Villa Wiesberger
Ich habe heute einiges geschafft und ein paar Schnipsel zusammengefügt, aus denen hoffentlich bald ein Ganzes wird.
Annemarie Koch war seit über zwanzig Jahren die gute Seele im Haus der Wiesberger. Verlässlich wie ein Uhrwerk erschien sie jeden Morgen um acht, brachte frische Brötchen vom Bäcker, setzte den Kaffee auf, deckte den Frühstückstisch. Wenn sie schließlich mit dem Glöckchen klingelte, war das der Startschuss für den Tag. Ein Ritual, an das sich alle im Haus gewöhnt hatten.
Ich bin immer noch auf der Schreibstielsuche, vielleicht habt ihr eine Meinung dazu?
Villa Wiesberger
Annemarie Koch war seit über zwanzig Jahren die gute Seele im Haus der Wiesberger und das mit einer Genauigkeit, die jeden Bahnhofsvorsteher vor Neid erblassen konnte. Punkt acht Uhr stand sie in der Küche, mit Brötchen frisch vom Bäcker. Auf dem Herd brodelte bald Wasser für den Filterkaffee. „Was anderes nannte sie reine Plörre“, und es kam für sie nicht infrage. Der Duft, der durch das Haus zog, vertrieb jede Müdigkeit und machte Laune.
Mit der gleichen Sorgfalt deckte sie den Frühstückstisch, strich Falten aus den Servietten und rückte die Butter um exakt zwei Fingerbreit nach rechts. Zum Schluss griff sie nach dem Glöckchen, das sie in einer Fernsehserie entdeckt hatte und so entzückend fand, dass sie es kurzerhand zur Pflichtveranstaltung erklärte. Seitdem läutete Annemarie den neuen Tag ein.
Doch dieser Sonntagmorgen brach mit allem. Schon beim Betreten der Küche spürte Annemarie, dass etwas seltsam war. Sie fiel in einen Zeitlupenmodus, alles lief mechanisch ab, ihre Gedanken waren nicht bei der Arbeit. Alles, was sie tat, das Kaffeewasser auf die Herdplatte stellen, das Schälchen der Katze ausspülen und neu füllen, war nicht real.
Sie blieb bewegungslos stehen, um zu begreifen, was war hier los? Sie wartete darauf, dass ihr die Katze um die Beine strich, aber nichts passierte, kein Schnurren, kein aufforderndes Maunzen. Das Tier war schlichtweg nicht da.
Sie nahm einen merkwürdigen Geruch wahr, der vom Wohnzimmer in die Küche wehte, unangenehm metallisch. Die Schiebetür der großen Fensterfront stand offen, ungewöhnlich, vielleicht war Frau Wiesberger schon auf und mit der Katze im Garten? Es ließ sie nicht in Ruhe. Annemarie stellte das Katzenschälchen auf der Kücheninsel ab und ging ins Wohnzimmer, schaute in den Garten hinaus. Nichts zu sehen, keine Spuren im Gras, die man im Morgentau hätte erkennen müssen. Sie drehte sich um und ging zurück Richtung Küche. Sie blieb wieder stehen, im Augenwinkel nahm sie etwas wahr. Da lag etwas. Annemarie ging einen Schritt zurück. Es war ein Hausschuh.
Den Satz braucht es nicht. Sie zeigt es, indem sie pflichtbewusst arbeitet, vielleicht sogar mit Leidenschaft.
Beispiel: A. K. stand um Punkt acht Uhr in der Küche …
Aktion! Beispiel:
Sie ruft: „Frau Wiesberger, möchten Sie draußen frühstücken?“
Antwort
„Ist die Katze bei Ihnen?“
Antwort
Dann schaut sie sich um … und findet den Hausschuh.
Apropos: Hat die Mieze einen Namen?
Ich wollte es ein bisschen mysteriös aufbauen, sie fühlt sich unwohl, in Gedanken ist sie nicht bei der Arbeit. Der Geruch im Unterbewusstsein könnte das ausgelöst haben, sie sucht, wo das herkommt, sie sieht die offene Tür. Die Katze ist nicht da, sie könnte im Garten sein. Sie geht zur Tür. Du hast recht, ich sollte der Katze einen Namen geben, den sie rufen könnte, aber, dass sie nach Frau Wiesberger ruft? Das würde sie im Haus tun, aber das hat sie noch nie getan, im Haus herumschreien.
Aber die Katze bekommt einen Namen.
Ich selbst finde den Schreibstil gut, den ich mir so eigentlich aneignen möchte und den ich mir in gefühlten 25 Varianten bis jetzt erarbeitet habe.
Das kann ich mir gut vorstellen. Und es leitet Spannung ein.
Vielleicht könnten die ersten Sätze weg. Was da steht zeigt sie evtl. in verschiedenen Szenen?
Du könntest ohne das „Geplänkel“ mysteriös beginnen. Zum Beispiel mit diesem Satz:
Ich meine zu verstehen, was du da machst und das hat wahrscheinlich schon zig Mal funktioniert und tut es in manchen Genres noch. Ähm, dennoch.
Es ist anzunehmen, dass der erste Satz (auch der erste Satz eines Kapitels) noch nie so wichtig war, wie jetzt; in dieser schnelllebigen Zeit, bombardiert mit Medienhäppchen aller Art, nebst Werbung.
Das wäre halt ein Gedanke. Also gleich rein in die Spannung und mehr show, nicht so viel tell.
Annemarie ruft normalerweise nicht durchs Haus. Sie weiß sich ja zu benehmen. Vielleicht tut sie es, vor lauter Schreck, weil die Mieze nicht da ist, zum allerersten Mal? Heute ist schließlich alles anders als sonst.
Solche Tipps würden sich in gewisser Weise auf den Schreibstil auswirken.
Apropos: Steht die Story soweit, dass es hauptsächlich um den Stil geht? Falls ja, würde ich loslegen und den ersten Entwurf machen. So gut es geht.
Dein Stil entwickelt sich wahrscheinlich „unterwegs“.
Verschiedene Stile auszuprobieren, ist eine gute Übung.
Doch irgendwann schreibt da ja mal der Rudolf