klaren wertschätzenden Haltung und Verlässlichkeit, dann klappt das auch mit der Klangschale. Dann wird sie auch unter den kleinen Göttern Wertschätzung und Anerkennung erfahren.
Und dreijährige, auch göttliche verbrüdern sich nicht und ärgern nicht andere. Dann ist im Vorfeld im Elternhaus so ziemlich etwas schief gelaufen. Das wäre ein Fall für die göttliche Beratungsstelle, nicht für die Kinder.
Dreijährige suchen Partnerschaften, Wohlbefinden, Sicherheit, Anerkennung, Wertschätzung.

Mit Euch macht es einfach mehr Spass.

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Rückblende, die hier eingefügt werden muss, weil ich den einen Text vor dem anderen geschrieben habe und mir dann auffiel, dass man ja Todessterns Ausflug vorher schildern sollte. So im Sinne konventioneller Ansichten zu Zeitachsen.

Todesstern hatte im Regal gelegen, neben ihr die anderen Welten. Ein kleiner motivierter Mond kreiste um sie herum. Der Mond gab sich große Mühe. Eben noch war er diverse Materie gewesen, konkret gesagt etwas Sand aus den umgekrempelten Hosen kleiner Götter, Krümel von Brotzeiten und außerdem ein kleines rotes Plastikteil, auf das er sehr stolz war. Todesstern betrachtete zufrieden ihren Mond. Sie sah sich um und hopste vom Regal. Die anderen Welten sahen fasziniert zu. Es war nicht vorgesehen, dass Welten sich von ihren Göttern emanzipieren. Prinzipiell war es nicht ausgeschlossen. Auch nicht verboten. Bis jetzt war es einfach undenkbar gewesen. Die Verbindung zwischen Welt und Gott ist wie ein Gummiband, das sowohl die eigenständige Bewegung erlaubt, als auch das Zurückschnalzen. Todesstern machte sich davon. Die anderen Welten sahen ihr mit aufgerissenen Augen nach. Sprachloses Staunen herrschte. Ihr Mond zögerte den Bruchteil einer Sekunde, seine Umlaufbahn dehnte sich zum Zerreißen und er musste sich mächtig anstrengen, um wieder in geordnete Bahnen zu kommen.

Endorphine rauschten durch den Körper von Todesstern. Sie tat etwas Unerhörtes, etwas nie Dagewesenes. Dessen war sie sich sicher. Andererseits hatte es nie ein Verbot in dieser Hinsicht gegeben. Überhaupt waren Verbote bisher nicht notwendig gewesen. Zwischen Göttern und Welten hatte sich immer alles so harmonisch entwickelt. Todesstern schwebte aufgeregt durch die Gegend. Die Aufregung zeigte sich in ausgesprochen starker geologischer Aktivität, Vulkane brodelten, Tsunamis schwappten herum, Platten titschten aneinander. Todesstern glitt hinter dem thronenden Zeus vorbei. Er dachte, die Aufmerksamkeit der Götter gelte seinen Worten, die Götter dachten, Zeus führe einen seiner kleinen Tricks vor. Eine Chance vertan Todesstern einzufangen. Und überhaupt, wie soll man Welten einfangen? Bisher hatte es sich um ein theoretisches philosophisches Problem gehandelt, mit dem sich niemand beschäftigt hatte, jetzt handelte es sich um ein akutes Problem und fiel nicht mehr in die Verantwortlichkeit der Philosophen.

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„Wir müssen Todesstern zurückholen.“

Hebe und Terro stimmten Athene zu. Sie warteten auf konstruktive Vorschläge. Athene auch. Eine unangenehme Situation versuchte sich auszubreiten. Terro griff beherzt nach seinem mentalen Schwert und vernichtete die Situation bevor sie übermächtig wurde.

„Das ist Arbeit für Helden!“

Athene und Hebe waren erleichtert. Dinge ließen sich so einfach lösen, wenn man die richtigen Leute im Team hatte.

„Ich werde konzertiert vorgehen.“

Athene musterte Terro erstaunt. Veränderte sich etwas seine Ausdrucksweise? Las er in der Mittagspause heimlich Wörterbücher? Ihre Gedanken drifteten davon in die Weiten der Sprachanalyse.

Todesstern fand das Gelage der Götter langweilig. Lauter alte Leute, die tranken und sich unterhielten. Kein einziger Wortfetzen weckte ihr Interesse. Sie suchte Action. Sozusagen Sex, Drugs and Rock’n‘Roll. Nur in einer zeitgemäßen Variante.
Ein einziger Gott interessierte sich für Todesstern. Loki sah, wie sie an der Bar vorbeischwebte, während Hebe sich voller Anmut niederbeugte, um weitere Limetten aus dem Kühlschrank zu nehmen. Ein Weltklasse-Hintern, dachte Loki und sorgte dafür, dass sich der Stoff an einem Haken verfing und zu einem interessanten Spannungsverhältnis führte. Wasser, dachte Loki, Wasser muss ich auch mal ausprobieren. (Und muss das hier immer so banal sexistisch sein?) Loki meinte eine Seelenverwandtschaft mit Todesstern zu erkennen. Aber jetzt musste er sich wieder Hebe widmen, ihr helfen das Gewand zu richten. Loki ließ sich nie eine Gelegenheit entgehen.

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Fast wäre der Plan gescheitert. Denn in den Wäldern Galliens herrschte striktes Jagdverbot. Zwar marodierten Wildschweinrotten durch die Landschaft, aber über jeder schwebte das unsichtbares Schild einer oberen EU-Umwelt- und Tierwohlrichtlinie in regionaler Umsetzung mit der Androhung von empfindlichen Strafen für das Stören und womögliche Jagen der Tiere.

„Man darf sie nicht jagen.“

„Wir könnten trotzdem…“

„Nein. Wir sind ehrliche Gesellen. Wir sind die Guten. Wir verstoßen nicht gegen Gesetze.“

„Naja, es ist mehr eine Verordnung.“

„Es ist die Umsetzung eines Gesetztes.“

„Na gut.“

Hindernisse bei der Durchführung von Aufgaben sind eine Routineangelegenheit für Helden. Man wird losgeschickt, um den Stall des Augias auszumisten und dann erfährt man, dass da seit Ewigkeiten nicht mehr sauber gemacht wurde. Außerdem stehen die Viecher noch drin und haben mächtig schlechte Laune. Kein Wunder, wenn man bis über die Knie in der eigenen Scheiße stehen muss. Typischerweise will der Auftraggeber unter fadenscheinigen Vorwänden nicht bezahlen. Das sind so die Gründe, warum sich Helden eine hohe Frustrationstoleranz gepaart mit kreativem Bewältigungspotential zugelegt haben. Auch diesmal fanden sie eine Lösung.

„Fahren wir nach Berlin.“

„Was willst du in Berlin?“

„Wildschweine jagen.“

„Da gibts Wildschweine?“

„Massig.“

Helden neigen nicht zum Staunen. Und so wunderten sie sich nicht über die Berliner Verhältnisse, wo die Bewohner reizender Einfamilienhäuser vor dem Verlassen des Hauses nicht etwa den Himmel auf die Regenwahrscheinlichkeit musterten, sondern den Rollrasen auf Anzeichen von Wildschweinanwesenheit scannten.

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Todesstern hatte wie ein Blitz die Erkenntnis getroffen, dass sie sich vielleicht richtig Ärger eingehandelt hatte. Wobei wir hier nicht sagen können, was „richtig Ärger“ für eine Welt bedeuten mag. Verschreckt verzog sie sich unter eine Liege. Lokis Kopf tauchte auf Todessterns Augenhöhe auf.

„Na, wen haben wir denn da?“

Todesstern zuckte zurück. Aber das Gesicht tauchte einfach auf der anderen Seite auf.

„Du musst doch keine Angst haben, Kleines.“

Loki streckte fürsorglich die Hand aus. Er hatte nie eine Welt besessen. Jetzt bot sich ihm die Chance.

In Todesstern kämpften zwei Gefühle. ‚Geh nie mit Fremden mit.‘ Und ‚Hau ab!‘ - Gut, das sind jetzt nicht gerade widersprüchliche Gefühle. Aber es hat niemand davon gesprochen, dass die Gefühle auf den entgegengesetzten Endpunkten einer Skala von 1 bis 10 lagen. Todesstern wählte ‚Hau ab!‘
Loki sah der kleinen Welt nachdenklich hinterher. Sie hatte ein ziemliches Tempo drauf. Jung und unerfahren wie sie war, blieb sie in Bodennähe und musste den Füssen* der Götter ausweichen. Sie hätte auch einfach über den Köpfen dahinfliegen können. Manchmal kommt man nicht auf die einfache Lösung.
Sie rechnen sicher damit: Nachdem Todesstern glücklich entkommen war, landete sie unten.

„Hello World!“ Sagte die eine Welt zur anderen.

*manche davon in weißen Socken

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… wie habe ich das vermisst :wink:

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Und mir mit dir!

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