Die Diskussion in diesem Thread bezog sich sowohl auf Grammatik als auch auf Stilistik. Das wird mir erst im Nachhinein klar!
Erste Frage (frei nach Suse): Welcher Konjunktiv ist in der indirekten Rede korrekt?
Konjunktiv 1:* Beat meinte, es seien gute Fotos. Alfred fügte hinzu, die Videos seien ebenso gut.*
Konjunktiv 2:* Beat meinte, es wären gute Fotos. Alfred fügte hinzu, die Videos wären ebenso gut.
*
Zweite Frage (frei nach Raya): Gibt der Konjunktiv 1 die Aussage wieder, während der Konjunktiv 2 die Aussage in Zweifel zieht?
Dritte Frage (frei nach Ulli): Ist nicht jeder Konjunktiv immer eine Distanzierung von der Aussage, eine Relativierung des potenziellen Wahrheitsgehaltes, die man bloß wiedergibt, ohne sie zu bekräftigen?
Apropos Stilistik:
Tatsächlich eignet sich indirekte Rede – mit regelkonformem Konjunktiv 1 – dazu, Distanz zum Sprecher und dem Gesprochenen herzustellen, beispielsweise zu dem aufdringlichen Verehrer oder der betrunkenen Busenfreundin:
*„Sie hatte geglaubt, es könnte helfen, wenn sie mit François ein vernünftiges Gespräch führte, und ihn schließlich in ein Café begleitet. *Dort beschwor er sie, sie solle jetzt endlich ihre wahren Gefühle zulassen. Sie dürfe nicht länger verleugnen, dass sie heftige Leidenschaft für ihn empfände. Es sei ihm unverständlich, weshalb sie ihre Liebe zu ihm unterdrücke. Sie seien für einander geschaffen. Das könne doch die ganze Welt sehen. Dass sie zusammen hier bei Kaffee und Kuchen säßen, sei Beweis genug. Sie müsse auf der Stelle ihre Angst vor Männern ablegen, bevor es zu spät dafür sei. Er allein könne ihr dabei helfen. Sie habe gar keine andere Wahl. Sie wollte widersprechen, aber es fiel ihr kein zusammenhängender Satz ein. Zudem fehlte ihr die Kraft, François zu unterbrechen.“
*„Als ihr der Alkohol zu Kopf stieg, begann sie von den Tierkreiszeichen zu erzählen. *Wir beide seien Hasen und deshalb sei es typisch, dass wir es uns daheim am Kaminfeuer gemütlich machten. Wir seien eher schüchtern und vorsichtig. Jedoch nicht aus Angst, sondern aus Klugheit, weil wir die anderen Menschen durchschauten. Aber auch deshalb, weil wir in der Liebe grenzenlos und unersättlich seien. Wir wüssten genau, was für uns das Beste sei, und müssten deshalb nicht erst aus Fehlern lernen. Und jetzt beginne auch noch das Jahr des Schweines, das beste Jahr für uns Hasen. Das Schwein lüge niemals, denn es stehe für Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Es warte auf die eine wahre Liebe, auf die totale Hingabe und Leidenschaft. Aber ebenso wie die Wahrheit liebe das Schwein die Verschwiegenheit und die Geheimnisse. „Habe ich nicht Recht? Schau uns an! Verkörpern wir zwei etwa nicht das leidenschaftliche Geheimnis?“ Sie unterdrückte einen Rülpser und kicherte. „Verkörpern wir zwei nicht die geheimnisvolle Leidenschaft? Wollte ich eigentlich sagen.“ Sie begann laut zu lachen.“