Das ist natürlich alles richtig, aber die ursprüngliche Frage war ja, wieso dieser Absatz so knallrot kommt: Die Antwort darauf ist vordergründig die, dass er eben viele lange Sätze und die langen Sätze viele vielsilbige Wörter enthalten, und man kann die Lesbarkeit verbessern, indem man kürzere Sätze macht und kürzere Wörter sucht. Die Antwort hinter der Antwort ist die (meiner eigenen Schreiberfahrung nach), dass eine “rote Stelle” (also: eine komplizierte Passage) ein Hinweis darauf sein kann, dass an dieser Stelle das “innere Bild” des Autors nicht klar genug ist.
Nun sagt Philemon, er sitze in dem Raum, beschreibe also einen Raum, den es tatsächlich gibt. Was kann daran schwierig sein? Nun, das kann sogar eher ein Hindernis sein, denn für den Roman ist nicht wichtig, wie Philemon den Raum erlebt (und beschreibt), sondern wie Franzi ihn erlebt (und beschreibt). Offenbar hängen in dem wirklichen Raum Gemälde, und Philemon fühlt sich bemüßigt, diese zu erwähnen und zu beschreiben, obwohl Franzi kein Interesse daran hat. Doch wer an etwas kein Interesse hat, dem fällt das gar nicht auf. Wenn ich z.B. in ein Zugabteil komme, in dem eine “Kicker” liegt, dann erlebe ich das nur als: “Auf einem der Sitze liegt eine Sportzeitung.” Ein Fußballfan dagegen würde registrieren, welche Zeitung es ist und was die Schlagzeile an sportlichen Sensationen verkündet, würde womöglich gefühlsmäßige Höhen oder Tiefen daraufhin durchleben, die mir alle entgehen. Aber ich würde nicht ins Tagebuch schreiben: “Die Kicker verkündet, der VfB hat den UEFA-Cup gewonnen, aber das hat mich nicht interessiert” – ich würde gar nichts darüber schreiben.
Es geht also beim Überarbeiten auch darum, sich ab und zu von den Worten zu lösen und zu überlegen, was man eigentlich ausdrücken wollte. In welcher Stimmung, mit welchen Hoffnungen oder Befürchtungen kommt Franzi in diesen Wartebereich? Das bestimmt, was sie wahrnimmt. (Wer damit rechnet, fristlos gefeuert zu werden, der hört z.B. nur sein Herz klopfen und würde weder Gemälde noch Zimmerspringbrunnen wahrnehmen.)
Grundsätzlich sei auch noch erwähnt, dass in vielen Fällen ein roter Absatz zwischen lauter vornehmlich grünen, gelben und blauen nicht unbedingt ein Problem sein muss. Da trägt der Leseschwung oft drüber hinweg.