Ja, es ist schwierig, gutes Personal zu finden. Kenne viele Firmen, die darüber klagen. Warum soll das bei der Mafia anders sein?
Hi, NinaW!
Du hast irgendwie den glattgeleckten Gangsterboss vor Augen, der zwischen Languste, Kaviar und Smoking entscheidet, dass Lorenzo sterben muss. Und er hat immer einen Halskatharr. Bastabum. Die Strukturen in der kriminellen Szene sind wesentlich dreckiger und einfacher gestrickt. Damit meine ich natürlich nicht die Hardcore-Heroindealer aus Bolivien. Die meisten Bankräuber machen im Schnitt etwa neun Fehler (Kriminalstatistik), bevor es überhaupt zur eigentlichen Straftat kommt. Der Durchschnittsplan besteht im Wesentlichen aus “Ich geh da rein und hol mir die Knete!”. Selten wird der Fluchtweg durchdacht (“Ich renne dann weg”). Geht natürlich auch anders: Vor etwa zwanzig Jahren hat mal jemand öp de Dörp auf dem Festland eine Bank überfallen. Fluchtfahrzeug - ein altes Damenfahrrad.
Die genialen Köpfe, the brain, findest Du auf bei Durchschnittskriminellen kaum. Davon ab ist Dimitri in erster Linie der Bodygard eines Geldhais, und für das Eintreiben zuständig, wobei es auch schon mal rustikaler zugehen kann. Ein Killer - leider weiter oben fälschlicherweise so benannt - ist er nicht.
Dimitri:
“Als Kind musste er sich um die wenigen Bleistiftstummel prügeln, um auf dem ranzigen Küchentisch seiner Eltern Hausaufgaben machen zu können, den er sich mit seinen elf Geschwistern tapfer teilte. Bildung war in seiner Familie ein kostbares, aber kaum erstrebenswertes Gut gewesen, das in den Augen seines Vaters nur Unheil erbrachte. Bei ihm reichte es gerade mal so, um in der Bibel zu lesen, und das ausschließlich im Alten Testament. Das Neue Testament war Dimitris Vater nach ein grosser Haufen Kuhmist, der nur dazu diente, die Menschen in allzu liberale Abgründe zu stürzen. Das alte Testament mit seinen Blut- und Bodenpredigten, in dem der liebe Herrgott Blitze, Meteoritenschauer oder Pfeile regnen ließ und einen Genozid nach dem anderen anzettelte, lag hingegen voll auf seiner Linie.”
Genau genommen ist Dimitris Job fast so wie eine typische, ukrainische Familienfeier (Aussage meiner ükrainischen Nachbarin auf die Frage hin, warum das Treppenhaus voller Blut sei…). Dimitris Talente sind sein massives Auftreten, seine Tattos, die fiese Glatze, seine recht niedrige Hemmschwelle, mal schnell ne Nase zu brechen und natürlich glotzt er immer böse. Kalle, einer meiner Heldis in diesem Roman, ist ein kleiner Fisch, der Schulden hat, es geht nicht um den Heiligen Gral oder ein Millionengeschäft, sondern er ist bei Morten Totschlag (Ja, ich weiss…) mit 80000 im Verzug, die Frist ist noch nicht einmal abgelaufen. Kalle gibt vor, dass er ein grosses Ding am Laufen hat - kein Wort war - und Dimitri soll ein Auge drauf haben. Leider schätzt Dimitri Kalle völlig falsch ein - Kalle ist ein halbes Hemd - und wähnt sich sicher.
Also keine Aktion, in der man einen russischen James Bond braucht.
Aber immer Danke fürs Hinterfragen.
Tja, ich bin vom organisiertem Verbrechen ausgegangen, das hat mit den von dir geschilderten Kleinkriminellen wenig zu tun.
Ich hoffe Dimitri ist dann auch nicht wirklich ein Bodyguard eines Geldhais, sondern einfach nur ein Schläger, sonst würde ich am Verstand des Typen zweifeln.
Allerdings würde ich einem Geldhai andere Möglichkeiten zusprechen, an qualifiziertes Personal zu kommen. Aber vielleicht ist der Geldhai auch eher nur ein lokaler Möchtegern-Hai.