Angeregt von @HeatherThread über Gegenwind und Rückschläge, habe ich über fehlgeschlagene Schreibprojekte nachgedacht.
Habt ihr Protagonisten, oder Handungsfragmente - die ihr geschrieben, oder geplant hattet - aber es nie in eine Geschichte schafften? Oder rausgestrichen wurden?
Als Beispiel:
Für einen Wettbewerb (man konnte eine Romanveröffentlichung gewinnen) sollte man Exposé und die ersten 30 Seiten eines „romantischen Vampirromans“ schreiben. Ich dachte noch „Nichts leichter als das…“
Jedenfalls erschuf ich eine blinde Protagonistin. Ich recherchierte unglaublich viel über das Leben von blinden Leuten und ihren Alltag. Ich weiß nun, dass das Blindenleitsystem (Weiße Markierungen an Kreuzungen und Bahnhöfen) aus Japan stammen, wo sie ein Ingeneur sie für seinen Freund entwarf. Ich forschte nach, ob sie Licht im Hausflur anmachten, damit sich andere nicht erschreckten. Welche Formen von „blind“ es gab und wie die Ausprägungen waren. (Sie sollte schließlich attraktiv auf den Vampir wirken)
Warum blind? (Sollte nicht sofort bemerken, dass es ein Vampir ist)
Jedenfalls befeit er sie aus der Bedrängnis von Jugendlichen, und sie hilft ihm dabei eine „Kreatur“ zu jagen, die sich mit optischen Halluzinationen verbergen kann. Da sie blind ist und einen treuen Blindenhund hat, war sie ihm da eine gute Hilfe.
Kurz: Abgelehnt. Mit Grund: Süße Romanze, aber viel zu viel Spannung. Schwerpunkt Spannung. Ich sollte mal „Anita Blake, Black Dagger usw“ lesen.
Jedenfalls geistert sie mir diese Protagonistin mit ihren Hund noch manchmal durch meine Gedanken, und ich überlege - bei welcher Handlung (ohne Vampire ) könnte sie mitmachen.
OMG, welche Vollkoffer. Gerade diese Story wäre toll gewesen. Aber ja, man darf die Zielgruppe nicht überfordern, oder?
Klar sitzen auch bei mir ein paar Protas in der Tiefkühltruhe. Die Gerichtsgutachterin, die herausfinden soll, warum eine Mutter ihre Kinder tötete; das Feuerwehr-Geschwisterpaar, das ein Dorf vor einer Flutkatastrophe retten muss; der Holzknecht, der den Mord an seinem Bruder aufklären will; der schwule Bauernjunge, der sich mit der mächtigsten Bank im Land anlegt …
Soviel Geschichten, so wenig Zeit.
Ja, die sind cool die beiden (Bruder und Schwester), nur der Herr Papa, (Kreisfeuerwehrkommandant) macht ihnen das Leben schwer. Als ich dessen Charakterkarte entwarf und sie meiner Tochter zeigte, meinte die: „Aha, wieder was autobiographisches, oder?“
Hmm. Du setzt ihnen (als Placebo) einen kleinen Drachen auf die Schulter (der gibt Ratschläge zum Feuer) und antwortest deiner Tochter. „ohhh nein, sieh nur. Ein Drachen auf der Schulter. Das ist urban Fantasy“
Klingt für mich nach einem Roman, den ich lesen würde. Die hätten wahrscheinlich auch Anne Rice abgelehnt. Jepp, ich habe so einige Protagonisten, die noch einen Roman bekommen. Ist nur eine Frage der Zeit.
Ich beherzige wohl zu häufig „kill your darling“ – ich bin froh über jeden Akteur, der übrig bleibt!
Mein Problem sind also weniger die Figuren, als die Geschichten, die ich gerne erzählen würde, aber mir geht´s da wie:
Wer oder was hindert dich daran, deine Geschichte, wie du sie dir vorstellst dennoch zu erzählen?
Das ist lustig, weil ich rund 30 Seiten in genau dem Setting ca 1993 geschrieben habe. Vreseburger Nachtleben ist der Anfang eines Vampirromans lange vor Stephanie Meyer und sollte in meiner damals 22 jährigen Vorstellung ein Romantikhorrorroman werden. Handlungsort ist ein Sanatorium für Sehbehinderte.
Hätte ich jetzt nicht abrufen können, aber richtig! Mabuse gab es auch mal so etwas, meine ich. Wallace kann ich nicht sagen, da hab ich als Kind zwar die Filme gesehen, aber das hätte ich jetzt nicht mehr erinnert.
Macht aber Lust auf ein erneutes Anschauen.
Die Idee mit dem Vampir kam mir damals unglaublich kreativ vor.