Recherchefails

Das Dumme ist nur, dass **wenn **er Wert auf solche Details legt, das noch längst kein Garant dafür ist, dass es ein guter Text, ein gutes Buch, eine gute Geschichte wird. Klar ist bei der Recherche immer Luft nach oben. Aber wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.

2 „Gefällt mir“

So ist das nun mal mit der Landwirtschaft. Vor fünfzig Jahren noch wusste jedes Kind die Dinge, die wichtig sind. Frag doch heute ein paar Leute, ob sie den Unterschied zwischen Stroh und Heu kennen. Allgemeinwissen, was verlorengeht. Dafür kommt neues Allgemeinwissen dazu. Welche Farbe welcher Pokémon hat, z.B.
Sucht man im Internet nach Bildern mit Heuballen, findet man zu rund fünfzig Prozent Bilder mit Strohballen. Wenn das so weitergeht, sind Pferde und Kühe irgendwann schlauer als wir, die kennen den Unterschied nämlich ganz genau. Der Unterschied ist vergleichbar mit dem zwischen einem Schnitzel und einem Kopfkissen.

1 „Gefällt mir“

gibt es zwischen Pferden und Kühen denn einen Unterschied?

:);):):wink:

1 „Gefällt mir“

Nein, schmecken beide gut. Wobei … lass mich nachdenken. Pferde haben die schöneren Haare und Kühe dafür die größeren Euter.

1 „Gefällt mir“

Na, nicht ganz :wink: Pferde fressen nämlich auch ganz gerne mal Stroh. (Ich weiß natürlich nicht, was du mit deinem Kopfkissen machst :smirk:)

1 „Gefällt mir“

Im Ernst? Wusste ich nicht, interessant! Ich kenne Pferde bisher nur aus Red Dead Redemption. In Afrika gibts Frauen, die essen Erde. Soll gesund sein. Bin gespannt, was sie machen, wenn sie die Erde aufgegessen haben, essen sie dann den Mond?

Zu den Recherche-Fehlern: Eine Karate-Lehrerin wurde beschrieben, die ihren Schülern die neuesten “Würfe” beibringt und sie so richtig auf die Matte krachen lässt. Das sollte dann wohl eher Judo oder Jiu-Jitsu sein. Oder auch Aikido. Das hat mich auch jedes Mal aus dem Lesefluss gerissen. (Habe in jungen Jahren bisschen (traditionelles) Karate gemacht, da kamen keine Würfe vor. Kann natürlich noch eine Sonderform geben, die ich nicht kenne, lasse mich gerne aufklären :))

2 „Gefällt mir“

Ich finde es immer fantastisch, wie wenig es in erotischen Büchern braucht, bis eine Frau einen Orgasmus hat. Wäre es nicht so traurig, könnte ich mich darüber kaputtlachen.

1 „Gefällt mir“

Wer weiß, vielleicht ist der nur gespielt …:wink:

LG
Pamina

2 „Gefällt mir“

Ich habe einmal einen Freund mit der Frage verunsichert: „Wie riecht eigentlich der Pekinger Flughafen?“ weil ich das für ein Projekt brauchte :slight_smile:
Jedenfalls an dieser Stelle meines Romanes weren Vielflieger sich nicht ärgern, weil sie ihn ganz anders erleben als meine Protagonisten ,-)

1 „Gefällt mir“

Wie Laternenpfahl ganz unten. :wink:

1 „Gefällt mir“

[FONT=-apple-system]

Da würde ich gerne ganz heftig widersprechen. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum ich mich mit der Entrüstung über Recherchefehler nicht so richtig anfreunden kann. Hier mein Erklärungsversuch:

Ich möchte die Grundannahme infrage stellen, dass ein Autor mehr und genauer über einen bestimmten Sachverhalt bescheid wissen muss als alle seine Leser, um eine unterhaltsame Geschichte zu schreiben. Letztendlich Letztendlich ist jede fiktive Geschichte ausgedacht. Bei historischen Romanen, ist es nicht so, dass die Autorin in der Zeit zurückgereist ist, und im Sinne einer Reportage mit der gegebenen journalistischen Sorgfalt dokumentiert, was tatsächlich passiert ist. Stattdessen hat sie sich eine fiktive Geschichte ausgedacht und die mit Anleihen aus der Historie angereichert. Niemand würde erwarten, dass jeder Satz und jede Handlung tatsächlich genauso passiert ist. Nun gibt es Punkte, von denen ein Leser glaubt zu wissen, die hätten in Leipzig des 18. Jahrhundert genauso sein müssen. Wenn nun eine Semper-Oper erwähnt wird, dann wird ein historisch bewannter Leser vielleicht stocken, weil DIE Semperoper erst 100 Jahre später in Dresden gebau wurde. Jemandem, der sich nicht imt der Materie auskennt, ist das völlig egal. Aber letztendlich, weiß ich als Leser ja gar nicht, ob die Autorin schlecht recherchiert hat oder ob sie für ihre Geschichte die Realität absichtlich etwas zurechtgebogen hat, weil es hilfreich wäre, die Semper-Oper für den Fortgang der Geschichte um 1750 in Leipzig zu platzieren.

Autorinnen mischen nunmal Realität und Fiktion. Ob absichtlich oder aus Versehen ist eigentlich egal. Wenn in einem historischen Roman plötzlich ein Flugzeug am Himmel auftauchen würde, dann würde kaum ein Leser dies als Recherchefehler wahrnehmen sondern als literarisches Element, weil man davon ausgeht, dass der Autor diesbezüglich den gleichen Wissesntand hat wie man selbst und dementsprechend das Flugzeug absichtlich und nicht aus Versehen erwähnt hat. Wenn in dem gleichen Roman nun nicht historisch korrekt ein Kartoffelsack erwähnt wird, dann wird dem Verfasser schlechte Recherchearbeit unterstellt. Aber das ist streng genommen eine sehr egozentrische Analyse. Weil man die eigene Erwartungshaltung über die künstlerische Freiheit der Autoren stellt. Es geht ja in der Entrüstung über einen Recherchefehler nicht darum, dass ein Autor Fiktion schreibt, sondern es geht lediglich darum, dass man erwartet, wie etwas in einem bestimmt Szenario zu sein hat (weil man sich zufällig genau in diesem Szenario besonders gut auskennt) und diese Erwartung enttäuscht wird. Meine Hypothese wäre, dass es in jedem Buch unzählige kleine und große Ungenauigkeiten gibt. Und man ist bereit alle Ungenauigkeiten zu Verzeihen, außer die, bei denen man selbst eine sehr starke Vorstellung davon hat, wie etwas sein muss.

Ich war kürzlich in Natchez, einer Kleinstadt am Mississippi, die Hauptschuaplatz für viele Romane des Autors Greg Iles ist. Ich habe mir zahlreiche Orte angesehen, die in den Romanen erwähnt werden. Einige sind originalgetreu beschrieben, andere wurden mehr oder wneiger stark abgewandelt. Ein Hotel ist hat mehr Stockwerke als im Original, ein Restaurant gibt es gar nicht usw. Nun kann man davon ausgehen, dass Greg Iles, der in Natchez wohnt, hier keine Recherchefehler unterlaufen sind, sondern dass er sich die künstlerische Freiheit ghenommen hat, die Realität seiner Geschichte anzupassen (statt umgekehrt). Macht das seine Bücher weniger lesenswert?

Du sagst, du gibst Bücher zurück, wenn es Recherchefehler gibt. Aber das betrifft ja offensichtlich nur die Punkte, die dir zufällig auffallen, weil du da eine Erwartung hast. Wenn du nicht in Natchez warst, ist es dir völlig egal, ob die Eisdiele an der richtigen Stelle steht. Anders gefragt, wie kann man ein fiktives Buch, in dem fiktive Figuren fiktive Handlungen an fiktiven Orten durchführen, allein daran bewerten, dass es absolut keine Aspekte beinhalten darf, von denen man als Leser glaubt, die dürften nicht fiktiv sein.

Meine ganze Argumentation sagt natürlich nichts darüber aus, dass man als Leser trotzdem das Recht hat, eine Geschichte als langweilig, nicht plausibel oder zu weit weg von der Realität einzuordnen. Aber sogenannte Recherchefehler sind meines Erachtens allein für sich betrachtet kein gutes Kriterium, um über die Arbeit von Autorinnen und die Qualität ihrer Bücher zu urteilen. Während die einen vielleicht sehr viel Wert darauf legen, dass jede Redewendung und jede Münzprägung in einem historischen Roman faktisch korrekt sind, legen andere vielleicht mehr Wert auf eine authentische Darstellung von psychologischen Konflikten und zwischenmenschlichen Beziehungen und wieder andere wollen vor allem eine unterhaltsame Geschichte erzählen. Dann ist das doch auch ok. Fleißarbeit allein ist meines Erachtens nicht das alleinige Messkriterium für gute Geschichten.

Das ist genau der Eindruck, den der Autor im “Weltenbau” vermitteln muss - es existiert (scheinbar) eine komplette Welt, über die der Autor sehr viel mehr weiß.

Andreas Eschbach ist ein Meister der Auflösung dieses Problems: Kann man es sauber durch vertretbare (!) Recherche lösen, tut er es und beschreibt den Umstand akkurat.
“Vertretbarer Aufwand” ist das Zauberwort, wie er mir mal erklärte - wird das Problem zu komplex und ist es easy damit als gordischer Knoten zu durchschlagen, dass man etwas erfindet, ein spezielles Gift, eine neue Technologie, dann tut er das, damit die Geschichte funktioniert.

Man sollte allerdings unbedingt akkurat bleiben bei den Dingen, die real existieren - gerade heutzutage wird man sonst zu schnell verrissen.
Aber eben da, wo der Plot ein “Ding X” braucht - macht es Euch nicht zu schwer, erfindet es und baut es ein.

Es darf eben nur nicht “falsch” sein.

Oft genug wird man dann, wenn man etwas erfunden und eingebaut hat, später als Visionär angesehen, a la Jules Verne. Andreas’ leuchtender Anzug des bösen (?! :wink: ) Helden aus dem “Todesengel” kam prompt später tatsächlich auf, als jemand auf einer Modemesse einen Mantel aus Leuchtdioden-Fäden vorstellte :wink:

3 „Gefällt mir“

Ich glaube, der Punkt ist eher, dass man, egal ob verzeihliche oder unverzeihliche Recherchefehler, eben jedesmal aus dem Lesefluss gerissen wird und anfängt über das Problem zu grübeln, statt mit Vergnügen - oder Spannung - weiterzulesen.

Finde ich eher nicht. Wäre besser, wenn eine Absicht hinter den “Anachronismen” stünde, wenn sie als Stilmittel gezielt eingesetzt wären. (Wie z.B. im Film “Caravaggio” von Derek Jarman, wo er den Maler im 16. Jahrhundert Zigaretten rauchen lässt und ein Kardinal auf einer Schreibmaschine schreibt … )

1 „Gefällt mir“

Das passiert nach deiner Lesart aber dann auch mit recherchierten Fakten, die unglaublich oder unglaubwürdig klingen.

Gute Recherche ist schon wichtig, aber ich muss auch sagen, ob das Hotel drei- oder vierstöckig ist, ist doch völlig egal. Die Kartoffeln hingegen hätten mich gewaltig gestört! Es kommt eben immer darauf an. Ich habe den unschätzbaren Vorteil, dass ich in Deutschland schon überall war. Da muss ich dann nicht raten, sondern ich weiß. Unglaublich, was das einem bringt. Für den Rest hilft Googel Maps auch gerne weiter. Und wie auch schon erwähnt, am liebsten schreibe ich über Dinge, die ich weiß.

1 „Gefällt mir“

Das ist glaube ich genau der Punkt, der mich stört. Denn natürlich *darf *es falsch sein. Es gibt ja keine Regeln, was in fiktiven Geschichten erlaubt ist und was nicht. Dass das die Leser (ver)stören kann ist unbenommen. Aber die Aussage, dass man über Recherchefehler so verärgert sei, dass man das Hörbuch zurückgibt, irritiert mich.

Bei einem Fußballspiel kann ich ja auch nicht nach Abpfiff das Geld zurückverlangen, weil die eigene Mannschaft nicht gewonnen hat. Natürlich kann man kritisieren, dass der Stürmer die Pille nicht im richtigen Moment in den Winkel gezimmert hat. weil dafür trainiert er immerhin seit der F-Jugend. Aber es gibt keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit.

Im Profisport wie in der Unterhaltungsliteratur bezahlt man nicht für ein perfektes Produkt (wie zum Beispiel beim Hausbau) sondern im Endeffekt lediglich für das Recht, sich das Ergebnis der Arbeit der jeweiligen Protagonisten anschauen zu dürfen. Jetzt kann man vom Ergebnis enttäuscht sein, weil man etwas anderes erwartet hatte (einen Sieg, ein Buch ohne Recherchefehle). Und man kann darauf hin, für sich entscheiden, dass man diesen Autor nicht mehr liest oder Fan einer anderen Mannschaft wird. Aber es ist m.E. eine falsche Anspruchshaltung, einem Autor aufgrund von einer sehr subjektiven Enttäuschung die Bezahlung zu verweigern. Vielleicht gibt es ja eine Zielgruppe, der die historische Genauigkeit völlig egal ist und der es lediglich um die lustigen Wortwitze oder die philosophische Tiefe geht. Für die macht der Autor vielleicht alles genau richtig.

Ich will damit übrigens auf gar keinen Fall, gegen eine ausführliche und akribische Recherchearbeit argumentieren. Nur weil ich meine persönliche Bewertung einer Geschichte nicht allein an der Genauigkeit der Fakten festmache, heißt das nicht, dass ich eine hervorragend recherchierte Geschichte nicht zu schätzen weiß. Andreas Eschbach ist meines Erachtens ein Paradebeispiel dafür, wie man eine ungewöhnliche (vielleicht sogar unmögliche) Idee aufgrund von sehr guter Recherchearbeit glaubhaft in der Realität verankern kann.

2 „Gefällt mir“